Annette Fischer forscht zu Schlänger Flößwiesen

Schlangen. Von den ersten urkundlichen Erwähnungen gezielt gefluteter flussnaher Wiesen im 15. Jahrhundert über dessen wirtschaftliche Notwendigkeit im 19. Jahrhundert bis hin zum Naturschutz in heutiger Zeit hat sich die Bedeutung von Flößwiesen über die Zeit deutlich verändert. Diesen Wandel hat die Fotodesignerin und Heimatforscherin Annette Fischer in Heft 59 der Reihe &bdquo;Lippische Kulturlandschaften“ am Beispiel Schlangen dargestellt. Gemeinde, Bürgerstiftung Schlangen, Bezirksregierung und NRW-Stiftung ermöglichten mit Zuschüssen den Druck des Hefts.

Drei Mal im Jahr bekommen alle Mitglieder des Lippischen Heimatbunds zusätzlich zu den sechs Ausgaben der Zeitschrift &bdquo;Heimatland Lippe“ auch das Heft &bdquo;Lippische Kulturlandschaften“ zugeschickt. Während Lippes Höhepunkte wie das Hermannsdenkmal, die Externsteine, die Schlösser und Kirchen längst abgehandelt sind, liegen die Themen nun abseits ausgetretener Pfade. Die Autoren blicken auf Details jenseits vom Prunk, schauen in die Lokalgeschichte der Dörfer. &bdquo;Es gibt viel mehr Themen, als wir zunächst gedacht haben“, sagt der für die Reihe verantwortliche Dr. Stefan Wiesekopsieker.

Geschichtliche Zeugnisse sollen nicht verschwinden Annette Fischer ist bislang drei Mal als Autorin in den &bdquo;Lippischen Kulturlandschaften“ in Erscheinung getreten. 50 Jahre Kreis Lippe, die Geschichte der Lippischen Landes-Brandversicherungsanstalt und die Schlänger Fürstenallee waren ihre Themen. Anstoß, sich dem Thema Flößwiesen zu widmen, hatten Planungen gegeben, die in Schlangen zentrumsnah gelegenen Wiesen hinter der evangelischen Kirche neu zu nutzen. &bdquo;Man sprach von einem Bürgerpark mit Bühne und solchem Gedöns“, erinnert sich Fischer. &bdquo;Dabei wäre es fatal, wenn dieser Bereich verunstaltet würde.“ Geschichtliche Zeugnisse würden verschwinden. Denn noch heute lassen sich die Zuflussrinnen, die Stauwehre und Überleitungen sowie die angelegte wellenförmige Struktur der Wiesen erkennen - auch in Kohlstädt und Haustenbeck.

&bdquo;Geflößt wurde, um die Wiesen zu düngen“, weiß Fischer. &bdquo;Wenn es gut lief, konnte man so zwei oder drei Grasschnitte machen.“ Schon die Römer hätten diese Form der Graslandbewirtschaftung gekannt. Später verbreiteten die Klöster die Technik. Ende des 19. Jahrhunderts gab es Wiesenbauschulen (eine bekannte in Siegen), wo diese anspruchsvolle Bewirtschaftungsart gelehrt wurde. &bdquo;Geflößt wurde praktisch überall“, sagt Fischer. Erst in den 50er- und 60er-Jahren war diese aufwendige Technik durch den modernen Mineraldünger nicht mehr nötig.

Weil die Bauern sich beim Flößen der Wiesen absprechen mussten und es dabei hin und wieder auch Streit gab, sind auch alte Gerichtsakten gute Quellen für die Geschichtsforschung. Anfangs noch Gewohnheitsrecht, erließ die lippische Regierung erst 1812 entsprechende Gesetze. Konflikte gab es zwischen Müllern und Floßwiesen-Bauern genauso wie mit Fischteich-Nutzern. Oft stritt man sich um die Beweidung der Flößwiesen. War das satte Grasland doch auch für das Vieh nicht-flößender Bauern schmackhaft. All das schildert Fischer mit entsprechenden Zitaten in Heft 59 der &bdquo;Lippischen Kulturlandschaften“ anschaulich.

Steinkauze auf der Pastorenwiese Heute würden die Flößwiesen-Relikte oft unbedacht weggerissen, weil man für den Naturschutz Bäche und Flüsse wieder durchgängig machen wolle, bemerkt Fischer mahnend. Dabei biete schon das Mosaik unterschiedlich feuchter ehemaliger Flößwiesen Flora und Fauna vielfältige Möglichkeiten für eine Ansiedlung. &bdquo;Auf der Pastorenwiese gibt es Steinkauze“, freut sich Fischer. An den Niederen Knickwiesen brütete 2024 erstmals ein Storchenpaar. Auch seltene Pflanzen wie die Sumpfdotterblume und Kuckucks-Lichtnelke seien dort zu finden.

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