Wo der Schlänger Gasthof Sibille früher gestanden hat

Schlangen. Der Gasthof Sibille-Ostmann im Ortszentrum von Schlangen ist seit Jahrhunderten ein Treffpunkt für Einheimische und Besucher. Er hat einen neuen Eigentümer und wird derzeit modernisiert. Seine Geschichte beginnt bereits vor mehr als 400 Jahren. Die Buchautorin Annette Fischer ist profunde Kennerin der Schlänger Historie und hat unter anderem den dritten Band zur Ortsgeschichte Schlangens herausgegeben. Sie berichtet von den Anfängen des Gasthofs, der zuerst nicht in der Ortsmitte stand.

Schon in den alten Gasthöfen pulsierte das Leben. Hier trafen sich die Einheimischen nach getaner Arbeit, tauschten Nachrichten aus, und manchmal kam es nach gestiegenem Alkoholkonsum auch zu körperlichen Auseinandersetzungen, hinter denen nicht selten schon länger schwelende Konflikte steckten. Reisende kehrten ebenfalls hier ein. Entscheidend dafür war die Lage der Schankwirtschaft.

Gasthöfe oft an Wegen &bdquo;Der Standort war oftmals ein Hinweis auf stark frequentierte Wege, wie sie insbesondere im Raum Schlangen seit jeher eine große Bedeutung hatten“, berichtet Annette Fischer. Auswärtige Händler und andere Reisende trugen zum Einkommen der Wirtsleute nicht unerheblich bei. So wird es vermutlich auch beim Vorgänger des Gasthofes Sibille Ostmann, dem Finkenkrug gewesen sein; Namensgeber war wohl ein früherer Wirt.

Der Krug lag in der Nähe des sogenannten Hornschen Weges. Dabei handelte es sich um einen Strang der Alten Kölnischen Landstraße, der wiederum bei Paderborn vom Großen Hellweg abgezweigt war, erzählt Fischer. Während eine zweite Trasse der Kölnischen Landstraße durch Kohlstädt führte und danach im Bachbett der Strothe verlief, nahm der Hornsche Weg Kurs über die Große Egge in Richtung Externsteine.

Frühere Handwerkersiedlung Reisende passierten somit den Finkenkrug, der westlich der Fürstenallee und südöstlich des früheren Jagdschlosses der lippischen Grafen, heute ein Kreisseniorenheim, stand. In dem Bereich habe sich im Frühmittelalter sogar eine Handwerkersiedlung befunden, wo nicht nur für den örtlichen Bedarf produziert wurde, das belegen in den Jahren 2003 und 2004 durchgeführte Ausgrabungen, weiß Annette Fischer. Ganz in der Nähe fließt zudem ein namenloser Bach mit einer Furt, die Reisenden mit ihren Wagen das Durchqueren des Gewässers ermöglichte.

An den alten Finkenkrug selbst erinnerte lange Zeit eine alte einsame Eiche, die jedoch in den 1930er Jahren in Brand gesetzt worden war. 1981 wurde an der Stelle ein neuer Baum gepflanzt, der noch heute zu sehen ist. Einen ersten schriftlichen Hinweis auf den Finkenkrug gibt ein Schriftstück aus dem Jahr 1610, das eine Kontroverse zwischen dem alten Krüger und seinem Nachfolger, einem Johann Fincke, bezeugt, berichtet die Schlängerin.

Verlegung in den Ort Das Krugrecht, also die Genehmigung für das Betreiben eines Wirtshauses, vergab damals der lippische Graf, der auch seine Zustimmung erteilen musste, als es um die Verlegung des Finkenkruges ging. Schon 1628 habe es entsprechende Bestrebungen gegeben, doch zunächst kam es nicht dazu. Erst 1653 erhielt der damalige Finkenkrüger Hans Albert Sibille die Erlaubnis, seinen im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Krug nach Schlangen zu transferieren, wie es seinerzeit hieß.

Auf dem Areal der heutigen Gaststätte erstreckte sich in jener Zeit ein Buchweizenkamp. Das Holz der dort ebenfalls wachsenden Eichen durfte der Krüger zur Errichtung des neuen Gebäudes nutzen. 1654 wurden Albert Sibille schließlich die Krugrechte verliehen, ihm wurde &bdquo;das Krügern und Bierversellen“ gestattet, so die schriftliche Überlieferung. Nur wenige Schritte entfernt gab es noch einen Krug, der sogar schon 1542 gegründet worden war: Die spätere Gaststätte Poppe-Sibille. &bdquo;Der Gasthof wurde leider abgerissen“, stellt Annette Fischer mit Bedauern fest. An der Stelle befindet sich nun ein Mehrgenerationenhaus.

In Krügen traf man sich Auf ein beachtliches Alter blickt auch der Rosenkrug zurück, der immerhin seit 1662 besteht und heute unter dem Namen &bdquo;Gasthof Zur Rose“ geführt wird. Dieses nahe der früheren Grenze zum einstigen Fürstbistum Paderborn bzw. später zu Preußen gelegene Gasthaus bezeugt einmal mehr die verkehrsgünstige Lage Schlangens. Es existierten dort im 17. Jahrhundert also schon drei Gaststätten, die für das dörfliche Leben gleich in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung waren. Das galt insbesondere in Zeiten, in denen es weder Fernsehen und noch Freizeitangebote gab. Wenn dann Reisende vorbeikamen, die etwas zu erzählen hatten, wurde das begierig aufgenommen.

Mehr Wissenswertes steht in den drei Bänden zur Geschichte der Dörfer Schlangen, Kohlstädt, Oesterholz und Haustenbeck, sie sind erhältlich in Buchhandlungen.

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