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Wir in Lippe

Die Dorfgemeinschaft steht bei den Heimatfreunden Naptetal im Mittelpunkt

Horn-Bad Meinberg/Billerbeck. Als am 23. Oktober 1984 im Gemeinderaum der evangelischen Kirche Billerbeck die Heimatfreunde Naptetal aus der Taufe gehoben wurden, zählte der nicht eingetragene Verein 19 Gründungsmitglieder. Mittlerweile ist nicht nur die Eintragung ins Vereinsregister erfolgt, auch diese Zahl ist deutlich angestiegen. Zum Jahreswechsel hatten die Heimatfreunde 148 Mitglieder – bei einer Gesamteinwohnerzahl von 481 Bürgern ist das quasi fast jeder dritte Billerbecker.

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Allein diese Statistik lässt bereits erahnen, welch starker Zusammenhalt hier herrschen muss. Die Dorfgemeinschaft zu fördern und zu pflegen ist das entscheidende Ziel der Heimatfreunde Naptetal. Deshalb haben es sich die Verantwortlichen zur Aufgabe gemacht, in jedem Monat eine Aktion anzubieten. Bei ihren Veranstaltungen konzentrieren sie sich nicht auf ein Vereinsheim, sondern sind in ganz Billerbeck unterwegs: im Gemeindehaus der Kirche etwa, der Gaststätte „Zur Post" oder unter freiem Himmel auf dem großen Spielplatz. Hinzu kommen Ausflüge auf Weihnachtsmärkte oder der Besuch des Weihnachtsmärchens im Landestheater Detmold. Diese Fahrt findet bereits seit Jahrzehnten immer an Heiligabend statt; viele junge Erwachsene, die schon als Kinder mitgefahren sind, sind immer noch oder wieder dabei. „Ohne die aktiven Vereinsmitglieder und Helfer wären viele Aktionen nicht denkbar. Gemeinsam führen wir die Tradition weiter, die unsere Vorgänger begonnen haben", erklärt Ingrid Schäfer. Sie ist seit einigen Jahren die erste Vorsitzende der Heimatfreunde Naptetal.

Für sie macht Dorfgemeinschaft aus, dass „man sich immer wieder trifft und für jedes Alter etwas angeboten wird". Während in anderen ländlichen Regionen viele Familien die Dörfer verlassen und in die Großstädte ziehen, bleiben viele in Billerbeck , und nicht nur das: Es sind auch zahlreiche neu zugezogen. Viele von ihnen arbeiten bei den großen Unternehmen in der Region. „Und die sind von Billerbeck aus allesamt schnell zu erreichen, etwa in Blomberg, Detmold oder Paderborn", weiß Schäfer.

Die Familien sind auch gefragt bei der alljährlichen Müllsammelaktion im Frühjahr, die schon seit langem Tradition ist. Teilweise haben bereits die Eltern der Jungen und Mädchen, die heute an einem Vormittag im Frühjahr unterwegs sind, die Straßen und Wege des Dorfes von Müll und Unrat befreit. Vor drei Jahren pflanzten die Heimatfreunde zudem in Zusammenarbeit mit der Forstabteilung des Landesverbandes Lippe und mit finanzieller Unterstützung einer Billerbecker Familie eine Streuobstwiese in der Nähe des Norderteichs. Dabei konzentrierten sie sich auf alte Obstsorten wie die Rote Sternrenette, die einst der klassische Weihnachtsapfel war. „Wenn Äpfel reif im Baum hängen, dürfen sie gepflückt werden", meint Ingrid Schäfer. „Aber auch heruntergefallenes und liegen gebliebenes Obst ist wichtig für die Tierwelt." Auch hier waren die Kinder mit dabei, schließlich ist es auch eine Aktion für ihre Zukunft: „Wenn sie später mal wiederum mit deren Kindern dort spazieren gehen, können sie sagen: Das haben wir gepflanzt."

Für die Streuobstwiese erhielten die Billerbecker einen Umweltpreis – nicht die erste Auszeichnung für die engagierten Heimatfreunde. Auch an dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden" und dem Nachfolger „Unser Dorf hat Zukunft" nahmen sie in der Vergangenheit erfolgreich teil, so etwa 2008, als von allen teilnehmenden Ortschaften aus Horn-Bad Meinberg der erste Platz belegt wurde. Apropos: Wenn die benachbarten Dörfer wie Ottenhausen, Bellenberg oder Belle einen Festumzug veranstalten, folgen die Billerbecker mit ihrem Festwagen „Waschtag in Billerbeck" oder der Fußgruppe „Mönche vom Norderteich" gern der Einladung.

Das neueste Projekt ist ein Mehrgenerationentreff, zu dem die Billerbecker in lockerer Atmosphäre zusammenkommen können. So wie erstmals im April dieses Jahres, als Ann-Kathrin Habighorst vom Kreis Lippe zu Gast war. Hintergrund: Billerbeck ist als eines von sechs Modell-Dörfern ausgewählt worden, welches unter dem Projektnamen „Smart Country Side " (was frei übersetzt so viel heißt wie ‚digitale Vernetzung auf dem Lande‘) auf die digitale Zukunft vorbereitet werden soll. Dazu stellte Habighorst eine Solarenergiebank mit WLAN-Funktion vor. Wobei genau bei diesem Thema der Schuh noch ein wenig drückt. Denn wenn es noch einen Wunsch der Billerbecker gibt, der bisher unerfüllt blieb, ist es ein schnelles Internet. Das nächste gemütliche Treffen ist im November zum kleinen Laternenfest geplant.

Sommerfest mit besonderen Gästen

Klimaschutz: Erneuerbare Energien sind auch im Naptetal ein Thema, wie etwa die Solarenergiebank beweist. - © Heimatfreunde Naptetal
Klimaschutz: Erneuerbare Energien sind auch im Naptetal ein Thema, wie etwa die Solarenergiebank beweist. (© Heimatfreunde Naptetal)

Die Veranstaltungen der Heimatfreunde Naptetal sind zahlreich und vielfältig. Aber es ist vor allem das Sommerfest, das alle zwei Jahre zu den Höhepunkten des Vereins gehört. Am ersten September-Wochenende war es wieder so weit – bei bestem Wetter konnten die Billerbecker sogar ganz besondere Gäste begrüßen.

Vor 34 Jahren wurden die Heimatfreunde Naptetal gegründet, die Feier eines „runden" Geburtstages steht also frühestens im kommenden Jahr wieder an. Und doch fand nun unter den Eichen ein großes Jubiläumskonzert statt: Es spielte das Blasorchester Billerbeck, das in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert. Aber Vorsicht, es besteht Verwechslungsgefahr: Das Billerbeck, aus dem das Ensemble stammt, liegt im Kreis Coesfeld, zählt fast 12.000 Einwohner und verfügt über ein neugotisches Rathaus und den imposanten Ludgerus-Dom mit Doppelturmfassade.

„Es gibt vier Billerbecks in Deutschland", erklärte der Vorsitzende Norbert Große Daldrup. „Für unser Jubiläumsjahr hatten wir die Idee, die anderen Orte zu besuchen und dort aufzutreten." Jedoch habe nur das lippische Billerbeck auch den Mut gehabt, sich auf dieses kuriose Vorhaben einzulassen. Im Januar reiste Große Daldrup erstmals zu den Namensvettern im Naptetal. „Das ist ein toller, beschaulicher Ort hier", schwärmte er. Man einigte sich auf eine Beteiligung beim Sommerfest, und so traten die 25 angereisten Musiker am Festwochenende gleich dreimal für jeweils zwei Stunden auf. Am Freiluftgottesdienst, der durch das spontane Mitwirken eines katholischen Pfarrers in den Reihen der Münsterländer kurzfristig ökumenisch erweitert wurde, beteiligten sie sich ebenfalls. „Es war beeindruckend, wie perfekt Blasorchester und Choral harmonierten", freute sich Ingrid Schäfer, die Vorsitzende der Heimatfreunde. „Das war schon eine ganz besondere Atmosphäre."

Und auch sonst zeigten sich die Veranstalter begeistert von ihren Gästen. Mit seinem Repertoire von Swing über bayrische Marschmusik bis hin zu modernen Stücken sei das Blasorchester bei den Besuchern gut angekommen, betonte Schäfer: „Sie waren sicher nicht zum letzten Mal hier." Dass Lipper und Münsterländer gemeinsam eine gute Zeit verbrachten, lag vor allem auch an der wieder einmal exzellenten Vorbereitung der Heimatfreunde. Von den Kinderaktionen mit Disco, Schminken und Wasserspielen der Feuerwehr, bei denen unter anderem ein brennendes Papphaus mit dem Schlauch gelöscht werden musste, über die Sektbar und die Sommernachtparty bis hin zum Gottesdienst, Frühschoppen und gemütlichen Ausklang am Sonntag kam das Programm wieder gut an. „Nicht nur die jungen Leute beider Seiten haben bis weit in die frühen Morgen zusammen gefeiert", verriet Schäfer

Veranstaltungen

Samstag, 13. Oktober: Pickertessen im Gemeinderaum

Samstag, 3. November: Laternenwanderung mit den Kindern

Sonntag, 18. November: Kranzniederlegung zum Volkstrauertag am Ehrenmal an der Kirche

Freitag, 30. November: Adventsbasteln mit den Kindern im Gemeinderaum

Samstag, 8. Dezember: Fahrt zu einem Weihnachtsmarkt

Montag, 10. Dezember: Adventskaffeetrinken mit den „Senioren ab 65" im Gasthaus „Zur Post"

Montag, 24. Dezember: Besuch des Weihnachtsmärchens im Landestheater Detmold

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