Bielefeld (jr). Vier Minuten lang hat der ehemalige Chef der Bielefelder "Hells Angels Turkey Nomads" in einer Videobotschaft an seine ehemaligen Rockerbrüder eine Schmipftirade losgelassen, nachdem der 26-Jährige wegen seiner kurdischen Herkunft aus dem türkischen Motorradklub geschmissen worden war. Nun hat sich der Bielefelder über Facebook bei den Chefs des türkischen Hells-Angels-Charters zum Teil entschuldigt.
Was war passiert? Weil der 26-jährige Kurde auf seiner Facebook-Seite den Völkermord der IS-Terroristen an Kurden und Jesiden angeprangert hatte und Fotos und Videos von kurdischen Freiheitskämpfern (Peschmerga) gepostet hatte und diese auch nicht zu löschen bereit war, war der Bielefelder in der Nomads-Zentrale in Izmir in Ungnade gefallen.
Offensichtlich ist der Bielefelder nach seinem Video ("Ihr seid keine Hells Angels, die Nomads Turkey machen die Hells Angels kaputt", "Ihr werdet sehen, was für Rassisten das sind, das sind Faschisten") noch konkreter bedroht worden. Immerhin hatte der Bielefelder auch in dem Video angekündigt, sich "bis zum letzten Tropfen" zu verteidigen.
Zur Erklärung: Wer bei den Hells Angels rausfliegt, nachdem er dem Motorradklub Schaden zugefügt habe, gilt als vogelfrei. Das heißt, dass ein Angriff auf den Ex-Bruder durch Hells-Angels-Mitglieder durchaus möglich erscheint.
Nicht zuletzt deshalb gab es offensichtlich nochmal ein Gespräch zwischen dem "vogelfreien" Bielefelder und dem berüchtigten Boss der Nomads Turkey, Neco Arabaci, der vor Jahren aus Deutschland ausgewiesen wurde und seitdem seine türkischen Höllenengel von Izmir aus lenkt.
Anschließend postete der Bielefelder auf Facebook: "Nach einem klärenden Gespräch mit der Türkei, welches keine offenen Fragen lässt, möchte ich mich hiermit bei den HAMC Nomads Türkei entschuldigen. Ich habe mich ungerecht behandelt gefühlt und überreagiert."
Mit einem Rückzieher in Vollendung endet der 26-Jährige: "Diese Entscheidung kommt aus freien Stücken und insbesondere aus dem Grund, weil letzten Endes der "Neco Abi" und Nomads Turkey keine Faschisten sind." Selbstverständlich bliebe der Bielefelder aber stolzer Kurde.
Nach Informationen von BILD-Online soll die Polizei in Bielefeld darüber beratschlagen, ob der "vogelfreie" Bielefelder unter Schutz getsellt werden muss. Die Polizei gab dazu keine offizielle Stellungnahme ab.