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Kreis Paderborn

Paderborner Caterer stellt Kantinen-Belieferung nach Listerienfund ein

Listerien im Milchreis eindeutig nachgewiesen / Paderborner Betrieb stellt Essenslieferung an Schulen ein

Kreis Paderborn. Am vergangenen Freitag gab es als Hauptgericht noch Wirsingauflauf oder wahlweise Nudeln in den Schulen, die vom Paderborner Caterer Menüplan beliefert wurden. Es sollten die letzten Gerichte aus der Großküche sein, der seinen Betrieb von einem zum anderen Tag eingestellt hat, nachdem Laborproben eindeutig ergeben haben, dass es Menüplan-Milchreis war, der im März bei 152 Kindern und elf Erwachsenen aus vier Kindergärten und einer Grundschule im Kreis Paderborn zu schweren Brechdurchfall-Erkrankungen geführt hatte.

Laut aktuellem Befund des veterinärmedizinischen Instituts der Universität München wurden in den Milchreisproben extrem hohe Zahlen an Listerien nachgewiesen: Mehrere Millionen der gefährlichen Bakterien pro Gramm führten zu heftigen Krankheitsverläufen bei den Betroffenen.

"Das Ergebnis erklärt sehr gut das Charakteristikum des Ausbruchsgeschehens: ungewöhnlich kurze Inkubationszeit, nahezu zeitgleiches Auftreten, zumeist kurzer, sehr heftiger Krankheitsverlauf mit hohem Fieber, Durchfall und Erbrechen", erklärt Georg Alles. Für den Leiter des Kreisgesundheitsamtes war sofort klar, dass bei dem Krankheitsmuster von einer Lebensmittelvergiftung auszugehen ist.

Menüplan für Stellungnahme nicht erreichbar

Bei der Suche nach den möglichen Ursachen stellte sich heraus, dass die betroffenen Einrichtungen von demselben Caterer beliefert worden waren und alle Erkrankten Milchreis gegessen hatten. Sowohl im verzehrten Milchreis wie auch in Stuhlproben von sechs der erkrankten Kinder wurden vom Robert-Koch-Institut und vom Bundesinstitut für Risikobewertung durch feindiagnostische Untersuchungen schließlich nicht nur Bakterien der Gattung Listeria nachgewiesen, sondern auch der "genetische Fingerabdruck" des Erregers genommen: "Es gibt verschiedene Typen, von denen nur einige bei Menschen Erkrankungen auslösen. Die jetzt nachgewiesene Art heißt Listeria monocytogenes", erklärt Alles.

Der Inhaber von Menüplan war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Laut einer Sprecherin des Kreises Paderborn wurde er bereits am Donnerstagnachmittag von der Behörde über die Ergebnisse der Laboruntersuchungen informiert und hatte daraufhin schriftlich erklärt, "dass er in seiner Produktionsstätte keine Speisen herstellen, behandeln oder in den Verkehr bringen werde".

Das plötzliche Aus des Caterers hat Schulen und Verwaltung kurzfristig vor Probleme gestellt, die über das Wochenende allerdings schon vielerorts gelöst wurden. Insgesamt 3.500 Essen hat Menüplan alleine im Stadtgebiet von Paderborn jeden Mittag ausgegeben, hinzu kommen Schulen und Kindergärten in Bad Lippspringe und Alfen sowie in den Kreisen Höxter und Warburg. Während in Höxter die zentrale Schulmensa am Montag geschlossen blieb, hatte die Stadt Paderborn bereits am Freitag Schulleiter, Schüler und Eltern der betroffenen Schulen darüber informiert, dass die Lieferung durch die Firma Menüplan eingestellt wird.

Andere Caterer springen ein

In dem Schreiben an die Friedrich-Spee-Gesamtschule, das dieser Zeitung vorliegt, heißt es: "Es ist trotz der sehr kurzfristigen Entscheidung gelungen, ein Ersatzunternehmen zu beauftragen, so dass die Mittagsverpflegung nicht komplett ausfallen wird."

Auf Nachfrage sagte Jens Reinhardt, Leiter des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit und Stadtmarketing: "Der Caterer Esslust übernimmt bis zu den Sommerferien die Versorgung der Schulen, danach wäre der Vertrag ohnehin neu ausgeschrieben worden. In den Kindergärten gibt es weniger Probleme, denn dort sind größtenteils Kochfrauen im Einsatz."

Auch in Bad Lippspringe ist ein ortsansässiger Caterer kurzfristig eingesprungen. "Es geht um 400 Essen am Tag. Die Versorgung der Realschule wird jetzt neu ausgeschrieben", sagte Sprecherin Sabrina Düsenberg.

Nicht nur für die Schüler- und Lehrerschaft ist das Aus des beliebten Caterers ein Schock. Auch die 62 Angestellten von Menüplan stehen vor einer ungewissen Zukunft: Ihnen soll bereits Ende vergangener Woche gekündigt worden sein.

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