Club Stereo erklärt Verhalten der Türsteher beim Test mit Asylbewerbern

Bielefeld. Der Test an den Türen von Diskos in Bielefeld und Herford beschäftigt weiterhin die Partyszene. Redakteurin Miriam Scharlibbe versuchte vergeblich, mit 13 Asylbewerben Einlass in verschiedene Clubs zu bekommen. Nachdem es bereits eine gesammelte Presseerklärung der Bielefelder Clubs gab, schickte uns das Stereo eine eigene Stellungnahme. Darin bedauert Clubbetreiber Mirko Schmidt, dass eine Person aus der Testgruppe nicht in die Disko durfte, weil sie keine gültige Meldeadresse ausweisen konnte. Er begründet diese Entscheidung mit dem Bezahlsystem mit Abstreichkarten. Im Stereo bekomme jeder Gast eine Karte, die beim Verlassen des Clubs abgerechnet werde, also eine Art Kreditkarte. Meldeadresse sei für offene Beträge notwendig "Leider kommt es vor, dass Gäste die Karte verlieren, verlegen oder nicht genügend Geld dabei haben, um zu bezahlen." In diesen Fällen müsse das Stereo den Betrag mit einer Rechnung auf dem Postweg einfordern. Falls der Betrag dann immer noch nicht bezahlt werde, erfolge ebenfalls per Post ein Mahnverfahren, so dass "wir zwangsläufig eine gültige Meldeadresse haben müssen". Da Flüchtlinge und Asylanten vom Staat zunächst keine Adresse und keine Personalausweise bekommen würden, habe das Stereo bisher keine reguläre Handhabe, das Problem zu lösen. "Und wir müssen auch gestehen, dass wir uns nicht mit allen Papieren, die zum Beispiel ein Asylsuchender hat, immer perfekt auskennen. Haben wir keine, ergo keine glaubhafte Adresse, möchten wir das Risiko unseres Forderungausfalls nicht eingehen." Der Club habe schon eine ziemlich lange Liste offener Forderungen aus solchen Vorfällen. Es seien nicht nur Asylsuchende betroffen Vergessen dürfe man auch nicht, dass man diese entgangenen Einnahmen trotzdem versteuern darf und auch den Wareneinsatz zu zahlen habe. "Von dem unschönen Verwaltungsaufwand ganz zu schweigen." Von dieser strikten Praxis seien nicht nur Asylsuchende oder Flüchtlinge betroffen, sondern auch 'Personalausweisbesitzer', die Ihren Perso vergessen haben. Es gebe eine große Anzahl 'Deutscher', die aus genau diesem Grund nicht ins Stereo gekommen seien." Ausnahmen mache das Stereo nur bei Stammgästen oder Freunden des Hauses. Um das Problem wenigstens vereinzelt für die betroffenen Flüchtlinge und Asylsuchenden zu verbessern, habe das Stereo mit etablierten Institutionen wie zum Beispiel Pro Asyl e.V. Regelungen, wie Personen ohne die in diesem Sinne 'notwendige Ausweispapiere' im Stereo feiern kommen könnten. "Organisationen, die mit uns ebenfalls in dieser Sache in Kontakt treten wollen, können uns gerne emailen an: info@stereo-bielefeld.de." "Gäste sind genau so bunt wie unser Team und so soll es bleiben" Das Stereo sei ein bunter Laden mit sehr liberaler und lockerer Türpolitik. "Wie bunt gemischt unsere Gäste sind, könnt ihr gerne selber anschauen auf einer Fotogalerie irgendeiner Party im Stereo" Der Club sei nicht im Ansatz rassistisch und es stehe den Betreibern sehr fern, irgendjemanden zu diskriminieren. "Unsere Gäste sind genau so bunt wie unser Team und so soll es bleiben. Wir möchten aber auch klar stellen: 'deutsch sein' ist kein Freifahrtsschein um ins Stereo zu kommen – 'nicht deutsch sein' aber ebenso wenig." Es würde immer wieder, jeden Abend, jede Nacht, so sein, dass jemand nicht reinkomme. Deutsche genau so wie Menschen mit Migrationshintergrund. Denn als Club "vertreten wir ein bestimmtes Konzept und wir haben auch einen Sicherheitsauftrag gegenüber unseren Gästen zu vertreten." "Schaut Euch an, wie 'unsere' Realität aussieht" Schmidt findet, dass "unsere Jungs an der Tür seit über 9 Jahren einen guten Job machen". Aber auch sie seien nicht unfehlbar, "genau so wenig wie wir, und auch in Zukunft wird es immer wieder Unzufriedenheiten geben". Das liege nun mal auch in der Natur der Sache. Die NW dürfe gerne vor und hinter die Kulissen schauen. "Schaut Euch an, wie 'unsere' Realität aussieht. Wie wir arbeiten, wie unsere Sicherheitsmitarbeiter arbeiten, was für Menschen wir sind. Kommt unangekündigt oder angekündigt, recherchiert offen oder verdeckt." Das sei ganz egal. "Aber bitte berichtet nicht so banal populistisch und ohne objektiv zu recherchieren. Das steht Euch nicht." Demjenigen, der an dem Abend nicht ins Stereo reingekommen ist, möchte Schmidt persönlich die Situation erklären. "Falls sich in Zukunft übrigens doch jemand vom Stereo-Team ungerecht behandelt fühlt, freuen wir uns über eine Rückmeldung hierzu an: beschwerde@stereo-bielefeld.de"

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €

Weiterlesen mit LZplus