Horrorclowns verbreiten auch in Bielefeld Angst

Bielefeld. Unbekannte Personen mit gruseligen Clownsmasken tauchen derzeit in vielen deutschen Städten auf, um Passanten zu erschrecken und diese scheinbar sogar anzugreifen. Der Trend aus den USA nennt sich "Killer Clown Prank" (engl.: Streich), zahlreiche Videos davon finden sich im Internet. In Gelsenkirchen haben Gruselclowns sogar einen Passanten (33) mit einem Messer verletzt. Andere greifen zur Motorsäge.

In Bielefeld sorgt der Gruseltrend auch bereits für Entsetzen - auch wenn bisher wohl nur ein Kind so einen Clown gesehen haben will. Eine Bielefelder Mutter (37) hat am Freitag die Ankündigung eines solchen Streichs an die Polizei übergeben. In der Chatnachricht eines Nutzers mit dem Clown-Profilfoto von Stephen Kings "Es" heißt es im Wortlaut: "macht euch gefasst, ihr werdet sicherlich mit mir in Bielefeld mitte ein Bisschen Spaß haben. Meine Kollegen sind ab dem 22.10.2016 in Bielefeld überall verteilt. [...] Mein leben ist sowieso vorbei also ist mir schitte ob euch etwas schlimmes passiert!! Kirmes black out würd ich ma sagen. [...]"

Die Tochter (14) der 37-Jährigen hatte diese Nachricht am Donnerstagabend auf ihrem Smartphone erhalten und vor lauter Angst die ganze Nacht nicht mehr schlafen können. In einer Facebook-Gruppe stellte die Mutter dann die Nachricht zur Diskussion und entfachte damit eine hitzige Debatte. Viele halten den Post für die haltlose Drohung eines dummen Jungen. Andere wollen sich wehren. Wieder andere nehmen vor allem den Satz des Schreibers ernst, dass sein "Leben sowieso vorbei" sei.

Hella Christoph von der Polizei kennt den Vorgang seit Freitag: "Der Fall ist hier aktenkundig, es werden derzeit noch Ermittlungen durchgeführt." Eine Einschätzung, ob die Nachricht ernstzunehmen ist, war noch nicht möglich. "Sollte es gelingen, den Urheber ausfindig zu machen, werden ihn Beamte aufsuchen und eine Gefährderansprache durchführen." Die Beamten nehmen sich den Verursacher also vor die Brust und zeigen ihm die Konsequenzen auf.

Die 37-jährige Mutter, die mit Hilfe ihres Sohnes (16) inzwischen einige der "Prankvideos" im Internet gesehen hat, findet die Vorstellung dennoch furchtbar, dass ihr so ein Clown auflauern könnte: "Todesangst ist für mich auch eine Verletzung."

Polizeisprecherin Hella Christoph rät: "Sollte so ein Clown tatsächlich eine Motorsäge oder Waffe in der Hand haben, würde ich weglaufen und definitiv per 110 die Polizei rufen." Sie würde so einen Vorfall im Bereich der versuchten Körperverletzung ansiedeln. "Natürlich kann aber auch jemand mit Clownsmaske ganz friedlich zu einem Freund gehen." Christoph appelliert deshalb an das Bauchgefühl der Zeugen.

Wie viel allein die Vorstellung auslösen kann, zeigt ein Fall aus Brake. Dort soll am 28. September ein Mann mehrfach mit einer Clownsmaske Passanten und Kinder erschreckt haben. Die Polizei schickte einen Streifenwagen vorbei, konnte aber keinen Clown finden, so Christoph. In Brake brodelte daraufhin die Gerüchteküche. Vor allem die Schüler und Eltern der Grundschule gerieten in Aufregung.

Die Schulleitung soll daraufhin empfohlen haben, die Kinder nicht mehr alleine zur Schule zu schicken. Laut Christoph hatte sich später aber herausgestellt, dass niemand den Clown wirklich gesehen hatte. "Nur ein Kind blieb bei seiner Darstellung, die anderen rückten von ihrer ersten Schilderung wieder ab."

Das NRW-Innenministerium nimmt die jüngsten Attacken der Horrorclowns sehr ernst. "Es ist kein Spaß, andere Menschen verkleidet und manchmal sogar bewaffnet zu erschrecken. Es ist einfach nur sadistisch, wirr und gefährlich", sagte ein Sprecher zur Rheinischen Post . "Die NRW-Polizei nimmt das Problem deshalb sehr ernst." Zumal die Hysterie in den sozialen Medien wie Treibstoff wirke. "Je mehr Postings erscheinen, desto mehr Nachahmer tauchen auf."

Kommentar Echte Horror-Clowns von Kurt Ehmke

Social Media ist vielen gute Unterhaltung. Das ist okay so. Doch wenn über Facebook aus den USA Trends wie die Horror-Clowns zu uns herüberschwappen, sind Soziale Netzwerke echter Horror – im Sinne des Wortes.

Was treibt Leute um, die andere, ihnen fremde Menschen mit inszenierten Kettensägenmassakern erschrecken und sich am Schock der Unbekannten weiden? Wie pervers geht es denn? Und was ist daran lustig?

Nichts, natürlich.

Es geht nur um den Tabubruch, um das Gefühl, anders als andere zu sein. Bürgerliche Kategorien werden gesprengt. Unkritisch und unreflektiert werden Trends aus dem vermeintlich hippen Amerika übernommen. Dabei sind es unsere Werte, die viel hipper sind als dieser Mist.

Und zum Glück schätzen es Experten juristisch schärfer ein als den früheren Tatbestand des &bdquo;Groben Unfugs", der heute als &bdquo;Belästigung der Allgemeinheit" daherkommt.

Offenbar handelt es sich vielmehr um versuchte oder vollzogene Körperverletzung – und das ist es auch.

Wenn ein Kind nach der Begegnung mit einem Horror-Clown nächtelang Albträume hat, ist das eine Folge des vermeintlichen Spaßes, die sich körperlich auswirkt.

Wer in der Tiefgarage einen Schock erleidet, weil ein Spinner dort eine Leiche inszeniert hat und dieser spontan den Kopf absägt, hat wenig zu lachen und ist körperlich gravierend betroffen.

Deshalb, Clowns und Horror-Clowns dieser Stadt: Markiert euch den 27. Februar 2017 fett im Kalender – da ist Rosenmontag, euer Tag. Und das bitte ohne Kettensäge.

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