Paderborner Modell: Kastrationspflicht statt Katzensteuer

Paderborn/Detmold. Immer dann, wenn das Tierheim in der Nachbarschaft einen Aufnahmestopp für Katzen verhängen muss, wird vielerorts über das Problem streunender Katzen gestritten. Doch zu einer bundes- oder landesweit geltenden Lösung des Problems haben sich die Kommunen noch nicht durchringen können.

Jagd- und Landwirtschaftsverbände fordern deshalb die Einführung einer Katzensteuer , Naturschützer und Veterinäre hingegen eine Kastrationspflicht für Katzen, die in immer mehr Kommunen Hoffnung auf ein Ende des Katzenelends macht. Als Vorbild gilt bundesweit das Paderborner Modell.

Seit 2008 müssen Katzenhalter in Paderborn, die ihren Tieren Auslauf ins Freie gewähren, ihre Katzen, die älter als fünf Monate sind, von einem Tierarzt kastrieren und durch eine Tätowierung oder einen Mikrochip kennzeichnen lassen. Als Katzenhalter gilt auch, wer regelmäßig freilaufende Katzen füttert.

Weniger Katzen im Tierheim abgegeben Die Verordnung werten sowohl die Stadtverwaltung als auch der Tierschutzverein als Erfolg. &bdquo;Ausgangspunkt des Beschlusses war die unkontrollierte Fortpflanzung herrenloser Katzen, die zu einem großen Katzenelend in der Stadt geführt hat", erklärt Stadtsprecherin Katharina Multhaupt.

Seit der Einführung der Verordnung werden weniger Katzen im Paderborner Tierheim abgegeben. &bdquo;Es hat einige Zeit gedauert, doch im Laufe der Jahre hat sich die Kastrationspflicht positiv bemerkbar gemacht", ergänzt die Vorsitzende des Paderborner Tierschutzvereins Tiere in Not, Gabriele Votsmeier.

Die Stadtverwaltung setzt mit der Kastrationspflicht auf die Sensibilisierung von Katzenhaltern. &bdquo;Theoretisch können Bußgelder in Höhe von 200 und 300 Euro pro Kater und Katze erhoben werden, doch bislang wurde kein Bußgeld erhoben. Es funktioniert auch ohne Ahndung", sagt Multhaupt. Die Kastration von Katern kostet rund 60 Euro, die von Katzen rund 90 Euro.

Das Paderborner Modell haben nach Angaben des deutschen Tierschutzbundes bundesweit 430 Kommunen übernommen. In NRW sind es 94 und in OWL 34. Der Tierschutzbund spricht sich für eine deutschlandweite Regelung aus. Daraus wird aber vorerst nichts, denn die Bundesregierung hält das für unverhältnismäßig, da streunende Katzen nur in manchen Regionen ein Problem sind.

In Detmold gilt die Verordnung seit 2012. &bdquo;Seit der Einführung der Kastrationspflicht werden weniger Katzen im Tierheim abgegeben, vor allem weniger Katzenwelpen", erklärt Tierpflegerin Marike Klasmann vom Tierheim Detmold. &bdquo;Wir klären auf und haben das Gefühl, dass die Verordnung viele Menschen zum Nachdenken bringt und auf das Katzenelend aufmerksam macht."

Trotzdem werden auch im Detmolder Tierheim nach wie vor viele Katzen abgegeben oder ausgesetzt. &bdquo;Besonders wütend machen uns Katzenhalter, die trotz Aufklärung mehrfach Katzenwelpen bei uns abgeben und sich nicht daran stören, dass sie eine Ordnungswidrigkeit begehen", sagt Klasmann.

&bdquo;Solche Menschen erzählen uns dann immer wieder, dass sie die Tiere gefunden haben. Sie wissen, dass wir ihnen nur sehr schwer nachweisen können, dass sie die Halter der Tiere sind oder sie zumindest gefüttert haben."

Klasmann und ihre Kollegen hoffen deshalb, dass die Kastrationspflicht besser überprüft wird. &bdquo;Nur, wenn alle Katzenhalter das Thema Kastration ernst nehmen, kann dem Katzenelend ein Ende gesetzt werden." Denn jede unkastrierte Katze, die frei laufen darf, wird sich früher oder später vermehren und kann zweimal im Jahr jeweils vier bis sechs Nachkommen zeugen. Diese Nachkommen können dann selbst ab sechs Monaten wieder neue Katzen zeugen.

Auch der deutsche Jagdverband befürwortet das Paderborner Modell. &bdquo;Doch wenn das nicht hilft, ist die Politik gefordert, weitere Maßnahmen zu treffen, zu denen auch eine Katzensteuer gehören könnte", erklärt der Verbandspräsident Hartwig Fischer und verweist auf zwei Millionen streunende Katzen, die nach Angaben des Tierschutzbundes in Deutschland leben.

Die Kommunen in NRW lehnen die Katzensteuer jedoch ab, erklärt ein Sprecher des Städte- und Gemeindebunds. Der Aufwand für die Verwaltung wäre wegen des geringen Ertrags nicht gerechtfertigt.

Geschichte der Hundesteuer Die Hundesteuer ist wie jede Steuer eine öffentlich-rechtliche Abgabe, der keine bestimmte Leistung wie etwa das Reinigen der Straßen von Hundekot gegenübersteht. Erste Hinweise auf eine Hundesteuerart finden sich schon Mitte des 13. Jahrhunderts in den Niederlanden. Im Mittelalter wurde die Jagd auf Hochwild zum Privileg der Adligen. Sie hetzten Wild mit Hunden, für die andere aufkommen mussten. Insbesondere Bauern mussten dem Adel Hunde zur Verfügung stellen oder stattdessen eine Abgabe an den Adel zahlen.

In der Neuzeit um 1755 entwickelte England eine erste Form der Hundesteuer, um die Zahl streunender Hunde einzudämmen. Daraus entwickelte sich 1796 eine erste englische Luxussteuer für Hundehalter. In Deutschland wurde die Steuer erstmals 1807 in Offenbach am Main erhoben. Für Hunderassen wie Pitbull können die Kommunen einen erhöhten Steuersatz bestimmen.

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