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Ex-Ratsherr aus Herford stellt sich der Polizei

Thomas Hagen

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- © Symbolbild Bernhard Preuss
Polizei (© Symbolbild Bernhard Preuss)

Herford/Hamm. Der untergetauchte ehemalige Herforder Ratsherr Daniel B. hat sich nach 322 Tagen auf der Flucht mit seinem Neffen der Polizei in Hamm gestellt. Der 44-Jährige wurde mit internationalem Haftbefehl wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener gesucht.

Mittwoch stellten sich Daniel B. und sein Neffe der Polizei in Hamm. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld und die Polizei Herford führen die weiteren Ermittlungen gegen den 44-Jährigen. Der Beschuldigte werde dem Haftrichter vorgeführt und der Untersuchungshaftbefehl verkündet, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Der ehemalige Ratsherr und einstige Fraktionsvorsitzende der Bürger für Herford (BfH), Daniel B., war in Begleitung seines inzwischen 16-jährigen Neffen vor neun Monaten aus Berge bei Hamm untergetaucht.

Warum sich B., der zuletzt in Löhne gemeldet war, zum jetzigen Zeitpunkt der Polizei stellte, ist nicht bekannt. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei haben sich die Beiden in den vergangenen Monaten im benachbarten Ausland, vermutlich den Niederlanden, aufgehalten. Nicht einen Hinweis auf den Verbleib der Beiden hatte es in der Zwischenzeit gegeben.

Am Tag des Verschwindens hatte Daniel B. – selbst Vater zweier Kinder im Grundschulalter – nach Informationen dieser Zeitung rund 17.000 Euro von seinem Konto abgehoben. Bis Ende vergangenen Jahres hatte Daniel B. noch 1.000 Euro Aufwandsentschädigungen monatlich als Ratsherr und Mitglied in kommunalen Gremien erhalten. Zum Jahresbeginn ist ihm das Ratsmandat entzogen worden.

Der Neffe von Daniel B. ist nach Auskunft der Behörden und Rücksprache mit seinen Eltern dem Jugendamt übergeben worden. B. nahmen die Beamten vorläufig fest, er befindet sich in Polizeigewahrsam und will vorerst keine Aussagen machen. Der ebenfalls gesuchte blaue Mercedes C 200 mit AH-Kennzeichen stand vor der Wache und wurde sichergestellt.

Der damals 15-jährige Neffe war am 10. Juni verschwunden. Schnell erhärtete sich der Verdacht, er könne mit dem jetzt festgenommenen Onkel unterwegs sein. Erst Ende Januar hatte die Polizei den 44-Jährigen per Haftbefehl gesucht und verspätet öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben.

Auslöser war die Entdeckung verdächtiger E-Mails. Auf einem später gefundenen Datenstick sollen Bilder gespeichert worden sein, die den Missbrauch des damals noch rechtlich als Kind geltenden Jungen zeigen. Die Eltern des Teenagers waren wegen der nervlichen Belastungen umgezogen, um einen Neuanfang in der Region Hamm zu wagen.

Der Fall machte bundesweit Schlagzeilen. Die Polizei hatte bereits Kontakt zum ZDF aufgenommen. In der Sendung „Aktenzeichen XY" sollte Ende Mai über den Fall berichtet werden.

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