Nachfolge statt Neugründung: 28-Jähriger übernimmt Tischlerei im Kreis Lippe

Lage. Rund vier Jahre hat Thomas Wülker nach einem Nachfolger gesucht – sogar auf dem Online-Marktplatz eBay. &bdquo;Wenn man sich kennenlernt, muss es passen, wie in anderen Beziehungen auch“, sagt der heute 67-Jährige. Mit dem Detmolder Johannes Steinbach habe er direkt harmoniert. Der heute 28-Jährige war Anfang dieses Jahres zum ersten Mal auf dem Hof im Kreis Lippe. &bdquo;Das Gefühl hat gleich gestimmt“, erinnert er sich.

Zusammengeführt hat die beiden die Handwerkskammer. Mit deren Hilfe hat Wülker auch durchgerechnet, was er für den Betrieb verlangen konnte, den er gute 40 Jahre lang geleitet hat. Über den Preis reden die beiden zwar, wollen ihn aber nicht in der Zeitung lesen. Für Wülker war die exakte Summe nicht das Wichtigste: Er bestand auf die Beschäftigung seines langjährigen Mitarbeiters. Der Nachfolger sollte außerdem aus dem Kreis Lippe sein, da auch die meisten Kunden dort ansässig sind. Außerdem war ihm die Fortführung des Betriebs in seinem Sinne wichtig. Steinbachs Finanzierung setzte zudem einen Rahmen. Am Ende einigten sie sich auf eine Summe, mit der beide leben können.

Für Wülker bedeutet der Schritt auch Planungssicherheit im Ruhestand: Er hat in die Rentenkasse eingezahlt, privat vorgesorgt und erhält Miete von Steinbach für die Betriebsimmobilie. &bdquo;Große Sprünge sind nicht drin, aber kleine Urlaube schon“, sagt er.

Chefs werden in ganz OWL gesucht Nachfolgegründer wie Steinbach werden immer mehr gesucht. Laut der IHK NRW stehen in den nächsten zehn Jahren in 29.000 Firmen in Ostwestfalen Nachfolgen an, die 181.000 Beschäftigte betreffen. Externe Nachfolgelösungen werden immer relevanter, da familieninterne Lösungen abnehmen.

Auch bei Wülker wollte keines der beiden Kinder übernehmen. Die Tischlerei restauriert alte Möbel und fertigt Maßarbeiten. &bdquo;Die Aufträge sind da“, sagt Wülker mit Blick auf die Lage in der Branche. Angefangen hatte der Betrieb mit der Aufbereitung von Möbeln. Ähnlich wie Steinbach heute war Wülker einst aus der Praxis in die Verantwortung hineingewachsen: Er übernahm das Unternehmen von zwei Vorbetreibern, mietete zunächst die Räume und konnte das Gebäude später kaufen und erweitern.

&bdquo;Möbelrestaurierungen bieten immer weniger Betriebe an“, sagt Wülker – eine Nische, in der Nachhaltigkeit zählt: &bdquo;Man muss nicht immer neu kaufen.“

Erfahrungsaustausch ist wichtig für gelungene Übernahme Steinbach hat seinen Meister 2024 gemacht und in der Meisterschule bereits Möbel gefertigt, konzentrierte sich zunächst aber auf Fenster und Türen. Dass er diese Produktkategorien in Zukunft auch in der Tischlerei anbieten wird, will er nicht ausschließen. Gänzlich neu ist für ihn der bürokratische Aufwand, den die Arbeit als Vorgesetzter mit sich bringt. Umso wichtiger ist ihm der kurze Draht zu Wülker für Rückfragen. Auch sein Vater, ebenfalls Tischler, steht ihm beratend zur Seite. Wertvolle Erfahrung bringt zudem der Mitarbeiter mit, der seit 26 Jahren im Betrieb arbeitet. Damit Wissen weitergegeben wird, startet im Herbst eine Auszubildende ihre dreijährige Lehre.

Allen, die eine Firma übernehmen wollen, raten Wülker und Steinbach, Wissen zu teilen und Expertise – etwa von einem Steuerberater – frühzeitig einzubinden. Für Steinbach spricht für eine Übernahme, dass Halle, Maschinen und Kundenstamm nicht bei null aufgebaut werden müssen. &bdquo;Zum Erfolg gehört aber auch etwas Glück“, sagt Wülker.

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