Tausende Schüler kritisieren zentrale Abschlussprüfungen in Englisch

Düsseldorf/Detmold. Die Kritik an der zentralen Abschlussprüfung im Fach Englisch für die Zehntklässler in NRW wird immer lauter.

Die Online-Petition des Gesamtschülers Dario Schramm aus Bergisch Gladbach, der eine Neuauflage der Prüfung fordert, weil die Aufgaben zu schwer und unverständlich waren, hat nach fünf Tagen mehr als 43.000 Unterzeichner. Unterstützung kommt mit mehr als 5.000 Unterschriften auch aus OWL. Mittlerweile fordern auch Lehrergewerkschaften eine Neuauflage.

Rund 80.000 Zehntklässler an Real-, Gesamt-, Sekundar- und Hauptschulen haben am Donnerstag die zentrale Abschlussprüfung im Fach Englisch geschrieben. Die Note der Prüfung fließt zu 50 Prozent in die Abschlussnote ein, entscheidet also mit über den Realschulabschluss und den Q-Vermerk für den Besuch der gymnasialen Oberstufe.

Auch Realschüler Leonard Rosemeier aus Detmold hat die Prüfung geschrieben und anschließend die Petition unterschrieben. Der 17-Jährige befürchtet ein schlechtes Ergebnis und bangt um seinen Q-Vermerk. &bdquo;Die Prüfung war sehr schwer. Besonders problematisch war aber die Aufgabe zum Hörverstehen, weil wir die Sprecher aufgrund von Akzenten und Hintergrundgeräuschen kaum verstehen konnten", erklärt der Zehntklässler der Detmolder Realschule 1. Vorgespielt wurden eine Rede von Prinz Harry und ein Podcast der Sängerin Miriam Makeba, besser bekannt als Mama Africa.

Bei drei weiteren Aufgaben moniert Rosemeier unbekannte Vokabeln und schwammig formulierte Fragen: &bdquo;Die Vokabeln ließen sich auch nicht im Zusammenhang erschließen. Wir konnten deshalb viele Fragen nicht beantworten." Schulleier Stefan Mühlenberend bestätigt, dass die Prüfung &bdquo;keine Begeisterungsstürme" ausgelöst habe. &bdquo;Auch sehr gute Schüler fanden sie sehr schwer."

Allerdings könne er den Vorwurf, dass der Stoff zuvor an seiner Schule nicht im Unterricht durchgenommen worden sei, nicht bestätigen. Auch der Rektor der Realschule Blomberg, Adolf Oord, spricht von &bdquo;hängenden Köpfen", mit denen die Schüler &bdquo;sehr kleinlaut" aus der Prüfung gekommen seien. &bdquo;Die Leistungen, die die Schüler erbringen sollten, waren nicht angemessen. Es wurde Oberstufenenglisch verlangt."

Auch in anderen Teilen der Region kritisieren Lehrer die Prüfung zum Thema Südafrika als unfair und nicht lehrplankonform. Besonders der analytische Teil habe nach Einschätzung verschiedener Lehrer Oberstufenwissen vorausgesetzt. Das kritisierte Hörbeispiel habe sich Oord nicht angehört. &bdquo;Allerdings kenne ich das Beispiel aus dem vergangenen Jahr, das aufgrund von Hintergrundgeräuschen sehr schlecht zu verstehen war."

Die Kritik der Lehrergewerkschaften ist noch deutlicher. &bdquo;Fachlehrer, sogar Muttersprachler, melden zurück, dass sie große Probleme hatten, die Aufgabe zum Hörverstehen zu lösen", erklärt die Vorsitzende der Gewerkschaft &bdquo;Lehrer NRW", Brigitte Balbach. &bdquo;Praxisferne Prüfungsaufgaben, die nicht widerspiegeln, was im Unterricht gelernt werden konnte, dürfen jungen Menschen nicht ihre Abschlussnote verderben."

Davon ist auch die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW, Dorothea Schäfer, überzeugt: &bdquo;Der Protest muss ernst genommen werden, wenn in den ersten 24 Stunden nach der Prüfung mehr als 24.000 Unterstützer die Online-Petiton unterschreiben. Das ist kein Versuch von Schülern, sich zu verbessern, weil sie aufgrund mangelnder Vorbereitung nicht klargekommen sind."

Das bedeutet doch doppelten Stress für die Schüler Nach Angaben von Schäfer reicht es nicht aus, die erste Aufgabe zum Hörverstehen aus der Wertung zu nehmen. &bdquo;Wenn Prüfungen mit einer Aufgabe beginnen, die kaum zu lösen ist, hat das psychologische Auswirkungen auf den gesamten Prüfungsverlauf", erklärt sie. &bdquo;Wenn ein Schüler erst mal so vor den Kopf geschlagen ist, führt das oft dazu, dass er auch die Teile der Prüfung nicht schafft, die er eigentlich können müsste", ergänzt Schulleiter Oord.

Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, mahnt zu Besonnenheit: &bdquo;Eine Wiederholung der Prüfung halten wir nicht für den besten Weg. Bedeutet das doch doppelten Stress für die Schüler." Sollten die Prüfungen so schlecht ausfallen, wie befürchtet, &bdquo;raten wir dazu, das Bewertungsraster neu aufzustellen, um ein angemessenes und faires Abbild der Leistungen der Schüler zu bekommen."

Das Schulministerium wird sich nach Angaben eines Sprechers wahrscheinlich heute dazu äußern, ob es eine Neuauflage der Englischprüfung gibt oder das Bewertungsraster angepasst wird.

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