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Hirsche bieten in der Region ein lautes Naturschauspiel

Matthias Brunnert und Carolin Nieder-Entgelmeier

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Ein röhrender Rothirsch: Während der Paarungszeit röhren die Hirsche, um den Weibchen zu imponieren - © Imago/Christian Naumann
Ein röhrender Rothirsch: Während der Paarungszeit röhren die Hirsche, um den Weibchen zu imponieren (© Imago/Christian Naumann)

Neuhaus. Es ist ein Naturschauspiel, das nur wenige Menschen in der Region miterleben können: Die Hirschbrunft. Im September und Oktober ist es ungewöhnlich laut im Wald, wenn die Hirsche röhren und kämpfen. Im Wildpark Neuhaus im Naturpark Solling-Vogler im niedersächsischen Holzminden können Besucher das Schauspiel mit dem unverkennbaren Röhren miterleben.

„Sie werden auf Ihre Kosten kommen", verspricht Robert Willeke. Der Leiter des Wildparks, in dem die niedersächsischen Landesforsten seit 1962 auf 60 Hektar Fläche heimische Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zeigen, lotst die Gäste an das Gatter. Dann steigt er mit einem Eimer voll Futter in das Gehege. „Kooomm! Kooomm!", ruft Willeke. Und nochmal: „Kooomm".

Und sie kommen: Drei Dutzend Hirschkühe, darunter viele junge Tiere, nähern sich den schmackhaften Brocken, die Willeke auf dem Boden zwischen den Bäumen verstreut hat. Und plötzlich ist auch das Röhren wieder da. Laut, noch lauter, dreimal, viermal. Der Platzhirsch baut sich auf und wirft sein riesiges Geweih mit den 18 Zacken in den Nacken. Der 18-Ender röhrt, brüllt, schreit.

„Manchmal rufen während der Brunftzeit auch wildlebende Rothirsche Richtung Wildpark", erklärt der Förster. Denn aus dem nahen Gehege-Wald sind auch andere Hirsche zu hören. „Da sieht man Stangen", sagt Willeke und zeigt zwischen die Bäume. Im Gehege hat der Chef neun Rivalen. Einige davon seien aber noch so jung, dass er sie kaum ernst nehmen müsse. Es gibt aber auch echte Kontrahenten. Immer wieder beobachten die Besucher, wie der Wildpark-Platzhirsch losrennt – direkt auf dem Kontrahenten zu. „Seit Mitte September geht das jetzt schon so", sagt Willeke, „jeden Abend".

Die Brunft wird noch bis in den Oktober andauern. In dieser Zeit verlieren die Hirsche, die bis zu 150 Kilogramm schwer werden können, mitunter ein Drittel ihres Körpergewichts. Erst Ende Oktober, wenn alle Weibchen gedeckt sind und die Rivalität unter den männlichen Tieren ein Ende hat, können sie sich wieder Fettreserven für den Winter anfressen, erklärt Willeke.

Wie lange der derzeitige Boss im Wildpark seinen Platz verteidigen kann, ist ungewiss. Allzu oft dürfte das elf Jahre alte Tier aber wohl nicht mehr Herr im Ring bleiben. Denn ab dem zwölften Lebensjahr, so erfahren die Besucher von Förster Willeke, lassen beim Hirsch die Kräfte nach. Vielleicht schon im nächsten Herbst könnte in Neuhaus dann ein jüngerer, stärkerer Hirsch zum Zug kommen. An diesem Abend ist es aber noch nicht so weit. Als die Besucher wieder in die Autos steigen, ist das Röhren der Chefs noch immer zu hören.

Außer im Harz und der Heide gibt es nach Angaben der Landesjägerschaft im Solling und dem benachbarten Weserbergland das dritte nennenswerte Rotwildvorkommen Niedersachsens.

In Nordrhein-Westfalen kommt Rotwild in zehn abgegrenzten Gebieten vor, um eine flächendeckende Besiedelung zu verhindern. In den Gebieten Nordeifel, Königsforst-Wahner Heide, Nutscheid, Ebbegebirge, Siegerland-Wittgenstein-Hochsauerland, Dämmerwald-Herrlichkeit Lembeck und Reichswald Kleve sowie in Ostwestfalen-Lippe in den Gebieten Arnsberger Wald Brilon-Büren, Eggegebirge-Teutoburger Wald-Senne und Minden leben nach Angaben des Landesumweltamts rund 12.000 Tiere. In Nordrhein-Westfalen darf Rotwild je nach Geschlecht und Alter zu unterschiedlichen Zeiten bejagt werden. Aktuell zum Beispiel der Hirsch noch bis zum 15. Januar.

Information
Rot- und Damhirsche
  • In Deutschland leben Rot- und Damhirsche.

  • Rotwild ist an der breiten Brust und dem langen, schlanken Hals erkennbar. Das Fell dieser Hirschart hat im Sommer den namensgebenden rötlichen Haselnusston. Im Herbst bekommt das Rotwild ein graugelbes bis graubraunes Winterfell. Sie können eine Reihe von Lauten von sich geben. Am bekanntesten ist das beeindruckende Röhren der männlichen Tiere zur Brunftzeit.

  • Auch Damhirsche röhren zur Brunftzeit, allerdings deutlich weniger imposant als der Rothirsch. Damhirsche sind kleiner und leichter als Rothirsche. Charakteristisch für diese Hirsche sind die weißen Flecken im rötlich-braunen Fell.

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