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Das Konzept zum Uniklinikum soll bis Ende September vorliegen

Carolin Nieder-Entgelmeier und Lothar Schmalen

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Als erste und einzige Hochschule in OWL wird die Universität ab 2021 Mediziner ausbilden. - © Jens Reddeker
Als erste und einzige Hochschule in OWL wird die Universität ab 2021 Mediziner ausbilden. (© Jens Reddeker)

Düsseldorf/Bielefeld. Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) und Gesundheitsminister Karl Josef Laumann (CDU) werden in Kürze zu einer offiziellen Gründungsfeier der medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld anreisen. Beide Minister sind für den Aufbau der Fakultät zuständig. Der Termin für die Gründungsfeier steht noch nicht endgültig fest, soll aber nach Informationen dieser Zeitung am 1. Oktober stattfinden.

Das NRW-Wissenschaftsministerium hat den Wissenschaftsrat von Bund und Ländern mit der Evaluierung der Hochschulmedizin in NRW beauftragt. Dazu gehöre auch die Überprüfung des Konzeptes der Universität Bielefeld für einen Aufbau der neuen Fakultät, berichtet Ministeriumssprecher Hermann Lamberty. Die Abgabe des Konzeptes beim Wissenschaftsrat, das zurzeit von der Universität in Form eines strukturierten Berichts verfasst wird, ist für Ende September vorgesehen. Mit einer Stellungnahme und Empfehlungen des Wissenschaftsrats sei im Herbst 2019 zu rechnen. Dabei ist laut Lamberty durchaus auch mit Änderungswünschen der Experten zu rechnen.

Nach der Genehmigung durch den Wissenschaftsrat ist die Landesregierung an der Ausgestaltung des Studiums beteiligt, ergänzt Lamberty. Das NRW-Gesundheitsministerium genehmige den Studiengang und prüfe dabei insbesondere, ob die Anforderungen der ärztlichen Approbationsordnung erfüllt seien. Das Wissenschaftsministerium sei bei der Frage der Studienplatzkapazitäten der Aufbauphase und im Endausbau eingebunden.

Das Medizinstudium in Bielefeld soll nach Angaben der Gründungsbeauftragten Claudia Hornberg im Wintersemester 2021/22 mit zunächst 100 Studenten beginnen. „Wir entwickeln dafür einen innovativen Modellstudiengang mit dem Schwerpunkt Allgemeinmedizin", sagte Hornberg zum Start des Auswahlverfahrens im Juni. Zur inhaltlichen Ausrichtung des Modellstudiengangs schweigt die Universität bislang. Aus dem Entwurf der Kooperationsvereinbarung zur Gründung und zum Betrieb des Universitätsklinikums OWL, der dieser Zeitung vorliegt, geht jedoch hervor, dass die medizinische Fakultät unter dem Leitbild „Vernetzte und vernetzende Medizin für ein interdisziplinäres und interprofessionelles Gesundheitssystem" aufgebaut wird.

Den Aufbau des Universitätsklinikums OWL plant die Universität mit dem Evangelischen Krankenhaus Bethel, dem Klinikum Bielefeld und dem Klinikum Lippe. Mit der Kooperationsvereinbarung verpflichten sich die Krankenhäuser, dass bereits zur Aufnahme des Studienbetriebs die personellen Voraussetzungen für eine Ausbildung der Studierenden gegeben sind. Bis 2021 müssen die Krankenhäuser also die Infrastruktur für die Ausbildung der angehenden Mediziner vorhalten. Zudem müssen die Kliniken gewährleisten, dass alle Studierenden der Universität Bielefeld, die entweder den ersten Studienabschnitt des Medizinstudiums an der Universität erfolgreich abgeschlossen haben oder mit einer vergleichbaren Qualifikation zur Universität Bielefeld wechseln, ihr Studium im zweiten Studienabschnitt am Universitätsklinikum OWL fortsetzen können.

Abhängig von den Verhandlungen zwischen der Universität und den Krankenhäusern ist auch, in welchen Fachabteilungen der drei Träger die Studenten ausgebildet werden. In dieser Woche sollen die Verhandlungen nach Angaben des Klinikums Bielefeld beginnen. Nach Auffassung von Sprecher Axel Dittmar wird man sich über Fachabteilungen wie der HNO-Abteilung des Klinikums Bielefeld oder der Neurologie des Evangelischen Krankenhauses Bethel schnell einig sein. Zudem gibt es laut Dittmar aber auch Fachabteilungen wie die Kardiologie, um dessen Beteiligung alle drei Krankenhäuser ringen werden.

Fest steht hingegen bereits, dass die klinische Ausbildung der Studenten in krankenhausübergreifenden Departments organisiert wird, wenn mehrere Fachkliniken verschiedener Träger innerhalb eines Fachgebietes ausbilden. Bereits vereinbart ist nach Angaben des Klinikums Lippe ebenfalls, dass künftig eine gemeinsame Kommission über Stellenbesetzungen entscheidet. „Da fühlen wir uns nicht übergangenen, es ist ein ganz normales Prozedere", sagt der medizinische Geschäftsführer Helmut Middeke.

Um den Aufbau der Fakultät voranzutreiben, erhält die Universität seit diesem Jahr Geld aus dem Landeshaushalt. Die Summe werde in den Folgejahren weiter ansteigen, sagte Ministeriumssprecher Lamberty. In diesem Jahr seien es bis 4,5 Millionen, im Jahr 2019 bis zu 6,5 Millionen Euro.

Information

Hochschulambulanzen

Im Entwurf der Kooperationsvereinbarung zur Gründung des Universitätsklinikums OWL gestattet die Universität den drei Partnern, Klinikum Lippe, Klinikum Bielefeld und dem Evangelischen Krankenhaus Bethel, die Gründung von Hochschulambulanzen. Der Begriff Hochschulambulanz umfasst ein breites Spektrum und reicht von der Spezialsprechstunde, die sich konkreten Fragen zu einer bestimmten Erkrankung, deren Diagnostik oder speziellen Therapieoptionen widmet, über Studienambulanzen mit dem Fokus auf klinischer Forschung bis hin zum multidisziplinären Zentrum, das Patienten mit schweren Leiden betreut.

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