Baby brutal misshandelt: Vater vom Paderborner Schöffengericht verurteilt

Paderborn. Gerade mal einen Monat lang war die kleine Laura (alle Namen geändert) auf der Welt, als sie schwer verletzt wurde. Sie erlitt Brüche an Armen, Beinen, Händen und Rippen. Zwei Mal verlor ihr Vater die Nerven, weil die Kleine schrie. Jetzt standen die Eltern des Mädchens vor Gericht - Markus T. wird schwere Misshandlung seines Kindes in zwei Fällen vorgeworfen. Die Mutter Lisa T. habe es unterlassen einzugreifen.

Rückblende Ende Mai 2017 hatte Lisa T. ihre gut vier Wochen alte Tochter ins Krankenhaus gebracht. Die Füße der Kleinen hatten sich lila verfärbt. In den nächsten Tagen stellten die Ärzte in der Kinderklinik fest, dass Laura mehrere frische, aber auch ältere Verletzungen erlitten hatte. Sofort kam der Verdacht auf, dass das Kind misshandelt worden war.

Laura wurde sofort in eine Pflegefamilie gegeben und blieb dort, auch nachdem die Ermittlungen zunächst ohne Ergebnis eingestellt worden waren. Ein Jahr später lieferte Markus T. die Erklärung für die Brüche. Erst schilderte er seiner Frau, dann der Polizei, dass er seine Tochter in zwei verschiedenen Situationen sehr fest angefasst, geradezu fixiert hatte, um es am Weinen oder am zu starken Zappeln auf dem Wickeltisch zu hindern.

Angeklagter erklärt Schweigen mit Angst Dass er über ein Jahr lang geschwiegen und trotz wiederholter Nachfragen seiner Frau, jede Verantwortung von sich gewiesen hatte, erklärte Markus T. mit großen Verlustängsten. Er habe befürchtet, Frau und Kind endgültig zu verlieren, erklärt er den Richtern. Schließlich war Laura sofort in eine Pflegefamilie gegeben worden.

Doch nach und nach sei der psychische Druck immer größer geworden. &bdquo;Ich konnte mit der Schuld nicht mehr leben." Markus T. gestand seiner Frau, die gemeinsame Tochter misshandelt zu haben, als er nach der Geburt zwei mal mit Laura allein gewesen war. Er zeigte sich danach selbst bei der Polizei an.

Seine Frau, so beteuerte er, habe von diesen Vorfällen nichts mitbekommen. Trotzdem geriet Lisa T. erneut in den Fokus. Sie habe doch, so die Annahme, merken müssen, dass ihre Tochter Verletzungen erlitten hatte, und diese schützen müssen. Das stellte sich vor dem Schöffengericht als nicht so einfach heraus.

&bdquo;Sie haben als Mutter versagt" Denn Lisa T., aber auch ihre eigenen Eltern, die bei der Versorgung der Enkelin geholfen hatten, hatten augenscheinlich bis zu jenem Tag Ende Mai nichts von den Verletzungen bemerkt. Das sei nicht von der Hand zuweisen, erklärt eine Kinderradiologin aus Dortmund, die mit der Untersuchung des Falles vertraut war. Viele junge Eltern könnten das Schreien und Weinen ihrer ersten Kinder oft gar nicht so eindeutig interpretieren. Das richtige Einschätzen und Einordnen von Kindergeschrei und Kinderverhalten sei keineswegs natürlicherweise vorhanden, sondern müsse nach und nach erlernt werden.

Worte, die die Richter sehr wohl hörten, aber denen sie nicht so ganz folgen wollten. &bdquo;Sie haben als Mutter versagt", sagte Köhne. Es sei nicht zu glauben, dass Lisa T. nichts von den Schmerzen bemerkte. Trotzdem sprachen sie die 24-Jährige, wie von Staatsanwalt Julian Vogt und Verteidiger Cem Kaba gefordert, frei. Es gebe für das Verschulden der jungen Frau, die nach der Geburt gesundheitlich sehr stark belastet gewesen war, letztlich keinen Beweis.

Das Gericht sprach Markus T. aber schuldig. &bdquo;Sie haben das Kind mit Gewalt zur Ruhe gebracht", fasste der Vorsitzende Günter Köhne zusammen. Doch das Gericht hielt dem 26-Jährigen sein Geständnis zugute. Zudem berücksichtigten sie die Einschätzung der Radiologin. Diese hatte ausgeführt, dass bei der kleinen Laura Spätfolgen nicht zu erwarten seien. Markus T., bislang unbescholten, wurde zu einer 22-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Außerdem muss er 5.000 Euro an eine Kinderschutzeinrichtung zahlen. Stärker als das Gerichtsurteil dürfte den 26-Jährigen allerdings der Verlust seiner Familie treffen. Seine Frau hatte sich sofort von ihm getrennt, nachdem er ihr die Übergriffe aufs gemeinsame Kind gestanden hatte.

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