Bielefelder fassungslos nach Todesurteil für ihre Mufflonherde

Bielefeld . Nach fast 60 Jahren, die ausgewilderte Mufflons und ihre Nachfahren im Teutoburger Wald leben, sollen sie nun abgeschossen werden. Alle. Die Herde, die seit Jahren regelmäßig auf die offenbar genetisch minimalst-vertretbare Größe von zwölf Tieren reduziert wird, ist vom Oberverwaltungsgericht Münster am Freitag quasi zum Tode verurteilt worden.

De facto wurde dem Kläger, der &bdquo;Klasingschen Familienstiftung", die sie abschießen möchte, Recht gegeben im Streit mit der Stadt Bielefeld. Die Stiftung führt an (unterlegt von einem Gutachten), dass jährlich 5.000 Euro Schaden entstünden. Hintergrund: Das Muffelwild frisst als Nahrungsergänzung zum Grünfutter Teile der Rinde von Bäumen, vorzugsweise der Esche und der Fichte. Dabei werden Bäume mit den mächtigen Hörnern quasi geschält, einige Bäume gehen ein, andere werden so geschädigt, dass sie verkrüppeln oder nicht mehr richtig ins Wachsen kommen.

Förster uneinig Das hat über die Jahre auch immer wieder Förster Erhard Oehle (Forst NRW) bestätigt. Sein Kollege Herbert Linnemann (Förster der Stadt) hingegen sah das konstant anders und bewertete das als wesentlich weniger dramatisch.

Das OVG ließ als Hintertürchen die Option , die Tiere leben zu lassen, wenn entweder die Schadensbewertung anders ausfalle als früher oder das Entstehen von Schäden durch geeignete Maßnahmen verringert werden könne. Doch Experten sagen, dass eine Umsiedlung im Teuto nicht sinnvoll sei, weil die Mufflons immer zurückwollten in ihre angestammten Gebiete – und der Schutz der Bäume sei realistisch im Wald nicht leistbar.

Online-Petition: In der Bevölkerung hat das Urteil zu einer heftigen Reaktion geführt, die sofort eingerichtete Online-Petition &bdquo;Rettet die Mufflons" erhielt bis Montagmorgen knapp 15.000 Unterstützer. Kommentare auf der NW-Internetseite nw.de sowie bei Facebook stellten sich weit überwiegend auf die Seiten des Naturschutzes, des Artenschutzes, der Akzeptanz dafür, dass das ursprünglich auf Korsika und Sardinien lebende &bdquo;Europäische Mufflon" längst als heimisch gilt, wenn es Jahrzehnte im Teuto (und an vielen anderen Stellen in Deutschland) lebt. Fast unisono wird der Schaden von jährlich 5.000 Euro als zu gering angesehen, um das Urteil als angemessen anerkennen zu können.

Zitate von nw.de: &bdquo;Kramerhel" macht diesen Vorschlag: &bdquo;Vielleicht sollte man eine Mufflon-Stiftung gründen, die der hart gebeutelten Familie Klasing die jährlichen Kosten ersetzt."

&bdquo;blaufalke" hat diese Sicht auf Waldbesitzer wie die Stiftung: &bdquo;Der Grundsatz ,Wald vor Wild’ ist ja in Ordnung, aber die Auslöschung ganzer Bestände fordert Widerstand. Gerade Wald- und Landeigentum ist sozialpflichtig – und zwar deutlich mehr als andere Eigentumspositionen. Wenn Großgrundbesitzer sich benehmen wie Gewerbebetriebe, dann besteuert sie doch auch so: Grundsteuer B für die Klasingschen Flächen."

&bdquo;jhhausmann" fordert, die Stiftung &bdquo;erbärmlich" zu nennen, denn: &bdquo;Wer sich in dieser Weise gegen das deutlich erkennbare öffentliche Interesse und die klaren ethischen und moralischen Grundfunktionen exponiert – angeblich für ein paar Euro – , der sollte auch deutlich so benannt werden."

"Reine Raffgier" &bdquo;fomi66" sieht es so: &bdquo;Das einzige Vieh auf dieser Welt ist der moderne Mensch. Er tötet aus reiner Raffgier und nicht um des Überlebens Willen."

Die Mufflons als heimische Art im Teuto kritisch sieht &bdquo;BluesBrother": &bdquo;Eine einheimische Art? Mufflons sind im Kaukasus, in Anatolien, im nördlichen Irak und im nordwestlichen Iran heimisch ..."

&bdquo;christophe" widerspricht: &bdquo;Das ist eine einheimische Art! Wenn eine einheimische Art komplett abgeschossen werden soll, weil sie vom wirtschaftlichen Standpunkt zu viel Schaden anrichtet, dann wird Artensterben zum politischen Ziel, der Artenmord wird Programm. Wie soll man’s nennen? Ökonomischer Totalitarismus?"

&bdquo;egh1951" fragt: &bdquo;Gibt es da nicht die soziale Verpflichtung von Eigentümern. Ein Schaden von 5.000 Euro? ist doch lächerlich im Budget der sogenannten Stiftung." Er fordert, nicht etwa auf die Idee zu kommen, die Schäden zu ersetzen.

&bdquo;nocebo" geht sprachlich-satirisch mit der Online-Überschrift &bdquo;zu Tode verurteilt um", er schreibt: &bdquo;Haben die Mufflons denn nicht gewusst, dass sie sich strafbar machen? Na ja, Unwissenheit schützt ja vor Strafe auch nicht."

Zitat aus Facebook: Vorschläge, die Mufflons auf Gnadenhöfe zu verteilen oder in den Tierpark umzusiedeln, kommeniert &bdquo;Till Gosejacob" auf Facebook: &bdquo;Wildtiere aus der freien Natur ins Gehege zu stecken ist unmenschlich – und im Tierpark gibt’s schon Muffelwild."

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