Bielefeld. Beschäftigte in Gesundheitsberufen waren in Westfalen-Lippe von März bis Mai 2020 am stärksten von Krankschreibungen im Zusammenhang mit Covid-19 betroffen. Das geht aus einer aktuellen Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten der Mitglieder der AOK Nordwest hervor.
Demnach haben Beschäftigte im Rettungsdienst, Medizinische Fachangestellte und Angestellte in der Gesundheits- und Krankenpflege besonders häufig am Arbeitsplatz gefehlt. "Diese Ergebnisse machen deutlich, dass Beschäftigte aus systemrelevanten Branchen, die auch in der Pandemie vermehrt Kontakte zu anderen Menschen hatten, scheinbar stärker von Covid-19 betroffen waren", sagt Christoph Vauth, stellvertretender AOK-Vorstandsvorsitzender.
Frauen häufiger betroffen als Männer

4.000 AOK-Versicherte seien von März bis Mai 2020 in Westfalen-Lippe von einem Arzt krankgeschrieben worden, teilt die Versicherung mit. Das entspricht 444 je 100.000 AOK-versicherte Beschäftigte oder 0,44 Prozent der AOK-versicherten Erwerbstätigen. Frauen soll dabei häufiger als Männer betroffen gewesen sein. "Unter den jüngeren Beschäftigten bis zu 20 Jahren waren Krankmeldungen mit Bezug zu Covid-19 am häufigsten, bei den 30- bis 40-jährigen Erwerbstätigen am seltensten", so die AOK.
Die höchste AU-Quote wurde bei der Auswertung der Daten im Rettungsdienst (1,2 Prozent), bei den Medizinischen Fachangestellten und in den Berufen der Gesundheits- und Krankenpflege (jeweils 1,1 Prozent) festgestellt. Die niedrigsten krankheitsbedingten Fehlzeiten zeigten sich im Gartenbau mit einer AU-Quote von 0,2 Prozent.
Höxter und Minden-Lübbecke führen OWL-Zahlen an

Regionale Unterschiede spiegeln sich auch im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen wider (siehe Grafik). Die höchste AU-Quote lag im Kreis Coesfeld (0,84 Prozent). In OWL belegen die Kreise Höxter (0,55) und Minden-Lübbecke (0,53) die vorderen Plätze - dicht gefolgt von Herford (0,51). Die Kreise Lippe (0,47), Paderborn (0,43) und Gütersloh (0,42) liegen im Mittelfeld. Am geringsten waren die Corona-bedingten AU-Quoten in Hagen, Herne und Bielefeld (je 0,19 Prozent).
Im März legte die Zahl der Krankschreibungen wegen Erkrankungen der oberen Atemwege um 25 Prozent zu. Dabei nutzten viele die Sonderregelung der telefonischen Krankschreibung. "Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Westfalen-Lippe hielten sich in der bisherigen Hochphase der Pandemie offenbar an die Empfehlung, bei Erkältungssymptomen sicherheitshalber zu Hause zu bleiben, um Ansteckungen zu vermeiden und nicht wegen der bloßen Attestierung einer Arbeitsunfähigkeit extra in die Praxis zu kommen", so Vauth.
Mitte April lag die Anzahl krankgeschriebener Arbeitnehmer laut AOK wieder auf dem Niveau der Vorjahre – und sank danach noch einmal deutlich.