Herrchens Haare bleiben lang: Hundefriseure im Lockdown

Hüllhorst. Tibet-Terrier-Havaneser-Dame &bdquo;Finja" durfte es die ganze Zeit, seit Anfang März ist es auch Besitzerin Sonja Goldammer wieder erlaubt, zum Friseur zu gehen. Hundefriseure konnten trotz Lockdown öffnen – unter den entsprechenden Hygienemaßnahmen.

So auch Marion Lübbert. Für ihren Hundesalon Primabello hatte sie bereits während des ersten Lockdowns im April 2020 ein Konzept erstellt. &bdquo;Eher ging es nicht, denn es waren vorher weder Mund-Nase-Schutz noch Desinfektionsmittel zu bekommen", berichtet sie. &bdquo;Ich habe das Konzept direkt per E-Mail an das Land NRW geschickt."

Nach der Prüfung habe sie dann einen positiven Bescheid bekommen. &bdquo;Wenn ich das Konzept einhielte, dürfe ich öffnen, hieß es darin." In Nachbarländern wie Niedersachsen oder auch in oder Nachbarkreisen hätten Hundefriseure teilweise arbeiten dürfen, dort galten andere Regeln, sagt Lübbert.

Man sollte einen Hund nicht zu einer Lachnummer machen &bdquo;Zu dem Konzept gehört, dass meine Kunden, die einen Termin gebucht haben, ihre Tiere bei mir kontaktlos abgeben", erklärt sie. Dafür werden die Vierbeiner vor dem Salon angebunden, der Besitzer tritt zurück und Marion Lübbert, die eine Maske, Handschuhe und einen Kittel trägt, holt das Tier ab. Im Salon kommen die kleinen und großen Vierbeiner auf einen Tisch, eine Halterung sorgt dafür, dass sie nicht herunterfallen.

Dann geht es los mit dem Haareschneiden, Scheren oder Zupfen. Auch die Pfoten werden gepflegt, beispielsweise die Krallen geschnitten. Marion Lübbert berücksichtigt dabei auch Kundenwünsche, &bdquo;wenn sie dem Hund nicht schaden". &bdquo;Meine Priorität ist ein gepflegter und gesunder Hund", betont sie. Das Lackieren von Krallen oder das Färben des Felles lehne sie jedoch ab. &bdquo;Man sollte einen Hund nicht zu einer Lachnummer machen", sagt sie.

Angst vor Hunden habe sie nicht. Für Marion Lübbert ist ein respektvoller Umgang mit dem Tier wichtig. So versuche sie, den Hund zur positiven Mitarbeit zu bewegen. &bdquo;Viele testen erst mal aus, wie sie mit der Frau im Kittel zurechtkommen", sagt sie. &bdquo;Seit fast 19 Jahren habe ich den Hundesalon und nur zweimal waren wirklich aggressive Hunde da." Ihre vierbeinigen Kunden seien auch ganz unterschiedlich im Temperament.

&bdquo;Rabauken brauchen auch mal eine klare Ansage", weiß die Expertin. Kleinen Sensibelchen stärkt sie mit leichten Berührungen nach der "Tellington-TTouch-Methode" das Körperbewusstsein. Manchmal singe sie auch Schlaflieder, um einen Hund zu beruhigen. &bdquo;Ein Dackel, der zum Zupfen da war, ist dabei fast eingeschlafen", erzählt sie schmunzelnd. Nach der Behandlung wird der frisch frisierte Hund wieder seinem Besitzer übergeben. &bdquo;Im Anschluss säubere ich den Behandlungsraum und desinfiziere die Geräte, bevor der nächste Vierbeiner auf den Tisch kommt", erklärt sie.

"Nicht nur ein bisschen schnippeln und Schleifchen ins Hundefell binden" Durch ihre intensive Arbeit am Hund stellt sie manchmal auch Hautveränderungen fest. &bdquo;Für den Tierschutz ist es relevant, dass wir arbeiten dürfen, denn wir sehen und fühlen, wenn sich am Tier etwas verändert", sagt Lübbert. Bei Auffälligkeiten gebe sie dem Besitzer auch mal die Empfehlung, den Hund beim Tierarzt vorzustellen.

&bdquo;Hundefriseure machen mehr als nur bürsten, kämmen, schneiden oder scheren", betont Marion Lübbert. Der Beruf umfasse viele wichtige Arbeiten, die der Gesunderhaltung der Hunde dienen oder zur Früherkennung von Erkrankungen wichtig seien. &bdquo;Und nicht nur ein bisschen im Salon zu schnippeln und Schleifchen ins Hundefell zu binden."

Durch den Besuch von Seminaren hat sich Marion Lübbert viel Fachwissen im Umgang mit Hunden angeeignet. &bdquo;Es ist wichtig, Signale zu erkennen", sagt sie. &bdquo;Wenn ein Hund mit der Rute wedelt, heißt das noch lange nicht, dass er Spaß hat." Und wenn er gähnt, ist das nicht unbedingt ein Zeichen von Müdigkeit. &bdquo;Dahinter kann sich auch Nervosität oder Unbehagen verstecken."

"Ein Hund, der noch nichts Schlimmes erlebt hat" Viele Jahre hatte Marion Lübbert Hunde aus dem Tierschutz, teilweise bis zu fünf gleichzeitig. &bdquo;Das hat mir sehr große Freude gemacht", erinnert sie sich. &bdquo;Auch wenn sie Handycaps hatten oder zum Teil schlecht sozialisiert waren, geliebt habe ich sie alle." Vor zwei Jahren hat sie sich dann selbst einen Wunsch erfüllt. &bdquo;Ich wollte einmal einen Hund direkt von einem Züchter haben, der noch nichts Schlimmes erlebt hat", sagt sie. Seitdem ist Havaneser-Dame &bdquo;Kaluna" an ihrer Seite.

Und wurde sie während des Lockdowns auch mal von Zweibeinern gefragt, ob sie deren Haare schneiden könne, weil die Friseure ja geschlossen hatten? Ja, aber das habe sie als unzulässig freundlich abgelehnt. Zudem seien ihre Kapazitäten durch ihre vierbeinigen Kunden so gut wie ausgeschöpft.

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