Bielefeld muss um die Aufforstung seiner Wälder regelrecht kämpfen

Bielefeld. Dem heimischen Wald geht es nicht gut. Fichte, Buche und Ahorn schwächeln aufgrund von Hitze, Trockenheit und Schädlingen. Die Hoffnung liegt auf dem Baum des Jahres 2014. Die Stadt pflanzt seit mehreren Monaten vermehrt die Traubeneiche an, die hitze- und stadtklimaverträglicher ist, als ihr naher Verwandter, die Stieleiche. Und auch Trockenheit kann die Traubeneiche besser ab. Der Baum der Zukunft, nachdem der vergangene Monat der zehnte zu trockene April in Folge gewesen ist.

Besonders betroffen ist dabei der städtische Wald nördlich von Sennestadt, in einem Gebiet zwischen Osningstraße und Markengrund. Auf den trockenen Sandböden standen vor allem Fichten. Auch im Bereich der Heeper Fichten und in Olderdissen muss neu aufgeforstet werden. Dabei soll die Traubeneiche nur eine von vielen Baumarten sein. Monokulturen entstehen laut Thomas Busche von der städtischen Forstabteilung zurzeit nicht. Vielmehr werden auch Rotbuchen und Vogelkirschen, aber auch Exoten wie Schwarznuss, Zerreiche oder große Küstentannen angepflanzt. Etwa 75 Prozent Laubbäume stehen etwa 25 Prozent Nadelhölzern gegenüber.

"Wir arbeiten die Krise ab"

Die Transformation des Waldes hat bei der Stadt nicht bloß einen ökologischen Aspekt. Auch wirtschaftliche Interessen spielen eine große Rolle. Denn Bielefeld verdient an seinem Wald. Allerdings haben die vergangenen Dürrejahre der hiesigen Forstwirtschaft mächtig zugesetzt. "Das, was wir hier zurzeit machen, ist keine geregelte Forstwirtschaft mehr. Wir arbeiten die Krise ab", sagt Busche. Derzeit bereiteten vor allem ältere Buchenbestände im Stadtgebiet massive Probleme, die unter dem Trockenstress leiden. "Die Schäden, die wir bisher gesehen haben, sind die Schäden von 2018 und Anfang 2019. Schäden von Ende 2019 und Anfang 2020 treten gerade erst zutage." Gleichwohl sei der Befall nicht so großflächig, wie bei Fichten, die in Bielefeld übrigens seit 1988 nicht mehr gepflanzt werden.

Gut 40.000 Festmeter Holz wurden seit 2018 gefällt. Wie viele Bäume das im Einzelnen seien, ließe sich nicht beziffern, sagt Busche. "Auch der ökologische Wert lässt sich nicht feststellen." Der Stadtwald-Förster stellt aber fest: "Es gibt kaum eine Baumart, mit der wir keine Probleme haben." Das ist ein großes Problem, das nicht nur Bielefeld betrifft und sich auf den Markt für neue Bäume auswirkt. Die bezieht die Stadt von Baumschulen aus ganz Deutschland, ebenso wie andere Kommunen. "Die Nachfrage ist sehr groß. Wir müssen gut hinterher sein, dass wir auch alles bekommen." Das bedeutet, dass schon früh klar sein muss, welche Bäume nachgepflanzt werden sollen. Dementsprechend früh müssten auch die Anfragen gestellt werden.

Die Zukunft ist ungewiss

Laut Thomas Busche habe Bielefeld alle Bäume in der gewünschten Qualität erhalten. Und das obwohl "der Markt ziemlich umkämpft" sei. Zudem steigt der Preis. Eine Traubeneiche koste mittlerweile ein Euro pro Stück. Vor 2018 kostete der gleiche Baum noch zwischen 70 und 80 Cent. Alleine für die Aufforstung des Stadtwaldes sind seit 2018 ungefähr 63.000 Bäume gepflanzt worden. Diese Pflanzaktion wird aus Spendengeldern finanziert. Teurer sind jedoch auch die Personalkosten für die Forstwirte geworden, die die Bäume einpflanzen. 50 bis 80 Zentimeter sind die Setzlinge groß und damit zwischen zwei und drei Jahre alt.

Die Zukunft ist dabei ungewiss, Waldbaukonzepte gebe es viele. Ob der Wald der Zukunft in Bielefeld Bestand haben wird, weiß auch Fachmann Busche nicht. "Wir probieren, auf der gesamten Klaviatur zu spielen, die uns zur Verfügung steht", sagt Busche. Werde es um zwei Grad wärmer, dann hofft man bei den Umweltbetrieben darauf, dass die gepflanzten Bäume mit den klimatischen Bedingungen zurecht kommen. "Wird es um vier Grad wärmer, dann ist jede heimische Baumart kaputt", sagt Busche.

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