Tierschützer besorgt - Heime in OWL rechnen mit vielen "Corona-Abgaben"

Bielefeld/Paderborn/Bünde. Die Nachfrage nach Haustieren ist in Corona-Zeiten stark gestiegen. Besonders in Tierheimen ist diese Entwicklung präsent. Im Jahr 2020 wurden bei der Haustier-Registrierung Tasso zehn Prozent mehr Hunde und Katzen angemeldet als im Vorjahr, dazu kommen noch etliche unregistrierte Tiere. Nun werden mit sinkenden Inzidenzen mehr Maßnahmen gelockert. Doch was passiert mit den Tieren, wenn es zurück zum Normalzustand geht? Tierschützer zeigen sich besorgt.

In Tierheimen gebe es nun schon erste &bdquo;Corona-Abgaben", berichtet Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Eine größere Abgabewelle gebe es bislang noch nicht. Damit rechnet Annette Rost vom Berliner Tierschutzverein allerdings: &bdquo;Wir sind uns leider sehr sicher, dass wir Ende des Jahres die Tierheime bis unters Dach mit abgegebenen Tieren voll haben werden."

Eine Umfrage in Ostwestfalen-Lippe zeigt: Im Bünder Tierheim läuft die Vermittlung weiterhin gut. &bdquo;Wir achten stark darauf, die Tiere nicht an Corona-Langeweile-Interessenten abzugeben", sagt Renate Siekkötter. &bdquo;Trotzdem rechnen wir mit einer Flut an Tier-Abgaben zur Reisezeit." Siekkötter schätzt, dass viele Vierbeiner ohne Corona gar nicht angeschafft worden wären. Im Tierheim in Bünde kümmere sich das Team vor allem um Katzen, Klein- und Wildtiere.

Geschlossene Hundeschulen bereiten Probleme

Andernorts sind es insbesondere Hunde, die ins Tierheim gebracht werden. &bdquo;Hunde werden über Internetportale gekauft und auf einem Parkplatz übergeben, ohne dass sich die neuen Besitzer einmal über die Rasse informiert haben", sagt Anja Langer, Leiterin des Bielefelder Tierheims. Und die Tiere, die über einen Verein vermittelt werden, haben eine Vorgeschichte – die zumeist nicht besonders positiv ist.

Da Hundeschulen über viele Monate geschlossen bleiben mussten, gebe es vermehrt Probleme mit den neu angeschafften Hunden, so Langer. Oftmals kommen diese aus Süd- oder Osteuropa und haben zum Teil Herdenschutzinstinkte oder starken Beutetrieb. So werde auch schon mal das Spielzeug des Kindes bewacht. Wenn damit dann gespielt wird, kann es gefährlich werden.

Diese Szenarien bestätigt auch Karin Keuter vom Tierheim Paderborn. &bdquo;Die Hunde knurren beispielsweise die Kinder an und werden dann bei uns abgegeben", sagt Keuter. Dass die &bdquo;Corona-Tiere" vermehrt zurückkommen, sieht die Tierheim-Leitung aktuell nicht. Angesichts der anstehenden Sommerferien sei das Team im Paderborner Tierheim noch entspannt. &bdquo;Schwieriger ist es momentan bei den Katzen, die in diesem Jahr schon sehr früh Nachwuchs bekommen haben", berichtet Keuter.

Aufwand bei Kleintieren oft unterschätzt

Doch auch Kleintiere werden vermehrt im Tierheim abgegeben. &bdquo;Wir bekommen zum Beispiel oft Kaninchen, weil der Pflegeaufwand völlig unterschätzt wird", sagt Anja Langer. Die Besitzer seien oft erstaunt, dass sich auch bei Kleintieren die Tierarztkosten auf bis zu mehrere hundert Euro belaufen können.

Beim Bielefelder Tierschutzverein blickt Langer &bdquo;mit Respekt" auf die bevorstehenden Monate. Noch seien allerdings keine Sommerferien und auch pandemiebedingt sei der Bedarf nach Haustieren erhöht. Mit einer Prognose sei sie daher vorsichtig.

Trotzdem gelte: &bdquo;Tiere sind kein Konsumgut", so Langer eindrücklich. &bdquo;Hunde oder Katzen werden teilweise 15 Jahre alt. Eine Entscheidung für ein solches Tier muss gut durchdacht sein."

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