14-jähriger Bielefelder entwickelt Geschäftsidee - und scheitert an der Bürokratie

Bielefeld . Erdbeerstand, Einkaufsmarkt, Buchverlag: &bdquo;Viele Ferienjobs sind erst ab 16 oder 18", sagt Schülerin Lara (15). Nicht nur sie würde jetzt in den Ferien gerne arbeiten und sich ein bisschen Taschengeld dazu verdienen. Auch Patrick Plöger (14) hat Zeit - und eine gute Idee. Der Tierliebhaber würde gern Kaninchen bei sich zuhause betreuen oder mit Hunden spazieren gehen. Seine Anzeige bei Ebay-Kleinanzeigen wurde allerdings vom Unternehmen gelöscht. Sein Angebot sei gewerblich, da benötige er einen Gewerbeschein. Was ist denn überhaupt für jüngere Schüler möglich?

Das Bielefelder Arbeitsamt verweist da an Stefanie Schröder. Sie ist bei der Regionalen Personalentwicklungsgesellschaft (Rege) für den Stab Jugendberufsagentur zuständig. Für Jugendliche unter 18 Jahren gilt das Jugendarbeitsschutzgesetz, bestätigt sie. Hier ist genau geregelt, in welchem Alter man was, wann und wie viele Stunden lang machen darf. Unter 13 Jahren dürfe man grundsätzlich gar nicht arbeiten.

&bdquo;Mit 13 und 14 Jahren darf man kleine Jobs im privaten Bereich ausüben, täglich zwei Stunden, zwischen 8 und 18 Uhr", sagt Schröder. Jugendliche von 15 bis 17 Jahren dürften bis zu vier Wochen am Stück bis zu acht Stunden täglich in den Ferien arbeiten, zwischen 6 und 20 Uhr, auch im Gewerbe, Einverständnis der Eltern vorausgesetzt. Ferien- und Aushilfsjobs könne man über Freunde, Bekannte und Verwandte, Aushänge im Supermarkt, Kleinanzeigen in der Zeitung, Recherche im Internet, Ebay-Kleinanzeigen oder Facebook finden.

&bdquo;Tretet höflich auf und bleibt immer nett"

&bdquo;Überlegt euch im Vorfeld, was für ein Job für euch in Frage kommt", rät Schröder. &bdquo;Tretet höflich auf und bleibt immer nett." Eine Ablehnung habe in der Regel nichts mit den Schülern persönlich zu tun. Und man wisse nie, was sich in der Zukunft noch ergeben könne. &bdquo;Achtet darauf, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden wie Arbeitszeit, -bedingungen und -schutz", ergänzt Schröder.

&bdquo;Lasst euch nicht auf Sachen ein, bei denen Ihr euch nicht sicher seid, ob sie legal sind." Wichtig sei noch, dass es für Schüler und Schülerinnen, die Teil einer Bedarfsgemeinschaft im SGB II sind, besondere Regelungen bezüglich der Höhe des Einkommens und der Gesamtdauer der Beschäftigung pro Kalenderjahr gibt. Hier erteile das Jobcenter gerne Auskunft.

Ferienjobs bleiben meist steuerfrei

Patricks Mutter hat recherchiert, dass man wohl auch als 14-Jähriger, wenn man seinem Hobby nachgeht, damit bis zu 410 Euro Gewinn im Jahr erwirtschaften darf, ohne eine Gewerbeanmeldung beantragen zu müssen. Auch könnte man da ein Hobby wie beispielsweise das des Fotografen ausüben. Ist das so korrekt?

Da verweist die Jugendberufsagentur an die IHK. Sie könne in puncto Gewerbeschein sicher helfen. &bdquo;Das wundert uns", sagt dort Heiko Stoll. Vielleicht könne da eher das Gewerbeamt helfen. &bdquo;Auch wenn man beispielsweise nur 100 Euro verdient, die selbstständige Tätigkeit aber nicht nur an einem Tag ausübt, muss man das auch als Schüler beim Gewerbeamt als Kleinunternehmen anmelden", sagt Miriam Wiebe vom Finanzamt Bielefeld auf NW- Nachfrage.

Damit dürfe man dann bis zu 17.000 Euro pro Jahr verdienen, ohne dass man Umsatzsteuer zahlen müsse. 9.000 Euro davon blieben zudem einkommensteuerfrei. &bdquo;Ferienjobs bleiben meist steuerfrei", ergänzt Wiebe. Die Regelungen seien unkompliziert und sollten niemanden von seinem Job abhalten. Anhand der Steuer-Identifikationsnummer könne der Arbeitgeber die Lohnsteuer-Merkmale elektronisch abrufen.

Alternative zum Spielen am Computer

&bdquo;Ich finde es schade, dass das so kompliziert zu sein scheint und man als Schüler da von einem zum nächsten verwiesen wird", sagt Patricks Mutter Bettina Plöger. Sie fände es toll, dass ihr Sohn so eigenständig seine Geschäftsidee für eine kleine Kaninchenpension entwickelt habe, inklusive Name: &bdquo;Mümmel in". Sie selbst hätten da mal Probleme gehabt, für die eigenen Tiere eine gute Urlaubsbetreuung zu finden. So sei die Idee entstanden. Sich um Kaninchen zu kümmern oder Hunde auszuführen, sei doch eine schöne Aufgabe. Und eine Alternative zum Spielen am Computer.

Was Patricks &bdquo;Mümmel in" den Gast-Kaninchen alles zu bieten hätte, zeigt er auf Instagram: Räuberhöhle, Frischfutterstelle, Spiel-, Schatten-, Aussichts- und Relax-Platz und reichlich Auslauf im Außengehege, ein richtiges Kaninchen-Eldorado im Haus - und viele Streicheleinheiten.

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