Angst vor der Schweinepest: Erste Auswirkungen bei Schlachtkonzern Tönnies

Gütersloh. Es ist ein knappes Jahr her, dass im September 2020 bei Wildschweinen in Brandenburg erstmalig die Afrikanische Schweinepest (ASP) nachgewiesen wurde. Zu einem Zeitpunkt, als überall die Corona-Pandemie das beherrschende Thema war, wurden die Landwirte in Alarmbereitschaft versetzt. Mehr als 1.800 an dieser verheerenden Viruserkrankung verendete Wildschweine sind im Grenzbereich zu Polen seither gefunden worden. Vor einem Monat wurde das Virus nun auch auf drei kleinen Bauernhöfen in Brandenburg nachgewiesen. &bdquo;Jetzt wird die Angst noch einmal größer", sagt Andreas Westermeyer, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes und selbst Schweinemäster aus Verl.

Denn gegen das Virus, das für den Menschen ungefährlich, aber für Schweine tödlich ist, gibt es keinen Impfschutz. Sollte die Afrikanische Schweinepest im dichtbesiedelten Kreis Gütersloh Einzug halten, wäre das eine wirtschaftliche Katastrophe, die alle Schweinehalter und auch die heimische Fleischwirtschaft beträfe.

Tönnies: ASP-Nachweise beim Hausschein haben einige Absatzmärkte verändert Beim Schlachtkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück hat die Tierseuche – nicht zuletzt das erste Vorkommen bei Hausschweinen - bereits jetzt Auswirkungen. &bdquo;Die ASP-Nachweise beim Hausschwein haben einige Absatzmärkte verändert", sagt Fabian Reinkemeier von der Tönnies-Unternehmenskommunikation.

So habe Thailand vergangene Woche eine Sperre für den Import von deutschem Schweinefleisch für 90 Tage ausgesprochen. Wichtige Exportmärkte wie China würden weiter geschlossen bleiben. Dadurch sei es derzeit deutlich schwieriger, eine ganzheitliche Vermarktung der Tiere zu ermöglichen. Reinkemeier verdeutlicht: &bdquo;Für Produkte wie Näschen, Pfötchen oder Schwänzchen von Schweinen, die beispielsweise in China Delikatessen sind, muss man neue Absatzmärkte finden."

Schweinefleisch-Preise sind im Keller &bdquo;Der Schweinemarkt ist desolat", bestätigt Westermeyer. 1,37 Euro würden die Bauern für ein Kilo Schlachtgewicht bekommen. &bdquo;Vor zwei Jahren war der Preis noch bei 2,05 Euro", sagt der Kreislandwirt. Um bei den Getreidepreisen auskömmlich arbeiten zu können, bräuchte es einen Preis von 1,80 Euro, sagt er. Die Verbände und die Bundesregierung würden derzeit daran arbeiten, dass Schweinemäster aus den Teilen Deutschlands, in denen die Seuche noch nicht ausgebrochen ist, weiter in Drittländer liefern könnten.

&bdquo;Der Verwaltungsaufwand ist sehr groß geworden in der Fleischindustrie", weiß auch Patrick Steinig, Kreisveterinär. Er und seine Kollegen sind in den Schlachtbetrieben nicht nur für die Tier- und Fleischbeschau, sondern auch für die Einhaltung der Exportauflagen der Drittländer zuständig. &bdquo;Woher ein Stück Fleisch kommt, das ist ein Riesen-Thema", sagt er.

Für den Seuchenfall hat der Kreis fertige Konzepte in der Schublade In Sachen Afrikanische Schweinepest sei der Kreis Gütersloh in Hab-Acht-Stellung. &bdquo;Der Infektionsdruck auf die Haustierbestände steigt", sagt der Kreisveterinär mit Blick auf die ersten drei betroffenen Betriebe in Brandenburg. Auch im Kreisgebiet könne jederzeit ein infiziertes Wildschwein auftauchen. &bdquo;Bei uns ist rund um die Uhr ein Tierarzt erreichbar", so Steinig, der in dieser Woche selbst Rufbereitschaft hat.

&bdquo;Man schläft schon unruhiger", gibt er zu. Sollte es zu einem Seuchenausbruch im Kreis kommen, sieht sich Steinig gut vorbereitet. &bdquo;Wir haben Konzepte, die wir sofort hochfahren können", sagt er. Bereits im Februar 2019, nach ersten Ausbrüchen in Belgien und Tchechien, hatte der Kreis Gütersloh in einer Übung alle Beteiligten an einen Tisch zusammengeholt und den Ernstfall geprobt. &bdquo;Wir haben versucht, uns bestmöglich vorzubereiten", so Steinig.

"Sämtliches in unseren Betrieben produziertes Fleisch ist sicher" Auch bei Tönnies sei man vorbereitet, versichert Reinkemeier, &bdquo;wir stellen gemeinsam mit unseren landwirtschaftlichen Partnern die höchstmögliche Biosicherheit der Schweine und des daraus entstehenden Schweinefleisches in unseren Lieferketten sicher." Von diesem Virus gehe keine Gefahr für den Menschen und andere Tiere als Schweine aus; es handele sich allein um eine zwischen Schweinen ansteckende Viruserkrankung.

&bdquo;Sämtliches in unseren Betrieben produziertes Fleisch ist sicher", betont der Unternehmenssprecher. Es sei jedoch jetzt umso wichtiger, dass die Biosicherheit auf den Betrieben eingehalten werde und die Einschleppung des Virus vermieden werde. &bdquo;Wir stehen hierzu in ständigem Kontakt mit den Veterinärbehörden auf lokaler-, landes-, bundes- und europäischer Ebene."

Appell an die Jäger Das Thema Biosicherheit wird auch auf dem Hof Westermeyer in Verl groß geschrieben. Die Betriebsstätten müssen beispielsweise durch Zäune gesichert, die Silos unzugänglich für Wildschweine sein. &bdquo;Wir können nur an die Jäger appellieren, die Wildschweinpopulation im Zaum zu halten", sagt Andreas Westermeyer.

Speditionen in der Region würden an ihre ausländischen Fahrer Informationszettel verteilen, dass kein Wurstbrot achtlos weggeworfen werde. Denn über kontaminiertes Schweinefleisch kann das Virus ebenfalls bei heimischen Wildschweinen in Umlauf gebracht werden. Hinweisschilder und Zäune gegen Wildschweine entlang der Autobahn-Raststätten im Kreis sollen ebenfalls Schutz vor der APS bieten.

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