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Appell an Bevölkerung

Schutzmaßnahme gegen Schweinepest in NRW: Gesunde Wildschweine im Kreis Höxter getötet

Nach mehreren bestätigten Fällen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen im Kreis Olpe und zuletzt auch im Kreis Siegen-Wittgenstein laufen in Nordrhein-Westfalen die Schutzmaßnahmen auf Hochtouren. Die betroffenen Regionen wurden in Sperrzonen eingeteilt, in denen nun strenge seuchenrechtliche Auflagen gelten. Suchhundeteams, Drohnentechnik sowie zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer durchsuchen das Gelände systematisch nach weiteren infizierten Kadavern. Ziel ist es, die weitere Ausbreitung des hochansteckenden Virus zu verhindern und die Hausschweinebestände in der Region zu schützen.

Aus diesem Grund wurden am Schwarzwildgehege im Walderlebnisgebiet Hardehausen 29 gesunde Wildschweine getötet. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW begründete dies mit seuchenrechtlichen Vorsorgemaßnahmen und einem erheblichen baulichen Sanierungsbedarf des rund zwei Hektar großen Geheges. Eine Verlegung der Tiere in andere Einrichtungen wurde geprüft, war jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht realisierbar. Die Tötung erfolgte tierschutzgerecht durch Jagdpersonal.

„Die Auflagen der Behörden sind enorm wichtig, um das Seuchengeschehen einzudämmen und Haus- wie Wildschweine zu schützen“, betont Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV). Maßnahmen wie die beschränkte Verbringung von Hausschweinen, Testauflagen sowie Vorgaben zur Futterernte sollen eine Balance zwischen Tierseuchenschutz und landwirtschaftlichem Betrieb ermöglichen.

„Wir bitten alle um erhöhte Vorsicht, denn der Mensch gilt als eine der größten Übertragungsquellen der ASP“, so der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe (OWL) Antonius Tillmann. - © Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband
„Wir bitten alle um erhöhte Vorsicht, denn der Mensch gilt als eine der größten Übertragungsquellen der ASP“, so der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe (OWL) Antonius Tillmann. (© Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband)

Warnung vor der Entsorgung von Lebensmittelresten

Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksverbands OWL, warnt eindringlich vor der achtlosen Entsorgung von Lebensmittelresten: „Schon ein weggeworfenes Wurstbrot kann Wildschweine infizieren.“ Besonders gefährlich sind nicht erhitzte Schweinefleischprodukte wie Rohwurst oder Schinken. Auch Kleidung, Fahrzeuge oder Jagdausrüstung, die mit infizierten Tieren in Kontakt kamen, können das Virus verbreiten.

Mit Beginn der Sommerferien und der damit verbundenen Reisezeit steigt das Risiko zusätzlich: Zahlreiche Menschen sind unterwegs – auf Autobahnen, an Rastplätzen, beim Camping oder an beliebten Ausflugszielen wie Badeseen. Dort werden oft unachtsam Speisereste entsorgt, die Wildtiere anlocken und zum Eintrag des Virus führen können.

Das Friedrich-Loeffler-Institut hat bei einem ASP-Ausbruch im Kreis Olpe genetische Übereinstimmungen mit Virusstämmen aus Kalabrien (Italien) festgestellt – ein Hinweis auf die grenzüberschreitende Mobilität des Virus, möglicherweise durch Reiserückkehrer oder Transitverkehr.

Zur Eindämmung der erstmals bei einem Wildschwein in Nordrhein-Westfalen aufgetretenen Afrikanischen Schweinepest (ASP) hat der Kreis Olpe eine Tierseuchenverordnung erlassen. - © Federico Gambarini/dpa
Zur Eindämmung der erstmals bei einem Wildschwein in Nordrhein-Westfalen aufgetretenen Afrikanischen Schweinepest (ASP) hat der Kreis Olpe eine Tierseuchenverordnung erlassen. (© Federico Gambarini/dpa)

Darauf sollte geachtet werden

Tillmann und Beringmeier appellieren deshalb gleichermaßen an die Bevölkerung wie Berufskollegen:

  • Keine Schweinefleischprodukte aus dem Ausland mitbringen

  • Keine Essensreste in der Natur oder offenen Mülleimern entsorgen – besonders an Rastplätzen, Campingplätzen oder Badeseen

  • Nach Reisen in betroffene Gebiete Kleidung, Fahrzeuge und Ausrüstung gründlich reinigen

  • Auf landwirtschaftlichen Betrieben Biosicherheitsmaßnahmen strikt einhalten

„Die Afrikanische Schweinepest ist für Menschen ungefährlich, aber für Schweine fast immer tödlich. Es gibt keine Impfung. Deshalb ist Vorbeugung unsere einzige wirksame Waffe“, so Beringmeier.

Die Landwirte und Behörden in NRW sehen sich gut vorbereitet – dank jahrelanger Vorsorge und enger Zusammenarbeit aller Beteiligten. „Aber nur wenn jeder mitzieht, können wir die Ausbreitung stoppen“, mahnt Tillmann.

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