Landwirte der Region ärgern sich über VWs Currywurst-Verbannung

Bad Oeynhausen/Kreis Minden-Lübbecke. Doch, doch, seine Volkswagen hat Rainer Meyer noch auf dem Hof stehen. Ob die nächste Wahl allerdings erneut auf den Konzern aus Wolfsburg fällt, ist momentan mehr als fraglich. Denn Meyer und seine Berufskollegen ärgern sich über den Autobauer, der jüngst in einer seiner zahlreichen Betriebskantinen di e Currywurst und damit auch sämtliche Fleischgerichte von der Karte strich .

Auf Anordnung von oben gibt es für die VW-Mitarbeiter dort nun nur noch Vegetarisches oder Veganes. Für den Landwirtschaftlichen Kreisverband Minden-Lübbecke Grund genug, die Mitglieder per Rundschreiben zu mobilisieren. "Weil es nicht um die Ernährung geht, sondern um eine Imagekampagne", begründet Meyer diesen Schritt.

Die Currywurst - wohl kaum ein Gericht steht so sehr für den Fleischgenuss in Deutschland, wie die kleingeschnippelte Bratwurst. Allein im Vor-Corona-Jahr 2019 kamen rund sieben Millionen Currywürste aus der Volkswagenfleischerei. Und so sprang selbst Altkanzler Gerhard Schröder mit seinem Kraftriegel-Post auf den Zug der Verbannung auf.

Der Hintergrund: Am Hauptsitz in Wolfsburg hat der Volkswagen Konzern seine Kantine auf vegetarische und vegane Gerichte umgestellt und Fleisch komplett gestrichen. Auch die beliebte Currywurst. "Natürlich kann sich jeder ernähren wie er will", betont Rainer Meyer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes. "Auch wir Landwirte wollen niemanden beeinflussen, Fleisch zu essen." Und es gehe auch nicht darum, welche Gerichte auf der Speisekarte einer Werkskantine ständen und welche nicht. Das interessiere meist nur die Mitarbeiter.

"Es geht nicht ums schnöde Absetzen"

"Es geht also nicht um das schnöde Absetzen eines speziellen Gerichtes in einer Kantine, immerhin hat VW mehr als 30 Kantinen, sondern um die Imagekampagne, die VW damit bezweckt." Nach Ansicht der Landwirte wolle sich VW imagemäßig bereichern: "Nach dem Dieselskandal wollen sie nun die vegane Welle reiten, um in der Bevölkerung ein besseres Ansehen zu bekommen", ist Meyer überzeugt. Und wenn das Schule mache, das Firmen ihr Image mit einem verordneten Vegetarismus aufpolieren wollten, dann werde für die Tierhalter etwas losgetreten, was nicht abzusehen sei. "Da wird Ernährung von oben verordnet", urteilt Rainer Meyer. Da könne plötzlich niemand mehr essen, was er wolle.

Neben den schwierigen politischen Rahmenbedingungen, der Corona-Pandemie, der Afrikanischen Schweinepest und der Ankündigung von Aldi, ab dem Jahr 2030 nur noch Frischfleisch aus den Haltungsstufen 3 und 4 anzubieten, sei dies eine weitere Herausforderung für den landwirtschaftlichen Berufsstand, erklärt der Bad Oeynhausener.

Weitere Umstellungen von Betriebskantinen auf fleischlose Ernährung wie jetzt im Falle von Volkswagen, würden die aktuelle Markt-und Erlössituation speziell in der Schweinehaltung zusätzlich verschlechtern und sorgten für weitere enorme existenzbedrohliche Zustände auf heimischen Betrieben. "Das Vorgehen des Automobilherstellers könnte als Leuchtturm für andere Konzerne dienen und ist in keinster Weise zu akzeptieren. Die Lebensmittelproduktion unserer heimischen Betriebe ist qualitativ auf dem höchsten Stand und produziert regionale und nachhaltige Lebensmittel."

Mitglieder forderten Aktionen

Als die Entscheidung des Konzerns in den Medien publik wurde, seien auch die Mitglieder des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes aufmerksam geworden. "Viele Landwirte fahren VW, die wollen das nicht kommentarlos hinnehmen", hat der Vorsitzende erfahren. "Viele haben sich gemeldet und uns aufgefordert, aktiv zu werden." Ein Brief an VW war für Meyer keine Option. Aber: "Die Kunden können kritisch nachfragen, das hat mehr Gehör", ist er überzeugt.

Und so schreiben Meyer, seine beiden Stellvertreter Joachim Schmedt und Stefan Schmidt und der Kreisgeschäftsführer Holger Topp in einem Brief an die Mitglieder: "Aus diesem Grund rufen wir Sie auf, bei Ihren Vertragshändlern des Volkswagenkonzernes im Mühlenkreis vorstellig zu werden und Ihrem Ärger und Ihren Ängsten Luft zu machen. Getreu dem Motto: Andere Hersteller bauen auch schöne Fahrzeuge!"

Erste Reaktionen der Mitglieder gab es bereits: "Einige haben reagiert, manche finden es noch zu lasch und wollen lieber die Werkstore bei VW blockieren", sagt Rainer Meyer. Das aber ist für den Vorsitzenden vorerst keine Option. Meyer setzt auf den Druck aus der Kundschaft. Und wird sicherlich bei seinen eigenen Autokäufen in Zukunft die Currywurst im Hinterkopf haben.

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