
Bielefeld. Das Foto eines großen Betts mit eigenem Hunde-Schlafbereich ging jüngst in den sozialen Medien viral. Die Lokalredaktion hatte das Bild auf Facebook geteilt und die Bielefelder gefragt: Hunde im Bett, bei Euch etwa auch? Die Antwort war relativ eindeutig: Ja. Dazu zeigten die Bielefelder auch Fotos der Dekadenz: Waldi ausgestreckt auf dem Kissen. Schlummernd in Frauchens Kniekehle. Zusammengerollt am Fußende. Ist das hygienisch? Und überhaupt: Hunde und Menschen - wohin soll das noch führen? Gleichberechtigung? Waldi in der Mitbestimmung? "Hört auf, Tiere zu vermenschlichen", mahnen manche Forscher. "Wir müssen Tiere wieder vermenschlichen, auf wissenschaftlicher Grundlage", hält ein bekannter Verhaltensbiologe in seinem Buch dagegen.
"Na klar schläft unser Hund im Bett", schreibt eine Bielefelderin auf der Facebook-Seite der Lokalredaktion. "Wenn ich ins Bett gehe, wird erst noch ein bisschen geschmust dann geht er ans Fußende", erklärt eine weitere Userin. "Bei uns wird sich in die angewinkelten Beine gekuschelt - unter der Decke, berichtet ein weiterer Hundebesitzer. So weit, so normal? Mehr als das: Forscherinnen wollen sogar herausgefunden haben, dass Hunde die idealen Einschlafpartner sind, berichtete der Spiegel – "zumindest für Frauen". Das Ziel der Wissenschaftlerinnen vom Canisius College in New York und der Universität von Florida war: Herausfinden, wie Tiere im Bett den Schlaf beeinflussen. Das Ergebnis: Mit einem Hund im Bett schläft Sie deutlich besser als mit menschlichen Partnern oder Katzen (hier geht's zur Studie).
"Vielleicht noch den Partner fragen"
Auch die Chefin der Bielefelder Tierklinik sagt: "Es spricht im Prinzip nichts dagegen, Hunde im Bett schlafen zu lassen." Yvonne Welpmann weist aber darauf hin, dass eine wichtige Voraussetzung erfüllt sein muss.

Zunächst: Wer nicht möchte, dass der Hund im Bett schläft, sollte das direkt beim Einzug klar stellen. "Wenn der Welpe ins Bett darf, versteht der 60-Kilo-Hund nicht, dass er das erwachsen plötzlich nicht mehr darf." Wichtig auch: Je nach Rasse und Beschaffenheit von Hund und Haar ist es nicht immer sauber: "Dreck und Haare kleben ganz wunderbar auf der Decke." Bei Floh- oder Zeckenbefall hat man die Plagegeister im Bett. Und bei "sabbernden Rassen" muss man - logisch - mit Sabberflecken rechnen.
Neben dem Wissen um die hygienischen Faktoren ist vor allem noch die Chef-Frage eindeutig zu klären: "Es muss immer möglich sein, den Hund aus dem Bett zu weisen. Wenn das erzieherisch nicht möglich ist, und Bello gerne an die Weltherrschaft oder das Kopfkissen möchte, dann ist im Bett zu liegen ein Privileg, das ich sofort unterbinden würde. Wenn die Hunde sich ohne Diskussion aus dem Bett schicken lassen, dann spricht wirklich nichts dagegen. Nun ja - vielleicht sollte man den Partner noch fragen."
Neuer Blick auf Tiere
Der Verhaltensbiologe Karsten Brensing plädiert seit Jahren für einen neuen Blick auf Tiere. Unter anderem in seinem Buch „Das Mysterium der Tiere" spricht er von Krähen, die sich in Artgenossen hineindenken, altruistischen Ratten und Mäusen, die Mitleid mit Artgenossen empfinden. Manche Tiere sollen sogar ein Selbstbewusstsein und eine Persönlichkeit besitzen, so der Wissenschaftler. Und er bricht damit ein Tabu, fast so alt, wie die Biologie selbst. Tiere, das glaubte man jahrhundertelang, fühlen und denken nicht.
Doch Brensings Beispiele zeigen: Tiere fühlen offenbar. Schmerzen, Angst, Trauer, Freude - viele zeigen gar ein differenziertes Sozialverhalten, lernen voneinander und wissen um die Einzigartigkeit ihrer eigenen Person. Brensing fragt: Wenn das alles stimmt, dürfen wir weiter mit Tieren umgehen, wie wir es tun? Klar ist: Wie Menschen Tiere behandeln, darüber diskutieren inzwischen nicht mehr nur die Tierschützer.