Enttäuschte Liebe? Mann druckt Nacktfotos seiner Ex auf Visitenkarten

Bad Oeynhausen. Erst war's nur Text. In großen Buchstaben malte der Mann Liebesbekundungen auf Banner und Plakate und hängte sie in der Stadt auf. Nicht irgendwo, sondern da, wo sie garantiert von seiner ehemaligen Freundin gesehen werden mussten: auf ihrem Weg zur Arbeit. Die Plakate und Banner waren offenbar ein Versuch der Kommunikation. Seine Ex-Freundin sah aber keinen Anlass zum Beziehungsgespräch. Sie war froh, dass es nach zweieinhalb Jahren vorbei war. Doch dann druckte der Mann Visitenkarten mit Intimfotos seiner Freundin und drohte sie zu verteilen.

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat den 47-jährigen Mann deshalb wegen versuchter Nötigung vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen angeklagt. Der Mann bastelte die Visitenkarten offenbar am eigenen Computer, ließ einen ganzen Stapel davon drucken. Die 1.000 Karten wolle er in Bad Oeynhausen und Löhne verteilen, wenn sie nicht mit ihm spreche, kündigte er an. Auf den Visitenkarten stand neben dem Intimfoto der volle Name, Anschrift und Telefonnummer der Frau.

Vor Gericht widerspricht der Angeklagte dieser Darstellung nicht. Sein Anwalt gesteht die Vorwürfe für seinen Mandanten ein. Der Angeklagte sei damals in einer psychisch belastenden Situation gewesen, er habe nicht nur die Trennung, sondern auch andere Probleme zu verarbeiten gehabt und auch eine Selbsttötung angekündigt. Seine Noch-Freundin habe diese Ankündigung glücklicherweise ernst genommen und die Polizei gerufen. Der Angeklagte sagt dazu: "Dafür bin ich ihr sehr dankbar, sonst säße ich heute nicht hier."

Ursache: Unklarheiten in der On-Off-Beziehung? Auf Nachfragen des Richters beschreibt der Angeklagte eine On-Off-Beziehung. Nach der Trennung am Donnerstag, 20. Januar, habe man noch bis zum 20. Februar unter einem Dach gelebt. Zuvor soll es monatelang Hin und Her gegangen sein. Schließlich hätten beide aber den gemeinsamen Hausrat aufgelöst. Er habe damals eine schwere Operation vor sich gehabt und in der unmöblierten Wohnung gesessen, so der Angeklagte.

Der Richter hakt nach und will wissen, warum er dann die Visitenkarten gedruckt hat. Eine richtige Begründung vermag der Angeklagte allerdings nicht zu nennen. Schließlich begründet er das mit seiner Beziehung. Er habe nicht gewusst, ob sie schon getrennt seien oder nicht. "Ich war damals allein auf mich gestellt mit meinen Gedanken", sagt der Angeklagte.

Die Ex-Freundin bestätigt den Zeitplan der Trennung. Ihre Beziehung beschreibt sie aber ganz anders. Es habe ständig Streit und Diskussionen gegeben. Auch körperliche Auseinandersetzungen. Vier Wochen nach der endgültigen Trennung sei sie ausgezogen. "Ich habe es nicht mehr ausgehalten und bin abgehauen", sagt sie. Trotzdem habe der Ex-Freund immer wieder versucht, sie anzurufen, Kurznachrichten zu senden oder sie in sozialen Medien zu kontaktieren. Auf Anraten der Polizei habe sie alles blockiert. Unter Polizeischutz habe sie ihre Sachen aus der Wohnung geholt. Dabei habe der Angeklagte ihr die Visitenkarten überreicht: "Ich habe nicht nachgezählt und hoffe, dass es wirklich alle sind."

"Das war bösartig!" Der Angeklagte wohnt inzwischen in Süddeutschland und ist seit einigen Monaten in Psychotherapie. Im Gerichtssaal bittet er seine Ex-Freundin um Entschuldigung. Sie nimmt an, sagt aber auch: "Die ganze Sache kann ich nicht vergessen!" Sein Verteidiger verzichtet darauf, wegen der Angst- und Depressionsstörung seines Mandanten ein Gutachten über dessen Schuldfähigkeit zu beantragen: "Mein Mandant will einen Schlusspunkt." Die Staatsanwältin wertet das später als Pluspunkt. Trotzdem bleiben aus ihrer Sicht viele Minuspunkte, die beim Ausmessen der Strafe ins Gewicht fallen. Unter anderem eine Verurteilung vor sieben Jahren wegen gefährlicher Körperverletzung. Zur Drohung mit den Visitenkarten sagt die Staatsanwältin: "Das war bösartig."

Der Richter sieht das genauso und verurteilt den Angeklagten wie beantragt zu einer Geldstrafe von 80 Tagessätzen zu 35 Euro (2.800 Euro). Der Fall komme einer Nachstellung schon sehr nah, so der Richter. "Das war massiv und bösartig." Die Fotos seien nicht für Dritte bestimmt gewesen, die Ausführung der Tat sei jedoch planvoll und über einen gewissen Zeitraum erfolgt: "Das war nicht spontan."

Der Angeklagte nimmt das Urteil noch im Gerichtssaal an, es ist rechtskräftig.

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