Mit Machete bedroht? Angeklagter Salzufler hält räuberische Erpressung für Quatsch

Detmold. Eigentlich ist so gut wie alles Quatsch, was in der Anklage steht. Das macht der Salzufler bei seinem Prozess selbstbewusst deutlich. Der 28-Jährige steht unter anderem wegen räuberischer Erpressung vor der Großen Strafkammer. Weil zwei Zeugen nicht erscheinen, kann die Kammer unter dem Vorsitz von Richter Karsten Niemeyer am Ende kein Urteil sprechen.

Die Version, die der junge Mann am Dienstag erzählt, hat wenig mit den insgesamt 15 Vorfällen zu tun, die Staatsanwältin Marie Amedick aus der Anklage verliest. Niemals habe er einen Bekannten mit einer Machete bedroht und ihn gezwungen, so seine Erklärung, in drei Läden in Detmold Handyverträge auf seinen Namen aufzusetzen. Also: Die Handyverträge soll der 20-jährige Geschädigte zwar tatsächlich abgeschlossen haben, das räumt der Angeklagte ein, aber freiwillig - und aus gutem Grund.

&bdquo;Der hatte 7000 Euro Schulden bei mir“, sagt der Mann, der selbst Bürgergeld bezieht. Die Summe stamme aus Drogengeschäften, mutmaßlich will er ihm Kokain besorgt haben. Die aus den Läden stammenden iphones habe er weiterverkauft. Mehr gibt der 28-Jährige nicht preis, um sich nicht an anderer Stelle zu belasten. Seinem Verteidiger Helmut Wöhler aus Bad Salzuflen ist nur wichtig, die Hintergründe zu erläutern.

Ein Vorfall, zwei Versionen Dem Hauptbelastungszeugen selbst versucht Richter Niemeyer geduldig, den Grund für die mutmaßliche Erpressung zu entlocken. Der 20-Jährige tut sich allerdings schwer, konkret zu werden. Zu der Drogenthematik will er ebenfalls lieber nichts sagen. Muss er auch nicht, auch darauf weist ihn der Richter mehrfach hin.

Auch einen Vorfall, der den 28-Jährigen im Dezember in U-Haft brachte, erinnert der Angeklagte anders. Er bestreitet, seinen Bekannten im Auto seiner Mutter mit einem Kumpel überrumpelt, mehrfach ins Gesicht geschlagen haben und 1000 Euro gefordert zu haben.

Der Bekannte habe unter Drogen gestanden und sich grundlos bei einem Stopp in der Tankstelle eingeschlossen, gibt der Angeklagte an. &bdquo;Den einzigen Fehler, den ich gemacht habe, war, das Auto mit nach Bielefeld zu nehmen. Ich wollte es aber eh nicht behalten.“

Der Betroffene selbst sagt aus, er sei an der Tankstelle überfordert gewesen. &bdquo;Ich habe mich dann entschieden, der Mitarbeiterin Bescheid zu geben, dass ich bedroht werde.“ Die Mitarbeiterin selbst bestätigt diese Szene vor Gericht &bdquo;Er was ziemlich durcheinander und ängstlich“, sagt die Zeugin. Ob sie gemerkt habe, dass er unter Drogen gestanden habe, will Verteidiger Wöhler wissen. &bdquo;Er hat schon etwas eigenartig gewirkt, aber es kommen so oft komische Leute herein. Darauf achtet man irgendwann nicht mehr“, sagt die Frau.

Angeklagter sieht sich als Opfer Der Kumpel, der wohl mit im Auto saß und als Zeuge aussagen soll, taucht vor Gericht nicht auf, erklärt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth später. Auch die Ex-Partnerin des Angeklagten bleibt fern. Über deren Kontodaten soll der 28-Jährige mehrfach gegen ihren Willen diverse Online-Einkäufe - teils im Wert von mehr als 100 Euro - getätigt haben.

&bdquo;Das ist auch Quatsch, sie wusste das“, sagt der Angeklagte. Seine damalige Freundin sei bloß sauer gewesen, dass er sie auf ihren Drogenkonsum angesprochen habe. &bdquo;Als ich sie mit der Wahrheit konfrontiert habe, war ich der Feind.“ In der Verhandlung räumt der 28-Jährige lediglich ein, über die Kontodaten seiner Schwester zweimal im Internet Getränke ohne ihr Wissen bestellt zu haben.

Den Tatkomplex zu Lasten der Ex einzustellen, damit wäre Staatsanwältin Amedick auf Vorschlag des Gerichts sogar einverstanden gewesen, hätte der Angeklagte die Schläge im Auto zugegeben, erklärt Wormuth im Anschluss. Dazu sei er aber nicht bereit gewesen.

Der Prozess wird am 24. Juni fortgesetzt.

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