A2-Verfolgungsjagd bei Bad Oeynhausen: Polizei holt 23-Jährigen mit Waffe aus Wagen

Bad Oeynhausen. Eigentlich wollte der 23-jährige Mann aus Rinteln an diesem Sonntag im September 2024 bloß seinen neuen Gebrauchtwagen überführen. Doch seine Spritztour mit dem Dodge Caliber von Warburg bis Minden endete auf der A2-Ausfahrt in Porta Westfalica. Mit gezückter Dienstwaffe forderten Polizisten der Autobahnstreife den 23-Jährigen dazu auf, sein Fahrzeug zu verlassen.

Der Dodge-Fahrer hatte sich zuvor übers Kreuz Bad Oeynhausen hinweg in hohem Tempo und quer über die Fahrspuren ein Autorennen mit dem Streifenwagen geliefert. Das wirft ihm jedenfalls die Staatsanwaltschaft Bielefeld in ihrer Anklage vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen vor, wo sich der 23-Jährige wegen grob verkehrswidrigem und rücksichtslosem Verhalten verantworten muss.

Wie sich herausstellte, hatte der Fahrer nicht nur kräftig aufs Gaspedal gedrückt, sondern auch falsche Kennzeichen angeschraubt. Sie gehörten zu einem ganz anderen Fahrzeug. Der Dodge war damit aber nicht haftpflichtversichert. Außerdem stellten die Beamten mit einem Drogenvortest Cannabiskonsum fest. Die spätere Blutprobe ergab einen Wert oberhalb des zulässigen Grenzwerts. Seinen Führerschein kassierten die Beamten ein.

Blick in die Polizei-Pistole war &bdquo;ein Schock“ Der Dodge-Fahrer bestreitet jedoch, grob verkehrswidrig und rücksichtslos gefahren zu sein. Er hat sich einen Anwalt genommen und erklärt dem Richter seine Sicht auf die Autofahrt: Demnach habe er einen Blackout, sein Fahrzeug zudem &bdquo;Motorprobleme“ gehabt. Erst in Porta Westfalica sei er zur Besinnung gekommen und rechts ran gefahren. Die Flucht vor dem Streifenwagen, das gibt er zu, sei &bdquo;das Dümmste, was ich jemals gemacht habe“. Dass dann sogar ein Polizist ihn mit vorgehaltener Pistole aus dem Auto holte, sei &bdquo;ein Schock“ gewesen. Seinen Cannabiskonsum leugnet der 23-jährige Rintelner nicht. Allerdings behauptet der Dodge-Fahrer, dass er mehrere Wochen zuvor damit aufgehört habe. &bdquo;Das wird ein Restwert gewesen sein.“

Der Staatsanwalt widerspricht dem Angeklagten und zerpflückt seine Argumentation. Die Kennzeichen habe er doch weit vor dem Blackout an den Dodge geschraubt. Da könne man schon einen gewissen Vorsatz erkennen. Und mit den falschen Kennzeichen habe er riskiert, komplett ohne Versicherungsschutz auf der stark befahrenen Autobahn unterwegs zu sein. &bdquo;Was wäre denn, wenn Sie einen Unfall gebaut hätten?“, fragt der Staatsanwalt. Auf dem Beifahrersitz habe zudem der jüngere Bruder des Angeklagten gesessen. Ein Unbeteiligter hätte womöglich schwer verletzt werden können - und der Dodge-Fahrer wäre persönlich dafür haftbar gewesen. Der Staatsanwalt stellt deshalb klar: &bdquo;Die falschen Kennzeichen waren das Dümmste, was sie gemacht haben.“

Die Autobahnpolizisten beschreiben die rasante Fahrt über die A2. Eigentlich wollten sie den Dodge in Vlotho aus dem Verkehr ziehen und kontrollieren. Auf dem Verzögerungsstreifen setzten sie sich vor den Dodge und schalteten das Leuchtschild &bdquo;Bitte folgen!“ ein. Doch der Dodge-Fahrer gab plötzlich Gas. Und die Polizisten schalteten die Überwachungskamera des Streifenwagens ein.

Im dichten Verkehr wechselte der Dodge mehrfach die Fahrspur, die Polizisten hatten Mühe zu folgen. Schließlich bog das Auto überraschend auf die Abfahrt Porta Westfalica ein. Kurz vor der Kreuzung, so die Polizisten, habe der Fahrer den Wagen am Straßenrand abgestellt. Weil der Fahrer aber keine Anzeichen machte, auszusteigen, zückte ein Polizist seine Dienstwaffe.

Verteidiger fordert Führerschein zurück Der Staatsanwalt ist davon überzeugt, dass das Video die &bdquo;enthemmte rücksichtslose Fahrweise“ des Angeklagten belegt. Im Ende der Verfolgungsjagd sieht er allerdings &bdquo;einen gewissen erzieherischen Effekt“. Er fordert deshalb eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu 50 Euro (3000 Euro) und drei zusätzliche Monate Führerscheinsperre. Der Verteidiger dagegen vermag im Video &bdquo;keine konkreten Gefährdungen“ zu erkennen. &bdquo;Wir sind immerhin auf der Autobahn.“ Die Geldbuße hält er für vertretbar, beantragt aber, dass sein Mandant den Führerschein sofort zurückbekommt.

Der Richter will den Führerschein des Dodge-Fahrers aber noch in der Obhut der Justiz belassen. Er verurteilt den Angeklagten zu der Geldbuße von 3000 Euro. Drei Monate darf der Angeklagte keine neue Fahrerlaubnis beantragen. &bdquo;Das war eine hochriskante Fahrweise“, sagt der Richter. Zweimal sei der Angeklagte komplett von der linken auf die rechte Fahrspur gewechselt. Und das bei Tempo 180.

Der Angeklagte verzichtet noch im Gerichtssaal auf Rechtsmittel, das Urteil ist damit rechtskräftig.

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