Streit in Kirchlengern eskaliert: Mann soll Nachbarn mit Laubbläser angegriffen haben

Kirchlengern . Grün sind sich die beiden Nachbarn schon seit Jahren nicht. Häufiger soll es zu verbalen Auseinandersetzungen am Gartenzaun gekommen sein, wie im Oktober vergangenen Jahres. Nun trafen sich beide nicht an ihrer Grundstücksgrenze, sondern im Gerichtssaal im Bünder Amtsgericht wieder. Grund: Peter K., der jüngere von beiden, soll dem 74-jährigen Helmut B. (Namen geändert) bei einem Streit einen eingeschalteten Laubbläser vor das Gesicht gehalten haben. B. will dadurch nach eigenen Angaben schwere Verletzungen an einem kurz zuvor mit einem Laser behandelten Auge davongetragen haben, was eine mehrmonatige Behandlung nach sich gezogen haben soll. Doch die ärztlichen Atteste konnten das nicht wirklich bestätigen.

Der Vorfall spielte sich am 23. Oktober 2021 in einer Wohnsiedlung in Kirchlengern ab. Helmut B., der in der Verhandlung als Zeuge und Nebenkläger auftrat, habe mit seiner Frau und einer weiteren Person auf der Terrasse beim Kaffee gesessen. &bdquo;Und plötzlich wurde der Laubbläser wieder angeschmissen“, schilderte er im Gerichtssaal. Er sei daraufhin zur Grundstücksgrenze gegangen, die von einem Zaun und einer Lorbeerhecke markiert wird. Er habe seinem Nachbarn, den 62-jährigen Angeklagten Peter K., darauf hinweisen wollen, dass dieser es unterlassen solle, das Laub unter der Hecke auf sein Grundstück zu befördern. Daraufhin habe ihn Peter K. eigenen Worten nach &bdquo;persönlich angegriffen“. &bdquo;Er hat gesagt, ich soll doch meinen Anwalt anrufen und mich bei dem auf den Schoß setzen. Oder doch gleich die Polizei.“ Dann soll Peter K. das Rohr des laufenden Laubbläsers in einem Abstand von einem halben bis ganzen Meter vor Helmut B.s Gesicht gehalten haben.

Atteste ließen keinen Rückschluss auf eine Verletzung zu B. sei kurz zuvor in einer Klinik das rechte Auge gelasert worden. Der Laubbläser habe ihm Dreck ins Auge geschleudert und er will starke Schmerzen gehabt haben. Im Badezimmer habe er dann sein Auge gespült. Zum augenärztlichen Notdienst in der Mindener Klinik wollte B. an jenem Samstag aber nicht fahren (&bdquo;Das war mir dann aber zu weit weg“). Er holte sich aus einer Apotheke eine Augenspülung und wartete bis Montag, um eine Bünder Augenarztpraxis aufzusuchen. Kurz darauf konsultierte er auch einen praktischen Arzt. &bdquo;So richtig haben die Ärzte aber nichts festgestellt, wie die Atteste zeigen“, sagte die Staatsanwältin. Auch in einem Attest von einer Untersuchung in einer Augenklinik aus März 2022 – ein halbes Jahr nach dem Vorfall – waren keine nennenswerten Auffälligkeiten genannt. Diese Klinik habe Helmut B. eigenen Worten nach aufgesucht, nachdem er von seinem Bünder Augenarzt nach mehreren Untersuchungen ohne weiteren Befund dorthin überwiesen wurde. B. gab an, seit dem mutmaßlichen Angriff mit dem Laubbläser wieder eine Brille tragen zu müssen. &bdquo;Nach der Laser-Operation konnte ich ohne Brille hundertprozentig sehen.“

Der Angeklagte Peter K. schilderte den Hergang des Streits zu Beginn der Verhandlung in Teilen ähnlich. &bdquo;Mit Herrn B. liegen wir seit fünf Jahren im Streit.“ B. lasse &bdquo;keine harmonische Nachbarschaft zu“. K. sprach sogar davon, von seinem Nachbarn mit brennenden Zigarettenkippen &bdquo;angeschnipst“ worden zu sein. Er habe B. jedenfalls nicht mit dem Laubbläser angegriffen. Auch hätten die Männer eher in einem Abstand von zwei bis drei Metern zueinander gestanden.

Nachdem er von Helmut B. verbal attackiert worden sei, habe dieser noch Fotos von ihm mit dem Smartphone erstellt. Das bestritt B. allerdings. K.s Frau sei schließlich aus dem Haus gekommen, weil sie den Streit hörte und habe ihn aufgefordert, sich vom Nachbarn zu entfernen. Sie rief dann auch die Polizei, die aber nicht ausrückte.

Nebenkläger wollte von Fotos nichts mehr wissen Die Staatsanwältin hielt Helmut B. seine Anzeige vom 4. November bei der Polizei vor, in der er &bdquo;Beweise auf diversen Fotos“ erwähnte. B. erwiderte, dass er das &bdquo;in der Hektik wohl einfach mit reingeschrieben“ habe. Staatsanwältin: &bdquo;Welche Hektik, wenn die Anzeige zwei Wochen nach dem Vorfall erstattet wurde?“ B. bestand jedoch darauf, keine Fotos von der Situation erstellt zu haben. In einer Befragung durch Peter Ks. Verteidiger und seinen eigenen Anwalt erklärte B. außerdem auf die Frage, ob er glaube, dass der Angeklagte den Laubbläser mit Absicht vor sein Gesicht gehalten habe: &bdquo;An Absicht glaube ich nicht, aber die Wirkung im Auge war da.“

Staatsanwaltschaft, Verteidigung und die Vorsitzende einigten sich auf eine Einstellung des Verfahrens wegen Geringfügigkeit ohne Auflagen für den Angeklagten (§ 153 Strafprozessordnung). So geschah es letztlich auch. Ein Weg, den Helmut B. als Nebenkläger mit seinem Anwalt nicht mitgehen wollte. B. ist laut seinem Anwalt überzeugt, dass die Atteste ausreichende Anhaltspunkte für eine Schädigung seines Auges durch den Laubbläser belegen würden. So könnte es im weiteren Verlauf auf eine Zivilklage auf Schmerzensgeld – ein so genanntes Adhäsionsverfahren – hinauslaufen.

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