Oerlinghauser für sexuellen Missbrauch der eigenen Tochter bestraft

Oerlinghausen / Detmold . Einen Tag vor Heiligabend musste sich bei einem zweiten Prozesstag ein Oerlinghauser vor der dritten Strafkammer des Landgerichts Detmold verantworten. Zur Last gelegt wurde ihm sexueller Missbrauch der eigenen Tochter sowie einer Freundin der Tochter. Die Taten fanden im August 2006, als seine Tochter fünf Jahre alt war, und im September 2007 statt, als die Freundin der Tochter neun Jahre alt war. Zudem war er wegen des Besitzes kinder- und jugendpornografischer Bilder und Videos angeklagt.

Die dritte Strafkammer unter Vorsitz der Richterin Anke Grudda verurteilte den Oerlinghauser zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren. Das schließt eine Bewährung aus, bei der eine Strafe höchstens zwei Jahre betragen darf. Außerdem trägt der Angeklagte die Kosten des Verfahrens und die der Nebenklage. Staatsanwältin Jacqueline Kleine-Flaßbeck hatte eine Strafe von drei Jahren und sechs Monaten gefordert. Im Gegensatz zum ersten Prozesstag vertrat zusätzlich Rechtsanwältin Katja Kröger das zweite Opfer als Nebenklägerin.

Staatsanwältin Kleine-Flaßbeck schilderte dem Gericht und dem geständigen Angeklagten noch einmal die Vergehen, denen sich nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Detmold der Angeklagte schuldig gemacht hatte. Auf die Schliche gekommen war die Polizei dem Angeklagten, nachdem er 2023 bei Dropbox Dateien inkriminierenden Inhalts hochgeladen hatte. Inkriminiert bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Dateien strafrechtlich belastend sind. Da das Unternehmen Dropbox seinen Sitz in den USA hat, sind der dortigen Polizei die Dateien aufgefallen. Sie informierten die deutschen Kollegen, die, wie die Staatsanwältin beschrieb, recht schnell den Angeklagten ermittelten, der die Dateien hochgeladen hat. Die Polizei durchsuchte das Haus des Angeklagten am 23. August 2023 und beschlagnahmte Laptops, externe Festplatten, einen Mini-PC und mehrere Handys. Diese Asservate wurden im Verlaufe der Ermittlungen kriminaltechnisch ausgewertet.

Später im Prozessverlauf, in ihrem Plädoyer erwähnte Staatsanwältin Jacqueline Kleine-Flaßbeck die Menge der gespeicherten Dateien kinder- und jugendpornografischen Inhalts. Es waren mehr als 103.000 Dateien. Solch eine Menge sei im Bezirk der Staatsanwaltschaft Detmold vorher noch nie gefunden worden. Das höchste seien 50.000 Dateien gewesen.

Vor Beginn des ersten Prozesstages Ende November hatte der Angeklagte gegenüber der Presse gesagt, dass er Mist gebaut habe. Er habe während seiner Zeit als Sozialarbeiter ein Möbelstück für eine soziale Einrichtung geschenkt bekommen. Beim Aufarbeiten habe er eine Festplatte in diesem Möbelstück gefunden. Damals habe er versäumt, diese Festplatte abzugeben. Dieses Statement entsprach nicht der Wahrheit. Das wurde bereits während des Verlesens der Anklage deutlich.

Angeklagter bittet um außergerichtliche Einigung Verteidiger Carsten Ernst erklärte für seinen Mandanten, dass die Vorwürfe zutreffen. Er führte auch aus, dass die Taten des sexuellen Missbrauchs lange zurücklägen. Sein Mandant habe lange darüber nachgedacht und sich in psychotherapeutische Behandlung begeben. Seine persönliche Situation wurde von Richterin Anke Grudda vorgelesen. Er sei verheiratet, habe zwei Kinder, die beide nicht mehr zu Hause wohnen und bewohne ein Eigenheim, das mit einer Restschuld in Höhe von 250.000 Euro belastet sei. Er habe soziale Arbeit studiert und sei auch heute noch in diesem Bereich tätig. Erst vor kurzem habe er eine neue Stelle im sozialen Bereich angetreten. Der Angeklagte bestätigte die Angaben und ergänzte, dass er seit Juni 2024 in psychotherapeutischer Behandlung sei, um sich Hilfe zu holen, mit seinen Neigungen umzugehen und sie zu kontrollieren.

Staatsanwältin Jacqueline Kleine-Flaßbeck brachte dann einen Brief zur Sprache, den ihr der Angeklagte persönlich zugesandt habe. Sie habe sich nach dem &bdquo;Warum“ gefragt und was der Angeklagte damit habe bezwecken wollen. Der Angeklagte hat den Brief damit begonnen, dass er ihn ohne Wissen seines Anwaltes geschrieben habe. Er schrieb dann davon, dass in den elf Monaten (seit Ermittlungsbeginn, Anm. d. Red.) mehr passiert sei, als viele ertragen könnten. Er litte an Panikattacken und Alpträumen. Er sehe bereits diese Belastungen als Strafe an und wolle seine Familie schützen. Er bat die Staatsanwältin darum, keine Anklage zu erheben, sondern eine außergerichtliche Einigung zuzulassen, weil sonst sein berufliches Leben und seine persönliche wirtschaftliche Situation zerstört wären. Er habe nie jemandem Schaden zufügen wollen. Die Taten seien für ihn unbegreiflich und die Gedanken daran würden ihn belasten. Er hoffe, ein Stück Normalität zurückzugewinnen. Erst durch die Vorwürfe sei ihm das Ausmaß seiner Handlungen bewusstgeworden. Zudem habe er den Eindruck, dass sich sein Anwalt nicht genug einsetze. Es wurden dann noch Whats-App-Nachrichten verlesen, die der Angeklagte mit dem zweiten Opfer ausgetauscht hat. Darin warf er der Staatsanwaltschaft &bdquo;schreckliche Verleumdungen“ vor. Die Staatsanwaltschaft habe Dinge geschildert, die so nicht passiert sind. &bdquo;Ich habe dich nicht belogen.“

Nicht die Wahrheit gesagt In ihrer Zeugenaussage sprach das zweite Opfer davon, Erinnerungen auch daran gehabt zu haben, dass der Angeklagte ihre Vagina angefasst habe. Sie habe es sich nicht vorstellen können und nicht wahrhaben wollen, weil die Familien so eng befreundet waren. Sie habe den Angeklagten angeschrieben, um ihm die Chance zu geben, sich zu erklären. Es sei ein gutes Gespräch gewesen, aber wohl nicht die ganze Wahrheit, wie sie von der Polizei erfahren habe. &bdquo;Das ist sehr schade.“ Das Verhältnis zum Angeklagten sei jetzt so, dass &bdquo;wir eine Nebenklage eingereicht haben. Der Angeklagte sehe das als Nachtreten unsererseits“.

Auf die Frage von Richterin Grudda, warum er in dem Gespräch mit der Zeugin nicht die Wahrheit gesagt habe, entgegnete der Angeklagte, dass er keine Erklärung oder Erinnerung dafür habe. Im Folgenden warf die Staatsanwältin dem Angeklagten vor, sich auch 2023 noch mit Kinder- und Jugendpornografie beschäftigt zu haben, denn im August 2023 habe er 75 Dateien kinderpornografischen Inhalts auf Dropbox hochgeladen. Zudem sei bei den Ermittlungen festgestellt worden, dass er entsprechende Dateien auf den Speichermedien in anderen Ordnern versteckt habe. Dabei sei auch eine Videodatei mit dem Namen &bdquo;kuschelmaus-uebernachtung-im-zelt“ dabei gewesen.

In ihrer Urteilsbegründung sagte Anke Grudda, dass sich der Angeklagte nicht bewusst wäre, wie ernst die Vorfälle waren. &bdquo;Das sind zwei schwerwiegende Straftaten gewesen.“ Sie sprach auch davon, wie hart es gewesen sei, sich die Videos, von denen eines 30 Minuten dauerte, anzusehen. Auch sei vom Angeklagten kein Wort des Bedauerns zu hören gewesen oder dass es ihm leidtue. Und selbst als das zweite Opfer ihm eine Chance gegeben hätte, habe er nicht die Wahrheit gesagt. Zudem sei es unverschämt, sich über die Nebenklage zu beschweren. &bdquo;Da kann man der Geschädigten keinen Vorwurf machen. Sie haben aus Sicht der Kammer ein großes Problem und das ist die Pädophilie“, sprach sie den Oerlinghauser direkt an.

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