Trauriges Schicksal: Hündin am Marktkauf in Espelkamp ausgesetzt

Espelkamp. Eine traurige Entdeckung machte Marktkauf-Hausmeister Rüdiger Voigt kürzlich bei seinem morgendlichen Rundgang über den großen Parkplatz des Espelkamper Einkaufszentrums. Um 6 Uhr morgens eilt er gleich an die erste Einkaufswagen-Box, die man vom Eingang aus sieht. Von dort hört er ein klägliches Winseln. Er bemerkt sofort, dass in der Box ein Hund angeleint ist.

Wie er nach genauerer Untersuchung feststellte, handelte es sich um eine Hündin, um die er sich sofort kümmerte. Marktkauf-Leiter Karl Kordes kam zehn Minuten später auf den Hof gefahren und bemerkte sofort Rüdiger Voigt mit seiner neuen vierbeinigen Freundin in der Box. Die Hündin müsse wohl ausgesetzt worden sein, so der Hausmeister gegenüber seinem Chef. Er besorgte sofort Futter und Wasser aus dem Markt, um die größte Not zu lindern.

Polizisten aus Lübbecke sofort zur Stelle Während sich der Hausmeister weiter um das Tier kümmerte, versuchte der Marktkauf-Leiter die Situation zu klären. "Ich dachte mir, wenn ich versuche beim Tierheim um diese Uhrzeit anrufen, werde ich wahrscheinlich keinen Erfolg haben", erläuterte er im Gespräch mit nw.de. Deshalb habe er sogleich die Polizeidienststelle in Lübbecke angerufen, da die in Espelkamp nicht besetzt ist. Er habe den Sachverhalt kurz geschildert, kurze Zeit später trafen auch schon zwei Polizeibeamte ein. Zwischenzeitlich hatte auch die Leitstelle das Tierheim Lübbecke erreicht, das eine halbe Stunde später eintraf.

Die verursachte Aufregung machte auf die Hündin überhaupt keinen Eindruck. Sie selbst sei, so Kordes, während der ganzen Zeit "total lieb und zutraulich gewesen". Sie entwickelte jedoch großen Hunger und verschlang gleich zwei Schalen mit Hundefutter. Kordes: "Das macht einen nur fassungslos und zugleich traurig, wenn man auf diese Art und Weise versucht sein Tier, aus welchen Gründen auch immer, loszuwerden." Auf der anderen Seite sei es immer noch besser, das Tier auf öffentlichen Plätzen als in der Wildnis auszusetzen oder "irgendwo im Wald anzuleinen". Im Gespräch mit nw.de stellte Kordes fest, dass er die Hündin gerne aufgenommen hätte, wenn nicht der Faktor Zeit gewesen wäre. Er selbst habe einen Berner Sennenhund besessen, den man allerdings krankheitsbedingt vor einigen Jahren einschläfern lassen musste.

"Seit Corona kommt das immer häufiger vor" "Das ist traurig, aber seit Beendigung der Corona-Zeit kommt das immer häufiger vor", bemerkt Tierheim-Leiterin Sara Meinsen. Die Tierheim-Mitarbeiter bemerkten sofort, dass die Hündin nicht gechipt und auch läufig ist. Viel mehr habe man bisher auch nicht herausfinden können, so die Leiterin. Es handele sich wohl um einen Mix, der aber noch nicht genau bezeichnet werden könne. Allerdings sei die Hündin noch relativ jung und weise auch eine gewisse Größe auf. Sie geht davon aus, dass das Tier "deutlich unter zehn Jahren alt ist", wahrscheinlich sei sie sogar jünger als fünf Jahre. Darauf weise die Entwicklung des Gebisses hin.

Der Tierarzt wird sie in der kommenden Woche gründlich durchchecken, so Sara Meinsen. Dennoch stellten die Tierpfleger und ehrenamtlichen Mitarbeiter bereits fest, dass es ihr gut gehe. Sie habe ein freundliches Wesen. "Manchmal ist sie auch sehr beschwichtigend, aber nicht ängstlich", beobachtet die Fachfrau.

"Vielleicht kennt ja jemand da Tier von irgendwo her" Das Tierheim hat zunächst eine kurze Beschreibung und auch Fotos in den sozialen Medien eingestellt. "Vielleicht möchte ja jemand das Tier wieder abholen oder kennt es von irgendwo her", hofft Sara Meinsen. Bisher habe sich jedoch noch niemand gemeldet. Nach einer gewissen Zeit wird die Hündin für die Vermittlung freigegeben.

Leider sei dieser Hundefund nicht der einzige. Inzwischen beobachtet das Tierheim sogar eine Zunahme der Aussetzung von Tieren, dies betreffe neben Hunden auch Katzen, Kaninchen und auch andere Kleintiere. "Das ist ein Boomerang, der uns aus der Corona-Zeit jetzt zunehmend trifft", ist sich die Leiterin sicher. Viele hätten sich Haustiere in der Zeit des Lockdowns als Seelentröster angeschafft, um in ihren Wohnungen nicht allein zu sein und um auch die Möglichkeiten zu haben, mit den Vierbeinern an die frische Luft zu gehen. Denn über einen langen Zeitraum war nur das Gassigehen mit dem treuen Vierbeiner erlaubt. Nunmehr habe das normale Leben wieder begonnen und es bliebe keine Zeit mehr, sich um das Tier zu kümmern.

Verantwortung für die Haustiere übernehmen Belegen kann Sara Meinsen dieses mit aktuellen Zahlen. So seien seit dem offiziellen Ende von Corona bereits zehn Fundtiere gemeldet worden. In normalen Zeiten waren es ein höchstens zwei Tiere, die abgegeben wurden, macht die Tierheimleiterin deutlich. Sie erinnert in diesem Zusammenhang an die sechs Hundewelpen, die kürzlich am Neuen Theater gefunden wurden.

Sie appelliert in diesem Zusammenhang, sich genau zu überlegen, ob und wann man sich ein Haustier anschaffen möchte. Man sollte sich der Verantwortung gegenüber dem Tier bewusst sein. Hinzu komme, dass auch Tierheimkosten und auch die Kosten für das Tierfutter deutlich gestiegen seien. Und die Tatsache, dass es immer mehr Single-Haushalte gebe oder auch Familien in Einfamilienhäusern lebten. "Die Zeit der Mehrgenerationen-Familien, wo es immer jemanden gab, der sich um die Tiere kümmern konnte, ist vorbei", stellte sie fest.

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