Arbeiten auf der A33: "Manchmal ist es wirklich lebensgefährlich"

Bielefeld. Der Schaden an der Autobahnbrücke sieht nicht groß aus. Dennoch ist es wichtig, ihn zu beheben – allerdings nicht einfach. Denn die Bauarbeiten laufen bei fließendem Verkehr. Für die Arbeiter ein großes Risiko.

Der Beton mehrere Meter über der Überholspur der A33 ist an mehreren Stellen aufgerissen. Vor ein paar Wochen war hier an der Anschlussstelle Stukenbrock-Senne noch eine Baustelle. Beim Abbau sogenannter Gleitwände passierte das Unglück: Ein Lkw einer Sicherungsfirma rammte in Fahrtrichtung Bielefeld mit einem hoch geladenen Kran die Brücke. &bdquo;Exakt bei Kilometer 32,800“, sagt Ralf Kowalleck. Er gehört zum Duo, das heute den Schaden ausbessern soll.

Der Verkehr auf der A33 fließt an dem Morgen ohne Probleme. Kurz vor der Anschlussstelle Stukenbrock-Senne stehen erste Warntafeln. Einspurig. Höchstgeschwindigkeit: 100. 500 Meter weiter sind es nur noch 80. Kowalleck (57) und seine Kollegen von der Autobahnmeisterei in Bad Wünnenberg arbeiten routiniert. Ein Sicherungsfahrzeug stoppt den Verkehr auf der Überholspur. Exakt alle 18 Meter platziert ein Mitarbeiter eine Pylone. Die linke Fahrspur ist innerhalb weniger Minuten gesichert.

&bdquo;Wir haben wirklich einen gefährlichen Job“ Zumindest augenscheinlich. &bdquo;Wir haben wirklich einen gefährlichen Job“, sagt Kowalleck. &bdquo;Es ist immer ein kleines Glücksspiel.“ Trotz jahrzehntelanger Erfahrung. Es komme immer wieder zu gefährlichen Situationen wegen des Verkehrs, berichten er und sein Kollege Andreas Stratmann (56).

Zwei Kollegen habe man auf Baustellen durch tragische Unfälle verloren. Einer sei im abgesperrten Bereich von einem Auto, der andere beim Aussteigen aus einem Lkw erfasst worden. Zudem habe man einen weiteren Kollegen bei einem tödlichen Autounfall verloren. &bdquo;Bei uns im Büro der Meisterei hängen die Bilder unserer drei Kollegen, die wir verloren haben“, sagt Stratmann. &bdquo;Manchmal ist es wirklich lebensgefährlich, hier auf der Autobahn zu stehen und zu arbeiten.“

Beleidigt, bepöbelt, angehupt Stratmann und Kowalleck berichten dennoch gerne von ihrem Beruf. Weshalb er ihnen so viel Spaß bereitet. Für wie viele Brücken und wie viele Kilometer Lärmschutzwände sie zuständig sind. Weshalb er wirklich wichtig ist – und manchmal auch sehr anstrengend sein kann. Ein Grund: Autofahrer. &bdquo;Es kommt immer mal wieder zu Beleidigungen“, sagt Kowalleck. Vielleicht, weil den Autofahrern die Baustelle nicht passt. &bdquo;Andere Pöbeln oder Hupen“, nennt er weitere Beispiele.

Auch an diesem Tag bleibt es nicht ruhig, als Stratmann, eingepackt in einen gräulichen Schutzanzug, eine Hebebühne zur Brückendecke hochfährt. Immer wieder hupt es, während er die beschädigte Stelle sandbestrahlt.

Ein paar Minuten braucht Stratmann, um sie von abgeplatztem Beton zu befreien. Fliegender Wechsel. Mit einem Wassersprüher fährt nun Kowalleck die geschätzten fünf Meter in die Höhe. Immer wieder besprüht er die beschädigten Stellen mit Wasser – greift anschließend zu einem speziellen Mörtel und trägt das Gemisch mit einem Pinsel auf. Lage eins ist aufgetragen.

Wieso die Arbeiten wichtig sind Dabei bleibt es nicht. Ein paar mal muss der Vorgang noch wiederholt werden, auch an weiteren Tagen noch einmal. &bdquo;Wir wollen ja schließlich, dass die Brücke noch 50 Jahre und länger hält“, sagt Kowalleck. So oder so betont er immer wieder: &bdquo;Der Aufwand für einen so klein wirkenden Schaden mag groß erscheinen. Doch er ist sehr wichtig und notwendig.“ Immerhin können aus kleinen Schäden schnell größere werden, beispielsweise durch Umwelteinflüsse oder die ständige Belastung.

An diesem Tag läuft alles nach Plan. Nach ein paar Stunden kann das Sicherungsteam wieder anrücken, Absperrungen und Warntafeln wieder abbauen. Stratmann und Kowalleck, die auch immer wieder Brücken begutachten, kommen aber bald wieder. So oder so.

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