Im Norden von OWL entsteht ein Vorbild für den Klimaschutz

Lübbecke. Im Norden von Ostwestfalen liegen Klimaschutz und Klimakatastrophe ganz nah beieinander: Während im Großen Torfmoor in Lübbecke seit seiner Renaturierung wieder seltene Tiere und Pflanzen beheimatet sind, ist der Großteil der Fläche in den angrenzenden Bastauwiesen trockengelegt und damit für die Natur zerstört.

Das ist keine Seltenheit in Deutschland. Laut NRW-Umweltministerium sind heute bundesweit etwa 90 Prozent der Moore entwässert. Und das, obwohl sie wichtige Pfeiler für den Klimaschutz sind: Dem Ministerium zufolge machen sie zwar bundesweit nur circa fünf Prozent der Gesamtfläche aus, dennoch speichern sie etwa so viel Kohlenstoff wie alle Wälder Deutschlands zusammen. Außerdem bieten sie Lebensräume für Flora und Fauna und sind wichtige Wasserspeicher.

Die Trockenlegung von Mooren hat verheerende Folgen: Nicht nur verlieren Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum, darüber hinaus strömt das in den Moorböden gespeicherte CO2 in die Atmosphäre – anstatt Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu ziehen, verursachen Moore dann zusätzliche Emissionen.

Die Bastauwiesen als CO2-Schleudern Genau das passiert in den Bastauwiesen, einem Niedermoorgebiet in Lübbecke. "In den Bastauwiesen werden pro Hektar schätzungsweise 30 Tonnen CO2 im Jahr in die Atmosphäre geleitet", sagt Dirk Esplör, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Biologischen Station Minden-Lübbecke. Das Gebiet umfasst eine Gesamtfläche von 1.800 Hektar. Hochgerechnet verursachen die Bastauwiesen demnach insgesamt rund 50.000 Tonnen Kohlenstoffemissionen im Jahr.

Grund für die Trockenlegung ist die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen: Der Großteil des Gebiets ist in Privatbesitz von Bauern, die die trockengelegten Flächen mitunter als Kuhweiden oder Ackerflächen nutzen. Doch das könnte sich bald ändern. Denn der Kreis Minden-Lübbecke will das Gebiet nun gemeinsam mit Städten, Kommunen sowie Landwirten und Naturschutzverbänden umgestalten.

Sie wollen das Moor renaturieren und es damit zur "Modellregion Bastauniederung" weiterentwickeln. "Nach vielen Gesprächen haben wir jetzt, nach einem guten Jahr, einen groben gemeinsamen Konsens gefunden", sagt Martina Vortherms, Leiterin des Umweltamts im Kreis Minden-Lübbecke. Ziel des Ganzen ist die Wiedervernässung des Gebiets. Dabei wollen sie Naturschutz und Landwirtschaft miteinander vereinbaren.

Unterstützung vom Bund notwendig Das kann funktionieren, wenn Landwirte auf Anbaumethoden setzen, die sich mit feuchtem Moorboden vereinbaren lassen. "Die Bauern müssten dann beispielsweise andere Maschinen einsetzen oder auf andere Kuhrassen setzen", erklärt Vortherms. Um das Projekt umsetzen zu können, brauchen die Initiatoren allerdings vor allem finanzielle Unterstützung.

Vortherms und ihre Kollegen hoffen daher auf eine Förderung durch das "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz" vom Bundesumweltministerium. Mit dem Programm will die Regierung Projekte fördern, die den allgemeinen Zustand von Ökosystemen in Deutschland verbessern und zur Minderung, Anpassung und Negativemissionen beitragen.

Um in das Förderprogramm aufgenommen zu werden, brauchen die Verantwortlichen außerdem Unterstützung vom Land, unter anderem bei der Moorzustandserfassung. NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) besuchte das Gebiet deshalb am Donnerstag, um sich ein eigenes Bild zu machen.

Das Große Torfmoor als Positivbeispiel Nach seinem Besuch kündigte er Unterstützung an. Mit den Einblicken, die er bei seinem Besuch in den Bastauwiesen bekommen habe, könne er in seinem Ministerium mehr Druck machen und die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen.

Was die Renaturierung eines Moorgebiets bewirken kann, zeigt die Situation im Großen Torfmoor, das größte erhaltene Moorgebiet in NRW, das direkt neben den Bastauwiesen liegt. "Menschen haben hier seit dem Mittelalter Torf abgestochen, damals noch für den Heizbedarf", erklärt Dirk Esplör von der Biologischen Station Minden-Lübbecke. Seit den 1940er Jahren nahm die landwirtschaftliche Nutzung zu – und damit auch die Entwässerung des Moores.

Der Wendepunkt kam in den 1970er Jahren. Seitdem ist der Großteil der Flächen in Besitz des Landes NRW und der Kreis sowie der Naturschutzbund (NABU) kümmern sich um die Renaturierung des Großen Torfmoors. "Wir können seitdem feststellen, dass sich viele Pflanzen- und Vogelarten ausgebreitet haben, die vorher nur noch Restpopulationen hatten", sagt Esplör. So sind seit der Renaturierung beispielsweise wieder Kraniche im Großen Torfmoor beheimatet.

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