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"Belastung für Betroffene"

Ministerin plant schnelleren Abschuss: Mehrere Wolfsschäden auch in OWL

Der Wolf breitet sich aus, vereinzelt sind Folgen auch in der Region zu spüren. Die Politik will darauf mit neuen Maßnahmen reagieren.

Luis Reiß, Marco Rauch

Berlin/Bielefeld. Bundesumweltministerin Steffi Lemke will den Abschuss von Wölfen erleichtern und so Weidetiere wie Schafe besser schützen. "Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein", sagte die Grünen-Politikerin der "Welt". "Wenn Dutzende Schafe gerissen werden und verendet auf der Weide liegen, dann ist das eine Tragödie für jeden Weidetierhalter und eine ganz große Belastung für die Betroffenen. Daher brauchen sie mehr Unterstützung und Sicherheit." Ende September wolle sie konkrete Vorschläge liefern. In der Ampel-Koalition hatte sich auch die FDP für weitgehende Regeln zum Schutz von Weidetieren ausgesprochen.

Die Umsetzung ist jedoch kompliziert: In Deutschland sind die Bundesländer für das Wolfsmanagement verantwortlich. Bisher genießen Wölfe einen hohen Schutzstatus, sowohl nach Bundes- als auch nach EU-Recht. In einigen Regionen wird aber angezweifelt, ob der Schutzstatus aufgrund größerer Populationen noch gerechtfertigt ist.

Vor allem in Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen hat sich der in Deutschland zur Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottete Wolf seit seiner Rückkehr um die Jahrtausendwende wieder breit gemacht. In Ostwestfalen-Lippe sind nach Angaben des NRW-Umweltministeriums für dieses Jahr sechs Wolfsmeldungen bestätigt. In vier Fällen wurden andere Tiere gerissen – zweimal in Stemwede (Kreis Minden-Lübbecke) sowie je einmal in Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh) und in Lichtenau (Kreis Paderborn). Für zwei weitere Nachweise ist eine Fotofalle verantwortlich, die Anfang des Jahres in Hille und Hüllhorst (beide Kreis Minden-Lübbecke) auslöste.

Deutlich mehr Nutztiere durch Wolf getötet

Angesiedelt hat sich in OWL derzeit offiziell kein Wolfsrudel. Senne und Eggegebirge gelten seit 2021 aber als Wolfsgebiet. Das Bundesamt für Naturschutz gibt die Zahl der bundesweit nachgewiesenen Wölfe mit etwa 1.200 an.

Bisherige Wolfsabschüsse wie zuletzt im März in Brandenburg wurden von vielen Tierschutz- und Umweltverbänden scharf kritisiert. Das Land hat in der Vergangenheit immer wieder Tiere zum Abschuss freigegeben, die über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten mehrfach Nutztiere gerissen und Schutzzäune überwunden hatten.

Beim größten Vorfall in OWL Ende Juni wurden in Stemwede acht Lämmer und ein Schaf getötet, viele weitere verletzt. 13 Lämmer gelten als verschwunden. Laut der Dokumentations- und Beratungsstelle Wolf (DBBW) wurden 2022 pro Übergriff durchschnittlich 3,8 Tiere getötet. Dabei handelte es sich demnach zu 88,6 Prozent um Schafe und Ziegen, vereinzelt um Gatterwild und Rinder (meist Kälber). Die Anzahl der verletzten oder getöteten Nutztiere lag im Jahr 2014 noch unter 500, im vergangenen Jahr bei über 4.000.

NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) erklärte auf Anfrage dieser Redaktion, er begrüße, dass auch der Bund zu praxisgerechteren Regelungen im Umgang mit problematischen Einzelwölfen kommen wolle. Zugleich wolle er die landeseigene Verordnung überprüfen. Der Wolf gehöre zur Natur. "Es geht darum, das Miteinander von Wolf und Mensch zu ermöglichen. Dabei hat natürlich die Unterstützung der Schäferinnen und Schäfer beim Herdenschutz weiterhin oberste Priorität", so Krischer.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) NRW sprach sich gegen eine generelle Jagdmöglichkeit bei dem Wildtier aus. „Es ist ein strenggeschütztes Tier, es ist ein wichtiges Tier in unserer ganzen natürlichen Umwelt“, sagte die Nabu-Landesvorsitzende Heide Naderer am Dienstag. Über den Abschuss eines als problematisch beschriebenen Wolfes könne man in Einzelfällen reden. Der Nabu NRW sei aber dagegen, dass der Wolf insgesamt zur Jagd freigegeben werde. Nicht jeder Wolf sei ein Problem, betonte sie.

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