Viele Sichtungen und Nachweise: Hat OWL ein Wolf-Problem?

Bielefeld. Für einige ist er ein märchenhaftes und mythisches Tier, für andere eine Plage und regelrecht Symbol der Angst: der Wolf. Gleich mehrere Tiere wildern durch die Natur in Ostwestfalen-Lippe – und sorgen teilweise für Probleme. Für Experten und sogar die kommende schwarz-rote Bundesregierung spricht vieles dafür, künftig auch Wölfe in OWL zu jagen. Andere sind dagegen.

Egal ob Steinhagen und Schloß Holte-Stukenbrock im Kreis Gütersloh, Stemwede im Kreis Minden-Lübbecke oder Hövelhof im Kreis Paderborn. In weiten Teilen von OWL wurde bereits ein Wolf gesichtet – oder ein Tier, das die Entdecker für einen Wolf hielten. In vielen Fällen konnte das Wildtier aber zweifelsfrei nachgewiesen werden – zum Beispiel durch DNA an getöteten Tieren oder Kotproben.

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima sammelt solche bestätigten Fälle. 78 Nachweise durch Kot, Risse oder durch bestätigte Aufnahmen listet das Amt für die Region OWL seit 2016, zwei weitere Fälle liegen zudem weitere Jahre zurück. Die meisten solchen Nachweise sind im Kreis Minden-Lübbecke erfasst worden – ganze 35. Im Kreis Paderborn waren es 18, in Lippe 13. Acht Nachweise listet das Amt im Kreis Gütersloh, fünf im Kreis Höxter und einen im Kreis Herford. Keinen bestätigten Fall gab es laut Liste des Landesamts bisher in Bielefeld. Besonders viele Nachweise des Tieres nennt das Amt derweil beispielsweise für den Rhein-Sieg-Kreis sowie die Kreise Wesel oder Euskirchen.

Die meisten Wölfe in OWL auf der Durchreise Otmar Lüke kennt sich mit dem Tier in der Region bestens aus. Er ist Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes Paderborn und war zwischenzeitlich beim Landesverband Ansprechpartner für Themen rund um den Wolf. Eine valide Zahl zu hier lebenden Wölfen gebe es nicht. Denn: &bdquo;Die meisten Wölfe, die in OWL bestätigt wurden, waren mehr oder weniger auf der Durchreise“, erklärt er. Wölfe verlassen mit etwa 20 Monaten ihr Rudel und suchen sich ein neues Revier. Bei ihrer Suche, so berichten es Lüke und andere Experten, durchqueren die Tiere auch immer wieder Teile der Region.

Im südöstlichen OWL, so Lüke, habe sich derweil &bdquo;wahrscheinlich“ ein Rudel niedergelassen. Ein Rudel besteht aus zwei Elterntieren sowie dem Nachwuchs, von denen laut Lüke jedoch viele schon in den ersten Monaten sterben.

.responsive23-xnPBoBiqEQDGzSGl-bar-grouped-vertical-entwicklung-wolfsterritorien { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-xnPBoBiqEQDGzSGl-bar-grouped-vertical-entwicklung-wolfsterritorien { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-xnPBoBiqEQDGzSGl-bar-grouped-vertical-entwicklung-wolfsterritorien { padding-top: 142.86%; } } Zwei Wolfsgebiete erstrecken sich über OWL OWL ist schon länger &bdquo;Wolfsgebiet“. Zumindest im Großraum des Truppenübungsplatzes in der Senne, zwischen Detmold, Paderborn und Bielefeld. Seit 2018 besteht das Gebiet. Hintergrund ist eine Wölfin mit der Kennung GW1897f, die sich hier niedergelassen hat. Die sogenannten Pufferzonen des Wolfsgebiets reichen mehrere Kilometer weiter und umfassen unter anderem weitere Teile der Kreise Paderborn, Lippe und Gütersloh. Ganz im Norden der Region OWL grenzt zudem ein Wolfsgebiet aus Niedersachsen an und schließt einige Kommunen in Minden-Lübbecke ein.

Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Minden-Lübbecke und Wolfsberater, Walter Jäcker, untersucht regelmäßig vermeintliche Risse von Wölfen im nördlichen OWL-Kreis. &bdquo;Vermutlich stammen diese größtenteils von einem Wolfsrudel aus Niedersachsen“, sagt er. Dass die Region ein Problem mit dem Tier habe, sieht Jäcker nicht. &bdquo;Das ist zum Beispiel in Brandenburg, wo Hunderte Tiere ansässig sind, anders.“ Dennoch komme es auch hier immer wieder zu Rissen von Schafen. &bdquo;Der Wolf ist ein intelligentes Tier. Er weiß aus seiner Erfahrung genau, dass ein Schaf auf der eingezäunten Weide leichtere Beute ist als ein Reh im Wald“, sagt Jäcker.

Landwirte kritisieren Förderungen Der Wolf polarisiert. Auf der einen Seite; Menschen wie Lüke. &bdquo;Wir sollten Wölfe in Ruhe lassen. Wir Menschen haben sie ausgerottet, dabei lebte der Wolf länger hier“, sagt er. Auf der anderen Seite; Menschen, die den Wolf und die Folgen einer Niederlassung von Einzeltieren oder Rudeln fürchten. Allen voran Landwirte. Denn immer wieder reißen Wölfe Nutztiere.

&bdquo;Bisher hat es uns in der Region verhältnismäßig verschont“, sagt Landwirt Antonius Tillmann. Er ist Bezirksvorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksverbands OWL. Dennoch seien Risse problematisch für Landwirte. Gefördert werden daher Schutzmaßnahmen für Schafe und Ziegen. &bdquo;Ein 90 Zentimeter hoher Elektrozaun“, moniert Tillmann. &bdquo;Da kommt ein Wolf aber locker drüber, effektiver Schutz sieht anders aus – und wäre für uns aktuell finanziell nicht tragbar.“

Jagd auf Wölfe: Verschiedene Faktoren spielen wichtige Rolle Die Politik plant eine Lockerung des strengen Schutzes des Tieres. Der Wolf soll ins Jagdrecht aufgenommen werden. Eine &bdquo;Entnahme“ eines Wolfes, der beispielsweise Probleme bereitet und reihenweise Nutztiere reißt, soll dann rechtssicher möglich sein. &bdquo;Das heißt aber nicht, dass Wölfe künftig grundsätzlich gejagt werden können“, sagt der Jurist und Jäger Walter Jäcker. Die Voraussetzungen werden künftig hoch sein, prognostiziert der Wolfsberater. Dabei spielen nicht nur die Probleme, die das Tier verursacht, eine Rolle, sondern auch &bdquo;biologische Faktoren“.

Ein Beispiel: Wölfe leben im Rudel. Beide Elterntiere sind für die Versorgung der Jungtiere zuständig. Eine Bejagung von einem Elterntier könne das Rudel ganz zerstören. &bdquo;Wirtschaftliche Schäden müssen Landwirte auch in Zukunft einkalkulieren. Der Wolf muss auch von irgendetwas leben“, vermutet Jäcker. Und tendenziell werde eine mögliche Bejagung in rechtlich sauberen Fällen eher &bdquo;problematische“ Jungtiere treffen.

Für Tillmann generell ein richtiger Schritt, dass der Wolf künftig in besonderen Fällen womöglich geschossen werden könnte. &bdquo;Weidetierhaltung und Wolf passen nicht zusammen“, sagt er. Dennoch gibt es noch Unklarheiten, für viele. Tillmann bringt es auf den Punkt: &bdquo;Woher soll der Jäger am Ende denn wissen, ob er wirklich den Problemwolf im Visier hat – oder ein ganz anderes Tier?“

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