Blumen, Gemüse, Obst: Auf diesem Hof in Enger kann alles selbst geerntet werden

Enger. "Es haben hier schon Menschen nachts mit einer Taschenlampe auf dem Feld einen Blumenstrauß gepflückt", erinnert sich Henning Möller amüsiert. Der 50-Jährige betreibt zusammen mit seiner Familie einen besonderen Hof im Nebenerwerb. Auf den Feldern des Hofs Möller reiht sich Buntes dicht an dicht: Kräuter, Blumen und Bohnen sind zu finden, aber auch Gemüse und drei Meter hohe Maispflanzen. Die stehen direkt gegenüber von einem blühenden Sonnenblumen-Feld. Weiter hinten sind riesige Beerensträucher und Obstbäume zu finden. Ernten können die Menschen auf dem Hof Möller an der Wertherstraße fast alles selbst.

Die Idee zum Selbstbedienungs-Hof hatten Henning Möller und seine Frau aus dem Münsterland, wo beide studiert haben. "Wir fanden das einfach super", erinnert sich der Engeraner. Sonst wäre der Verkauf in dem Maße personell auch nicht stemmbar gewesen. Auch so ist genug zu tun, sodass sie eine Minijobberin eingestellt haben. Die 84-jährige Mutter von Henning Möller hilft ebenfalls fleißig mit.

Der Hof ist seit 1913 im Familienbesitz. Fast 100 Jahre später, im Jahr 1999, stieg Henning Möller in die Nebenerwerbslandwirtschaft ein. Kurz zuvor wurde der Sauenmastbetrieb auf dem Hof in reinen Ackerbaubetrieb umgewandelt. Sie seien zwar kein Biobetrieb, würden bei den Selbstbedienungsfeldern aber ohne chemische Pflanzenschutzmittel arbeiten, sagt Möller. Die Unkrautbekämpfung laufe mechanisch mit einer Hackmaschine ab. Abseits von den Selbstbedienungsfeldern bauen die Möllers noch Zuckerrüben, Weizen und Gerste an.

So fing alles an Gestartet sei der Selbstbedienungsteil mit einem Blumenfeld, erzählt der 50-Jährige. Das sei eher ein Experiment gewesen. "Wir haben immer mehr Sachen ausprobiert und es hat immer funktioniert", erinnert er sich an die Anfangszeit. Mittlerweile befinden sich auf dem Blumenfeld verschiedenste Sorten: Zinien, Astern, Verbene, aber auch Füllmaterial für die Sträuße, wie Gräser. "Da sind in letzter Zeit so viele Blumen gepflückt worden, dass kaum Zeit zum Nachwachsen war", berichtet Möller und blickt auf über seine Felder.

Doch selbst im November seien dort noch Blumen für Sträuße zu finden. Die Sonnenblumen werden alle drei Wochen gesät, sodass innerhalb ihrer Saison immer frische da sein sollen. Genauso wird es alle zwei Wochen mit den Bohnen gehandhabt. Möller kniet sich auf das Feld herunter, schiebt die grünen Blätter der Pflanzen auseinander und zeigt zum Beweis die grünen Schoten. Ganz vorne wachsen Kräuter wie Basilikum, Petersilie oder Hirschhornwegerich.

Im Herbst können die Kundinnen und Kunden auch Kürbisse kaufen. Die verschiedenen Nutzpflanzen wechseln auch in regelmäßigen Abständen das Feld, sodass die Anordnung nächstes Jahr wieder ganz anders aussehen kann. Dieses Jahr gab es auch zum ersten Mal Kartoffeln zum Selbstausgraben, weiter hinten auf dem Hof. Möller setzt selbst die Forke an, und hebt geschickt mit einem Hieb einen ganzen Satz Kartoffeln aus dem Boden. In einem Folientunnel weiter hinten im Garten wachsen Tomaten und Gurken, die im Verkaufshäuschen zu bekommen sind. Beim Gemüse-Feld sind unter anderem Zucchini, Möhren und Rote Beete zu ernten. Auch, wenn die Auswahl riesig ist: Kunden müssten sich darauf einstellen, dass nicht immer alles vorrätig sei. Vor allem, wenn viel gekauft werde. "Wir haben immer so viel wie gerade nachwächst", erklärt Möller.

Die Produkte werden pro Stück oder Kilogramm bezahlt, teils nach eigenem Ermessen. Erntebeutel sollten selbst mitgebracht werden. Schere, Messer und Bindematerial liegen in der Verkaufshütte nahe dem Parkplatz aus. In dem kleinen Unterstand gibt es auch eine Vertrauenskasse. Kunden können auch über den Online-Bezahldienst Paypal entlohnen. So kann rund um die Uhr eingekauft werden.

Diese Tiere gibt es auf dem Hof Möller Auf dem Hof gibt es abseits der Pflanzen auch eine kleine Schafsherde. "Sie kümmern sich drum, dass die Obstwiese sauber bleibt", sagt Möller schmunzelnd. Der Border-Collie der Familie bewacht die Truppe. Die Lämmer verkaufe die Familie an regionale Schlachtereien, die Wolle werde bislang noch nicht vertrieben. Wer zu Weihnachten eine Gans aus der Gegend haben möchte, der wird auch hier fündig. Nur schnell muss man sein: "Die Gänse haben wir meist im Laufe des Novembers schon alle vergeben", sagt der Engeraner.

Vielen Kunden komme es beim Besuch des Hofes gar nicht unbedingt auf das Kaufen an, weiß der Landwirt: "Wir haben den Eindruck, dass es den Besuchern ganz oft nicht nur ums Gemüse oder Obst, sondern auch um das Ausgraben geht." Viele würden die Verbundenheit mit der Natur genießen, wenn sie vorbeikämen. Besonders bei Familien mit Kindern sei der Hof beliebt. Dann seien schon mal drei Generationen auf dem Feld, um zusammen Kartoffeln auszugraben. "Die Kleinen kommen teilweise schon in kompletter Buddel-Montur", berichtet Möller schmunzelnd. Viele nutzten den Einkauf, um dem Nachwuchs zu erklären, wo genau ihr Essen herkommt. Besonders während der Coronazeit kam der Hof gut an, als sonst alles zu war. "Manche haben hier anderthalb Stunden verbracht", erinnert sich Möller.

So geht es auch Fabian Spilker, der mit seinem sechs Monate alten Sohn Mats und seiner Frau Denise auf dem Hof unterwegs ist. "Ich habe es total gefeiert, dass es hier nicht nur Gemüse gibt, sondern vieles mehr und für Mats ist es auch wichtig, dass er mitbekommt, wo die Möhren herkommen", sagt Spilker. Auch seiner Frau gefällt das Angebot: "Alleine, was man hier alles pflücken und ernten kann, ist super."

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