Grausam vergiftet: Hund in Paderborn stirbt an Giftködern mit Rasierklingen

Paderborn. Drei Operationen, 12.000 Euro Arztkosten und trotzdem hat der Chihuahua-Hund Sammy nicht überlebt. Der Grund: Köder mit Rattengift und Rasierklingen in der Nähe der Alten Brauerei. Dass die genannten Eingriffe teuer waren, ist dem Hundehalter Waldemar Donhauser egal. Am meisten ärgert es ihn, dass die Täter voraussichtlich nicht geschnappt werden und ihren Willen erhalten. Ohne Zeugen würde es schwer werden, etwas zu beweisen. So hatte die Polizei es ihm erklärt. Der 38-Jährige fragt sich: Wer macht sich die Mühe, Köder so aufwendig zu präparieren? Und: Wer ist bereit, Tiere derart zu quälen? Denn eigentlich schien alles sicher.

Für den Paderborner Immobilienmakler und seinen Hund Sammy war das Gassigehen an der Alten Brauerei eine sichere Routinestrecke. Probleme gebe es hier selten. Manchmal hätten sich Anwohner beschwert. Ansonsten bliebe es ruhig. Eine Sache sei jedoch seltsam, erinnert sich Donhauser: "Vor fast exakt einem Jahr hat unser Hund bereits einmal eine Vergiftung erlitten." Sammy erbrach damals Blut und musste zum Tierarzt, der jedoch nicht feststellen konnte, was die Vergiftung verursacht hatte. Ob die Vergiftung von einem Giftköder ausgelöst wurde, blieb unklar. Der Vorfall geriet für Donhauser erst einmal in Vergessenheit, bis zum 23. September.

Drei Operationen waren für Sammy notwendig Es war bereits später am Abend, circa 23.30 Uhr. Sammy und Donhauser gehen Gassi und treffen andere Halter mit ihren Hunden. Damit die Tiere miteinander spielen können, bindet Donhauser Sammy los. Als der Chihuahua plötzlich einige Augenblicke im Gras verschwindet und nach etwas schnappt, eilt Donhauser aus Sorge bereits hinterher. Er sieht die Köder und greift Sammy ins Maul. Doch es ist zu spät. Sammy hat bereits einige Giftköder, inklusive Rasierklingen, verschluckt. Waldemar Donhauser packt umgehend seinen Hund und fährt in eine Tierklinik nach Bielefeld, wo Sammy operiert wird.

Das Fazit nach der OP: Fast alle Rasierklingen konnten entfernt werden. Eine jedoch nicht. Zusätzlich habe das Gift den Magen des kleinen Hundes teilweise aufgelöst. Es braucht weitere Operationen. Nach dem insgesamt dritten Eingriff stirbt der zehnjährige Sammy. In der Nacht des Vorfalls fährt Donhauser noch zurück nach Paderborn und sucht nach weiteren Giftködern. Zusammen mit der Polizei, bei der er und seine Lebensgefährtin Anzeige erstattet haben, finden sie circa zehn Giftköder. Ein weiterer Hundebesitzer aus der Gegend hätte in den darauffolgenden Tagen 15 präparierte Stücke gefunden.

Mehrere Tiere verletzt und getötet Aus Angst, dass weiteren Tieren etwas geschieht, hängen sie Warnschilder in der Umgebung auf. Trotzdem verletzen sich nach Angaben von Donhauser einige. Eine tote Katze wird von der Nachbarschaft gefunden. Ein Hund muss behandelt werden, überlebt jedoch. "Ich habe Tauben gefunden, deren Kehlen aufgeschlitzt waren", sagt Donhauser. Die Vögel hätten ebenfalls von den Ködern gegessen und durch die Rasierklingen den Tod gefunden.

Auf Nachfrage erklärt Pressesprecher Michael Biermann von der Polizei Paderborn, dass zusätzliche und aktuelle Fälle der Polizei nicht vorlägen. Ein Täter konnte in der Zwischenzeit nicht identifiziert werden. Außerdem wären in der näheren Vergangenheit weitere solcher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz nicht bei der Polizei angegeben worden.

In anderen Portalen schon. So bietet der für Hundehalter ausgelegte Onlinedienstleister "Dogorama" einen Giftköder-Radar. Nach Angaben der Unternehmenswebseite hat der Service deutschlandweit 600.000 Mitglieder. Für den Monat September werden für den Raum Paderborn sieben Fälle dargelegt. Auch der von Waldemar Donhauser, der sich die App des Unternehmens auf sein Smartphone lud und die Giftköderattacke an der Alten Brauerei veröffentlichte. Apps, wie diese können Haltern helfen, ihre Tiere zu schützen. Donhauser hatte sich sogar überlegt, eine Art Maulkorb aus einem leichten Netz für Sammy zu besorgen, damit dieser nicht unkontrolliert essen könne.

Tipps für Hundehalter Aufgrund eines anderen Vorfalls in Paderborn-Sande hatte die Tierrechtsorganisation "Peta" konkrete Verhaltenstipps gegeben, wie Paderborner Tierhalter in einer Situation mit Giftködern umgehen sollten. Ist der Verdacht vorhanden, dass ein Tier etwas Giftiges verschluckt hat, müsse sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Symptome seien Erbrechen, Durchfall, starke Unruhe oder Apathie, blasse oder porzellanfarbene Veränderungen an den Schleimhäuten, große Pupillen, Atembeschwerden oder Krämpfe.

In diesem Fall müsse das Tier beruhigt und angeleint werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Ein Maulkorb oder eine Maulschlinge dürfen nicht angelegt werden, da Erstickungsgefahr durch Erbrechen drohe. Ist das Tier bereits bewusstlos, sollte es in eine stabile Seitenlage gebracht und die Atemwege freigehalten werden. Für eine schnelle Diagnose sei es sinnvoll, eine Probe des Köders oder des Erbrochenen zum Tierarzt zu bringen.

Belohnung für Hinweise Für Sammy kam jede Hilfe zu spät. Donhauser und seine Lebensgefährtin wollen trotzdem nicht aufgeben und die Täter fassen. Aus diesem Grund haben sie für Hinweise, die zur Ergreifung der Schuldigen führen, eine Belohnung in Höhe von 2500 Euro ausgeschrieben. Hinweise können an die Polizei oder an die E-Mail-Adresse giftkoederaltebrauerei@gmx.de gesendet werden.

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