"Das ist krank": Bielefelder Tierarzt warnt Käufer vor diesen Hunderassen

Bielefeld. "Ich finde es krank, wenn ich einen Hund erst an der Nase und an den Gaumensegel operieren muss, damit er überhaupt atmen kann." Das sagt Veterinär Martin Schilling. In seiner vor fast 30 Jahren gegründeten Praxis in Bielefeld behandelt er zahlreiche Tiere aus so genannten Qualzüchtungen. Das sind Hunde, die leiden müssen, weil sie einem bestimmten Schönheitsideal der Menschen entsprechen sollen - kurze Nase, kein Fell, langer Rücken, kurze Hinterbeine, exotische Farben, besondere Augenstellung - auf dem Markt der Hundezüchtungen sind allerhand Pervertierungen möglich.

Als Qualzucht bezeichnet man laut Schilling die Duldung oder Förderung von Merkmalen, "die mit Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen für die Tiere verbunden sind." Konkret seien es Atemnot, Bewegungsanomalien, Lahmheiten, Entzündungen der Haut, Haarlosigkeit, Entzündungen der Lidbindehaut und/oder der Hornhaut, Blindheit, Exophthalmus, Taubheit, neurologische Symptome, Fehlbildungen des Gebisses, Missbildungen der Schädeldecke, Körperformen die natürliche Geburten verhindern, Schwanzlosigkeit oder Hunde mit Sonderfarben durch den "Merle-Faktor" oder das "Dilute-Gen".

Später gibt es Herzprobleme Betroffene Rassen können unter anderem Mastino, Mastiff, Basset Hound, Chihuahua, Australien Shepherd, Nackthunde, Shar-Pei sowie die brachyzephalen Rassen wie Mops, Bulldogge und Pekinese sein. Letztere sind Modeerscheinungen, die durch ihr kurzes Gesicht auffallen. Es sei so, als ob man ständig ein Nasenloch zugehalten bekomme, sagt Schilling. Die daraus zwangsläufig resultierende Atemnot wirke sich auf das Wohlbefinden der Hunde aus: "Sie sind schnell aus der Puste, unterversorgt mit Sauerstoff und haben später oft Herzprobleme."

Andere Rassen haben andere Probleme durch Züchtungen, die ihnen zusetzen: Bassets haben mitunter so lange Ohren, "das sie selbst darüber stolpern", wie der Tierarzt sagt; die Nackthunde heißen deswegen so, weil kein Fell mehr haben. "Sie gelten deshalb als besonders zutraulich und anhänglich", erklärt Schilling; Dobermänner mit silberfarbenen Fell sehen zwar interessant aus, haben aber wegen dieser genetischen Einzüchtung oft Gehörprobleme; anderen Rassen wurden hohe oder tief hängende Augenlider angezüchtet, "was bedeutet, dass sie nicht selten Probleme beim Sehen haben".

Seine lange Erfahrung mit diesen Gesundheitsproblemen aus Qualzüchtungen gibt Schilling gerade an seine Nachfolgerinnen weiter. Unter der Leitung von Tierärztin Maren Weiß kümmern in der vormaligen Praxis Schilling an der Bernhard-Kramer-Straße, Ecke Ziegelstraße, die nun "Teuto Vets" heißt, sechs Tierärztinnen um Hund, Katze, Kaninchen oder Vogel. "Wer sich einen Hund kaufen möchte, sollte sich an den VdH (Verband für das deutsche Hundewesen) wenden und schauen, welche Züchter dort aufgeführt sind", sagt Tina Stahl, die die Praxis Teuto Vets kaufmännisch leitet.

Keine Käufe aus dem Kofferraum Zudem sollten Hundefreunde von Käufen über Kleinanzeigen im Internet, auf Hundeausstellungen oder aus dem Kofferraum absehen. Da die Herkunft der Hunde dabei oft im Dunkeln bleibe, sei die Gefahr groß, kranke Hunde zu kaufen. "Es nützt ja niemanden, wenn man billig einen Welpen erwirbt, der dann aber große Summen beim Tierarzt kostet, weil er krank ist", erklärt Stein.

Tierarzt Schilling warnt außerdem vor der Einfuhr von Hunden aus dem Süden Europas - aus drei Gründen: Dort ist wegen der Neigung nordeuropäischer Reisender, einen Hund zu adoptieren, mancherorts eine Art Hundemafia entstanden; die Tiere sind mitunter von Parasiten befallen; die in Deutschland eigentlich nicht üblich sind; in den heimischen Tierheimen gibt es genug Hunde, die Herrchen oder Frauchen bräuchten.

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