Hohe Dunkelziffer bei Corona-Infektionen: Krankheitswelle trifft OWL

Bielefeld. Krankheitsfälle häufen sich – im Büro, in Schulen und Zuhause. In den letzten Kalenderwochen des Jahres sind dabei besonders viele Menschen von Infektionen und Atemwegserkrankungen betroffen. Die Wartezimmer der Hausarztpraxen in OWL sind &bdquo;gut ausgelastet“, teilt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe mit.

Die Zahlen belegen das: Laut einer Hochrechnung des Robert Koch-Instituts (RKI) haben rund 8,8 Prozent der Deutschen in der vergangenen Woche eine neu aufgetretene Atemwegserkrankung erlebt, also rund 7,4 Millionen Menschen.

Fast ein Drittel mehr Krankschreibungen Diese Zahl befindet sich über dem Bereich, der vor der Corona-Pandemie üblich gewesen ist. Für die 47. Kalenderwoche lagen die Werte zwischen 2011 und 2019 in einer Spanne von 5,7 bis 8,1 Prozent.

Die größte gesetzliche Krankenkasse der Region, die AOK, registriert diesen Anstieg ebenfalls. Im letzten Monat sei die Zahl der Krankschreibungen um 15 Prozent angestiegen. &bdquo;Den höchsten Anteil daran haben die Atemwegserkrankungen mit 31 Prozent“, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordwest.

Auch Arno Prähler, Pressesprecher der Krankenversicherung DAK-Gesundheit, bestätigt, dass die Zahl der Fehltage bei Arbeitnehmern in OWL 2023 deutlich zugenommen habe. Bei den Versicherten der DAK seien Atemwegserkrankungen der größte Faktor. Bielefeld habe mit einem Anstieg von 89 Prozent gegenüber dem Vorjahr den Höchstwert in der Region. Auf 100 Beschäftigte seien in den ersten drei Quartalen 223 Fehltage gekommen.

Corona-Infektionen verhältnismäßig gering Fehltage durch eine Corona-Infektion spielen unterdessen eine kleinere Rolle als im Vorjahr. Die Zahlen haben sich in OWL in den ersten drei Quartalen teilweise halbiert. AOK-Pressesprecher Jens Kuschel berichtet, dass die Fallzahlen in den letzten vier Wochen bei den eigenen Versicherten in der Region zwar um 20 Prozent gestiegen seien. Verglichen mit der Hochphase der Pandemie seien die Werte jedoch auf einem niedrigen Niveau.

Jens Grothues, Allgemeinmediziner aus Beverungen und Vorstandsmitglied des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe, warnt jedoch davor, die Lage zu unterschätzen. &bdquo;Wir haben täglich 20 bis 50 Personen mit einer Corona-Infektion in der Praxis“, sagt er. Und es gebe eine hohe Dunkelziffer, die aufgrund mangelnder Tests nicht in den Statistiken abgebildet werde.

Die Infektionssprechstunden seien vielerorts überfüllt. Grothues hofft auf den kommenden Bundesausschuss. Ärzte, Krankenkassen und Kliniken wollen dort eine telefonische Krankschreibung wieder möglich machen. Wenn die Regelung am 7. Dezember angenommen würde, wäre sie umgehend gültig und würde für Entlastung sorgen.

Wer sich impfen lassen sollte Wichtig sei es, dass die Bevölkerung sich weiter impfe, sagt Grothues. Er stelle fest, dass die diejenigen, die in seiner Praxis mit einer Corona-Infektion erscheinen, meist ungeimpft seien. &bdquo;Wir haben deshalb kaum Erkrankte zwischen 60 und 80 Jahren, weil diese Gruppe meistens geimpft ist“, sagt der Mediziner. Die Sterblichkeitsrate sei dadurch ebenfalls geringer.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Auffrischungsimpfung für über 60-Jährige, Menschen im Alter ab sechs Monaten mit Grunderkrankungen, Bewohner von Pflegeeinrichtungen und Beschäftigte im Gesundheitswesen.

Gesundheitsminister empfiehlt weiterhin Impfung Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Menschen mit Risikofaktoren zu weiteren Impfungen aufgerufen. Wenn man sich jetzt impfen lasse, sei dies &bdquo;der optimale Zeitpunkt“ für eine volle Wirkung bis zum Weihnachtsfest.

Lauterbach machte deutlich, dass sich auf der Basis verfügbarer Daten eine Infektionswelle erkennen lasse. Diese dürfte einer Inzidenz von 1.700 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen entsprechen, sagte der Gesundheitsminister.

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