Expertin aus Bünde gibt Tipps: So kann man Haustiere an Silvester schützen

Bünde. Des Menschen Freude ist des Tieres Leid: Das Zünden von Raketen und Böllern versetzt zum Jahreswechsel regelmäßig Millionen Haustiere und Wildtiere in Angst. Viele Menschen wollen sich das Feuerwerk trotzdem nicht entgehen lassen und das neue Jahr mit dem bunten Farbspektakel am Nachthimmel einläuten. Was können Tierhalter tun, damit die Silvesternacht für Hund, Katze und Co. nicht zur Tortur wird? Die Neue Westfälische hat bei Renate Siekkötter vom Tierschutzverein Herford nachgefragt, der das Bünder Tierheim in Ahle verantwortet.

&bdquo;Signalisieren, dass alles in Ordnung ist“ &bdquo;Mir ist es ein Rätsel, wie Menschen, die nur einen Hauch von Tierliebe verspüren und für den Umweltschutz sind, das unterstützen können“, sagt sie mit Blick auf die Silvester-Knallerei. Sie appelliert deshalb an Tierhalter, das Silvester-Feuerwerk zum Wohle der Tiere sein zu lassen. &bdquo;Mir ist es schleierhaft, wieso kein Böllerverbot verhängt wird. Es ist schrecklich, wie viele Haus- und Wildtiere in Schrecken und Todesangst versetzt werden“, sagt sie und kritisiert in diesem Zuge die Regierung. Zumal immer mehr Umweltverbände, Organisationen und auch die Bevölkerung selbst sich immer öfter für ein Böllerverbot aussprächen. An der Situation wird sich jetzt zum Jahreswechsel nichts mehr ändern. Daher können Tierhalter nur reagieren – und ihre Tiere schützen.

Vor allem Hunde zeigen sich oftmals ängstlich, sobald draußen Raketen und Böller gezündet werden. &bdquo;Das Allerwichtigste ist es, den Tieren zu signalisieren, dass alles im grünen Bereich ist. Man sollte sie nicht trösten oder bedauern, sondern sich am besten einfach ganz normal verhalten, weil man ansonsten die Furcht nur noch verstärkt“, rät Siekkötter. Um die Geräuschkulisse zu dämpfen, sollten Fenster geschlossen und Jalousien runtergemacht werden, der Fernseher oder ein Radio eingeschaltet und ruhig auch etwas lauter als sonst üblich eingestellt werden. &bdquo;Je mehr Ruhe und Gelassenheit man ausstrahlt, desto besser ist es für die Tiere“, weiß sie. Sinnvoll sei es auch, Spiele-Rituale mit Katzen und Hunden durchzuführen, die die Haustiere ablenken und so für eine entspannte Atmosphäre sorgen.

Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente für besonders ängstliche Tiere Keinesfalls sollten Hunde und frei laufende Katzen in der Silvester-Nacht draußen sein, Weidetiere sollten in Ställen untergebracht werden. Auch andere Tiere sollten vor den Geräuschen und Lichtreflexen geschützt werden. &bdquo;Bei Vögeln sollten Käfige und Volieren abgedunkelt werden“, sagt Siekkötter. Werden Kaninchen als Haustiere beispielsweise in Unterschlüpfen draußen gehalten, können deren Schutzräume mit zusätzlichen Strohballen etwas schallisoliert werden. Diese Tiere plötzlich reinzuholen, davon rät Siekkötter ab. &bdquo;Der Temperaturunterschied wäre zu massiv, man könnte höchstens versuchen, die Tiere im kühlen Keller unterzubringen.“

Wer besonders ängstliche Tiere zu Hause hat, der kann im Vorfeld auch schon vorbeugen. Durch verschiedene Nahrungsergänzungsmittel für Hunde und Katzen kann deren Nervenkostüm gestärkt werden (zum Beispiel durch Relaxan oder Sedarom) oder deren Ängste durch Pheromone (z. B. Feliway oder Adaptil) vermindert werden. Diese Mittel seien beim Tierarzt erhältlich und &bdquo;sollten schon mehrere Tage verabreicht werden“, so Siekkötter. In besonderen Härtefällen können Tierärzte auch entsprechende Medikamente verabreichen. Hierbei sei darauf zu achten, dass die Tiere keine Medikamente bekommen, die sie nur bewegungsunfähig und äußerlich ruhig machen, aber nicht gegen die eigentliche Angst wirken. Mittel mit dem Wirkstoff Acepromazin (Vetranquil, Calmivet, Prequillan und Sedalin) sollten an Silvester nicht angewendet werden, sagt Siekkötter.

In Bezug auf Hunde weist Siekkötter auch ausdrücklich darauf hin, sie wenige Tage vor, an Silvester selbst und auch Tage nach dem Jahreswechsel während des Spaziergangs auf jeden Fall an der Leine zu halten. Denn: Auch vor und nach dem Jahreswechsel ist es keine Seltenheit, dass Feuerwerkskörper gezündet werden. &bdquo;Werden die Tiere dann nicht an der Leine gehalten, reißen sie ruckzuck aus und sind verschwunden“, weiß sie. Das kann wiederum auch zu gefährlichen Situationen führen, wenn die Tiere aufgrund des Schrecks unkontrolliert auf die Straße laufen.

So handelt das Tierheim an Silvester Wie geht das Tierheim selbst mit der Silvesternacht um? &bdquo;Es gibt verstärkte Nachtwachen. Es sind schließlich jedes Jahr neue Tiere im Tierheim und wir wissen nie, wie sie an Silvester auf das Feuerwerk reagieren“, sagt Siekkötter. Die Tiere blieben an Silvester nur im Innenbereich und dürften nicht in die Ausläufe draußen, damit sie bestmöglich geschützt sind. Die Tierheimmitarbeiter gehen dann regelmäßig rum, haben alle Tiere im Blick und reagieren entsprechend, wenn es notwendig ist.

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