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An den Schulen in NRW kündigen Hunderte junge Lehrkräfte

Ingo Kalischek

Beschäftigte des Bildungswesens während einer Demonstration Ende des Jahres 2023 in Hamburg. - © Christian Charisius
Beschäftigte des Bildungswesens während einer Demonstration Ende des Jahres 2023 in Hamburg. (© Christian Charisius)

Düsseldorf. In NRW haben im vergangenen Jahr 930 Beschäftigte den Schuldienst verlassen. Das zeigen aktuelle Zahlen, die das Schulministerium für den Schulausschuss im Landtag veröffentlicht hat. Dabei zeigt sich: Betroffen sind auffallend viele junge Menschen, die das System verlassen.

Bei den 930 Beschäftigten, die den Schuldienst verlassen, handelt es sich um 320 Beamtinnen und Beamte und um 610 Tarifbeschäftigte. Von den insgesamt 930 Abgängern waren rund 330 jünger als 40 Jahre. Konkret: 259 waren im Alter von 31 bis 40 Jahre und 74 waren sogar 30 Jahre oder jünger. 186 Abgänger waren im Alter von 41 bis 50 Jahren. Hinzu kamen die Altersgruppen 51 bis 60 mit 200 Abgängern und ab 61 Jahren mit 211 Abgängern.

In den Augen der Bildungsverbände und der Opposition sind das dramatische und erschreckende Zahlen. Die Entwicklung zeige, dass die Belastung für Lehrkräfte immer weiter zunehme und dass viele Betroffene dem Druck offensichtlich irgendwann nicht mehr standhalten könnten - und kündigten. Insgesamt sind in NRW aktuell mehr als 7.000 Lehrerstellen unbesetzt. Personelle Ausfälle zum Beispiel aufgrund von Krankheiten in den Schulen führen immer wieder dazu, dass auch Unterricht ausfällt. Wie viel Unterricht konkret im Land ausfällt, ist aktuell aber nicht bekannt. Das Ministerium will in diesem Jahr neue Zahlen dazu veröffentlichen.

Schulministerin Feller sieht keine signifikante Erhöhung der Abgänge

NRW-Schulministerin Dorothee Feller will von einem Alarmismus nichts wissen. Die CDU-Politikerin betont, dass die Zahl der 930 gekündigten Beschäftigten umgerechnet eine Quote von 2,37 Prozent ergibt. Bei den Beamten liegt die Austrittsquote bei 0,21 Prozent; bei den Tarifangestellten bei 2,37. Dies sei „keine signifikante Erhöhung“ im Vergleich zum Vorjahr. Gleichwohl sei in einer Zeit des bundesweiten Lehrkräftemangels jede Lehrkraft und jede weitere in Schule beschäftigte Person ein „Gewinn“, so Feller.

Deshalb versuche das Land sowohl neue Lehrkräfte einzustellen, als auch vorhandenes Personal von Aufgaben zu befreien, die nicht zum pädagogischen Kerngeschäft zählen. Das betrifft zum Beispiel sogenannte Alltagshelfer, von denen es inzwischen rund 1.200 an den Grund-und Förderschulen in NRW gibt. Gegenüber dieser Redaktion hatte Feller zudem angeregt, inwieweit künftig Schulleitungen aus Doppelspitzen bestehen könnten, die sich also aus Pädagogen und Nicht-Pädagogen zusammensetzen, um zum Beispiel klassische Verwaltungsaufgaben zu übernehmen.

Im vergangenen Jahr wurden laut Feller rund 8.700 Personen in den öffentlichen Schuldienst eingestellt - das betrifft unter anderem Lehrer, Seiteneinsteiger, Sozialpädagogen und Fachkräfte an Förderschulen.

Warum derweil 930 Beschäftigte den Schuldienst im vergangenen Jahr konkret verlassen haben, ist nicht bekannt. Sie seien nicht verpflichtet, Gründe für den Austritt anzugeben, schreibt Feller. Die 610 Austritte im Bereich der Tarifbeschäftigten umfassen sowohl Austritte, die vom Arbeitgeber als auch vom Arbeitnehmer selber veranlasst wurden.

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