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Topergebnis für Bertelsmann: Konzern erreicht Rekordumsatz in 2023

Ingo Kalischek und Wiebke Wellnitz

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Für den Gütersloher Konzern Bertelsmann endet auch das Jahr 2023 mit einem Topergebnis. - © Andreas Frücht
Für den Gütersloher Konzern Bertelsmann endet auch das Jahr 2023 mit einem Topergebnis. (© Andreas Frücht)

Gütersloh. Thomas Rabe hat in seinem Leben viele Bilanzen vorgestellt. Doch die diesjährige dürfte eine besondere für den Bertelsmann-Chef gewesen sein. Erst vor wenigen Tagen hatte Rabe angekündigt, Ende 2026 aus dem Unternehmen ausscheiden zu wollen. Von Sorgen, bis dahin zu einem Auslaufmodell werden zu können, will er aber nichts wissen.

„Ich habe nicht die geringste Befürchtung, zur Lame Duck zu werden“, sagte Rabe während der Bilanzpressekonferenz am Dienstag. „Zur Lame Duck macht man sich selbst; das habe ich nicht vor.“ Zugleich räumte der Bertelsmann-Chef ein, dass es ungewöhnlich sei, bereits drei Jahre im Vorfeld sein Ausscheiden bekanntzugeben.

„Doch warum sollte man immer das Gewöhnliche tun?“, fragte der 58-Jährige. Es sei für ihn eine „Frage des Anstands“ gewesen, die Belegschaft rechtzeitig über seine Pläne zu informieren. Rabe, der „aufs Engste“ mit dem Konzern verbunden sei, habe in den nächsten Jahren mit Bertelsmann „sehr viel vor“ – darauf wolle er sich konzentrieren.

Jahr 2023 endet für Bertelsmann mit Topergebnis

Weniger ungewöhnlich ist hingegen, dass das Unternehmen mit sich zufrieden ist. Die finanzielle Lage von Bertelsmann sei „ausgezeichnet“, betonte Rabe. Auch Finanzvorstand Rolf Hellermann sieht das Unternehmen in einer „starken finanziellen Situation“. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Für den Gütersloher Konzern endet auch das Jahr 2023 mit einem Topergebnis. Der Umsatz lag zum zweiten Mal in Folge über der Marke von 20 Milliarden Euro (-0,4 Prozent).

Auch das Konzernergebnis hat sich positiv entwickelt: Mit einer Steigerung um mehr als 25 Prozent liegt der Wert nun bei 1,3 Milliarden Euro und damit 0,3 Milliarden Euro über dem Vorjahreswert. Das Konzernergebnis liegt bereits zum neunten Mal über der Schwelle von einer Milliarde Euro. Dazu habe vor allem der Gewinn aus dem Verkauf der Majorel-Anteile beigetragen. Geplant ist zudem der Verkauf von „RTL Nederland“.

„Bertelsmann profitierte in einem anhaltend herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld von der breiten Aufstellung und den Wachstumsimpulsen unserer Boost-Strategie – allein 2023 lagen die Boost-Investitionen bei 1,4 Milliarden Euro“, so Rabe. Umsatzzuwächsen vor allem im Buchverlags-, Musik- und Bildungsgeschäften standen insbesondere rückläufige TV-Werbeerlöse gegenüber.

Bestehende Geschäfte sollen gestärkt werden

Der Konzernumbau, für den Rabe Kritik einstecken musste, zeige Wirkung. Das Portfolio habe sich stark verändert – „wir sind breiter aufgestellt“, sagte Rabe. Finanzchef Hellermann erläuterte, dass sich der Konzern-Umsatz in der Amtszeit Rabes seit dem Jahr 2011 von 11,9 Milliarden auf nun 20,2 Milliarden Euro erhöht habe. Das Eigenkapital sei mit 15,2 Milliarden Euro (46 Prozent) so hoch „wie nie zuvor“.

An der bisherigen Strategie will das Unternehmen auch in Zukunft festhalten. Die bestehe primär daraus, bestehende Geschäfte zu stärken – durch Zukäufe im „kleinen oder mittleren Bereich“, sagte Rabe. Wenn das Unternehmen im neuen Geschäft Fuß fassen wolle, wie zum Beispiel im Bereich der digitalen Gesundheit, seien auch größere Zukäufe nötig, so der Konzern-Chef. Doch auch dabei solle es sich nicht um Milliardensummen handeln.

Ein „entscheidender Faktor“ für künftiges Wachstum und Effizienz sei der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), sagte Rabe. KI sei schon heute bei Bertelsmann „allgegenwärtig“. Das Unternehmen bietet aktuell 50.000 Stipendien in diesem Bereich an. Die USA sollen in einigen Jahren den höchsten Anteil am Konzernumsatz beisteuern. Doch auch in Ländern wie Indien und Brasilien sei man bereits aktiv. „Wir kennen sie gut“, so Rabe.

Arbeitsplätze in Gütersloh sollen bestehen bleiben

Weltweit beschäftigt Bertelsmann rund 80.000 Menschen. In der Zentrale in Gütersloh arbeiten rund 11.000 Beschäftigte. Rabe hatte Gütersloh erst kürzlich als „Heimat von Bertelsmann“ bezeichnet und versichert, dass das auch so bleiben werde. Auch eine persönliche Ankündigung gab Rabe mit auf den Weg. „Ich werde bis zum letzten Arbeitstag am 31. Dezember 2026 genau so weiterarbeiten wie bislang – mit unveränderter Kraft.“

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