Blauzungen-Krankheit erreicht Kreis Herford: Wie bereiten sich Bünder Landwirte vor?

Bünde. Die Blauzungen-Krankheit ist im Kreis Herford angekommen. Das Virus wurde jüngst bei drei Tieren im Kreisgebiet festgestellt, wie das Veterinäramt bekannt gab. Die Krankheit kann vor allem bei Schafen tödlich enden. Auch Ziegen, Rinder, Wildwiederkäuer, aber auch Lamas und Alpakas können sich anstecken.

Was bedeutet das für Landwirte in Bünde? Wie schützen sie ihre Tiere vor einer Infektion? Schäfer Rolf Cassing hat Glück: Seine 80 Schafe und Lämmer wurden am Mittwoch gegen das Virus geimpft. &bdquo;Wir hätten sie gerne viel eher geimpft“, sagt er.

Bereits im März hat sich Cassing auf die Warteliste beim Tierarzt setzen lassen. Doch da gab es den Impfstoff gegen das sogenannte &bdquo;Bluetongue-Virus“ (deutsch: Blauzungen-Virus) vom Serotyp 3 (BTV 3) noch nicht.

2008 waren Schafe mit Bluetongue-Virus infiziert Das Virus wird durch den Stich kleiner, blutsaugender Mücken der Gattung Culicoides, sogenannter Gnitzen, übertragen. Von Tier zu Tier verbreitet es sich nicht. Die Krankheit tauchte erstmals in Afrika auf. 2007 und 2008 gab es bereits zahlreiche Fälle in Deutschland. Danach galt die Bundesrepublik dank flächendeckender Impfungen jahrelang als seuchenfrei.

Für Schäfer Cassing war es wichtig, dass seine Tiere jetzt so früh wie möglich geimpft werden. Denn er weiß, wie schlimm die Symptome der Blauzungen-Krankheit sein können. 2008 waren auch einige seiner Schafe mit Bluetongue -Virus infiziert . Daran hat er unschöne Erinnerungen: &bdquo;Ich hatte Tiere, die waren heute krank und morgen tot“, sagt er. &bdquo;Und man selbst kann nur hilflos daneben stehen, das ist grausam.“ Andere seiner Tiere waren hingegen acht Tage krank und dann wieder fit.

Symptome treten laut Kreis-Veterinäramt nach einer Inkubationszeit von sieben bis acht Tagen auf. Hohes Fieber und eine Schwellung der Mundschleimhäute sowie der Zunge sind typische Symptome bei Schafen, die sich mit der Blauzungen-Krankheit infiziert haben. Außerdem kommt es zu vermehrtem Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul.

Symptome auch bei Rindern möglich &bdquo;Und alle Körperteile, die nicht mit Haut bedeckt sind, werden blau“, sagt Cassing. Vor allem die Zunge und der Rachenbereich sind davon betroffen. &bdquo;Das ist vergleichbar mit einer richtig schweren Grippe beim Menschen“, sagt der Schäfer. Der 58-Jährige erinnert sich noch gut, wie seine infizierten Schafe 2008 ständig ihre geschwollenen Schnauzen in die Wassertränke hielten, um ihre Schmerzen zu lindern.

Bei Rindern und Ziegen sind die Verläufe in der Regel milder. Laut Kreis-Veterinäramt führt die Krankheit bei Rindern in erster Linie zu Milchrückgang. Gelegentlich werden Lidschwellungen, Entzündungen der Maulschleimhaut und Verfärbungen der Zitzenhaut beobachtet.

Gnitzen fallen Tiere im offenen Gelände vor allem zwischen der Abend- und Morgendämmerung an. Das Kreis-Veterinäramt empfiehlt Landwirten daher, die Tiere in dieser Zeit aufzustallen. Rolf Cassing bezweifelt allerdings, dass sie das schützt. &bdquo;Die Mücken kommen auch in den Schafstall“, sagt er. Allein die Wärme und der Dunst darin würden die Insekten anlocken. Seine Schafe bleiben deshalb sowohl tagsüber als auch nachts auf der Weide.

Ziegen im Doberg sollen geimpft werden

Auch die erst vor wenigen Tagen im Doberg eingezogenen Ziegen sind den ganzen Tag draußen. Wie berichtet, sorgen sie dafür, dass sich Büsche und Bäume in dem Bodendenkmal nicht unkontrolliert ausbreiten, insbesondere nicht auf den Steilhängen. So sollen Paläontologen einen freien Blick auf die Gesteinsschichten haben.

Der zuständige Landwirt Tobias Meyer konnte die acht Thüringer Waldziegen, die übrigens erst fünf Monate alt sind, bisher nicht impfen lassen. &bdquo;Die Impfstoffe haben lange Lieferzeiten“, sagt er. Sobald er die Möglichkeit hat, will er sie aber impfen lassen. Bis dahin hofft er, dass sich die Gnitzen nicht bis in den Doberg verbreiten.

Gerade weil die Ziegen noch so jung sind, könnte es sein, dass eine Ansteckung für sie noch gefährlicher ist. Wo genau im Kreis Herford die Krankheit aufgetaucht ist, gab das Veterinäramt nicht bekannt. Feststeht, dass Tiere nur durch eine Impfung gegen das &bdquo;Bluetongue-Virus“ geschützt werden können.

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