In Bielefeld gibt es erste Verdachtsfälle der gefährlichen Blauzungenkrankheit

Bielefeld. &bdquo;Unsere Schafe sind schon seit drei Wochen geimpft“, sagt Andreas Eisenbarth. Nie wieder wolle er ein Grauen erleben wie vor rund 15 Jahren, als die Tiere zu Hunderten starben und der Abdecker täglicher Gast war in der Schäferei Bethel. &bdquo;Damals hatten wir keinen Impfstoff und waren machtlos“, erinnert sich der Schäfer – seit diesem Frühjahr gebe es drei Produkte gegen die gefürchtete Blauzungenkrankheit.

Das Virus wird von den Mini-Mücken namens Gnitzen übertragen. Während es für Schafe eine tödliche Bedrohung darstellt, kämpfen infizierte Rinder mit einer hohen Mattigkeit, Kühe geben in der Zeit weniger Milch, allen Tieren fehlt der Appetit. Weil die Verläufe der Krankheit meist mild seien, werde er seine 130 Tiere in Absprache mit dem Tierarzt nicht impfen, sagt Dennis Strothlüke.

Der Landwirt betreibt mit seiner Familie einen großen Milchvieh-Betrieb samt Hofladen in Ummeln und reagiert eher reserviert auf die Impfempfehlung von Landwirtschaftsverband und der Ständigen Impfkommission (StIKo Vet). Ein Grund dafür sei unter anderem ein Impfstoff gewesen, der Anfang des Jahres in etlichen Ställen mehr Schaden anrichtete, als dass er Schutz gewährte, weil sich trotzdem viele Tiere infizierten. Hermann Dedert versteht die Zurückhaltung, zumal die Landwirte jede Impfdosis für die Tiere selbst bezahlen müssen.

Allein im Juli gibt es bereits mehr als 200 offiziell bestätigte Fälle von Blauzungenkrankheit Typ 3. Ein Tierarzt berichtet von starken Symptomen auch bei Rindern. #virus https://t.co/ROrt18cXef

top agrar (@topagrar) July 18, 2024 Zwar gebe es auf Antrag einen Zuschuss aus der sogenannten Tierseuchenkasse NRW, 1 Euro pro Schaf und 2 Euro pro Rind, die Hauptlast trage aber der Unternehmer, sagt Dedert, Kammer-Chef und Verbandsvorsitzender für Herford und Bielefeld. Die Empfehlung beider Organisationen laute &bdquo;Impfen“ – denn bis heute gebe es keine Arznei gegen die Blauzungenkrankheit.

Bisher zwei Verdachtsfälle in Bielefeld Während es in den Kreisen Gütersloh und Herford bereits zu nachgewiesenen Infektionen gekommen sei, spricht das Bielefelder Veterinäramt bisher von zwei Verdachtsfällen: Für das in einem mittleren Bestand erkrankte Tier gaben die Amtsärzte nach PCR-Test und Serum-Check in Detmold die erhoffte Entwarnung; das Ergebnis für ein zweites erkranktes Tier in einem kleinen Bestand stehe zurzeit noch aus, teilte Stadtsprecherin Ruth Braun mit.

Gegenwärtig seien nur einzelne Betriebe in Bielefeld geimpft und damit vor schweren Verläufen und hoher Sterblichkeit geschützt, sagt Braun. &bdquo;Im Tierpark Olderdissen sind derzeit die Hochlandrinder und die Wisente geimpft. Schafe und Ziegen bisher nicht, das werde in Absprache mit dem Tierarzt nachgeholt, sobald sich die Gefahrenlage ändere.“

Zu den mittleren Schafbeständen in der Stadt zählen auch die 30 Tiere von Bernd Henrichsmeier. Stieghorsts Bezirksbürgermeister und Erdbeer-Anbauer erinnert sich ebenfalls noch gut an die Dramen im Stall, als das Virus damals ungehemmt in Deutschland wütete. Auch er wolle das nicht noch einmal erleben – der Impftermin stehe bereits in Absprache mit dem Veterinärmediziner, der den Hof betreut.

Virus keine Gefahr für Menschen Weil die Tierärzte wegen der Blauzungenkrankheit gerade alle Hände voll zu tun haben und der Doc vom Halhof es nicht nach Schildesche schafft, packen die Verantwortlichen ihre Schafe in den Hänger und fahren raus zu ihm, damit die Tiere noch am Freitag ihre Immunisierung erhalten. Besondere medizinische Betreuung erfährt dabei die rund 800 Tiere zählende Herde von Schäfer Andreas Eisenbarth : Sie dient den angehenden Medizinern von der Tierärztlichen Hochschule Hannover als Studienobjekt und Trainingscamp im Stall und auf den Weiden.

Dass es diesmal rechtzeitig Impfstoffe gebe gegen die grassierende Virus-Variante, das stimme ihn zuversichtlich. Damals habe es in Frankreich und den Benelux-Ländern zwar auch Impfstoffe gegeben, in Deutschland aber keine Zulassung für die Präparate. Er favorisiere die Impfung, damit die Tiere den Mücken nicht als Wirte dienen und sich die Seuche weiter ausbreite. So seien Pferde zwar resistent gegen das Virus, Rehe aber nicht, denen würde der Schutz fehlen.

Für den Menschen gilt der Erreger der Blauzungenkrankheit als ungefährlich. Während sich die Zweibeiner in der Regel mit sogenannten Repellentien gegen Insektenstiche schützen, Präparate wie Anti-Brumm oder Autan sollen die Viecher auf Distanz halten, gibt es für die Tiere ähnliche wirkende Produkte für die Prophylaxe. Doch schon ein Stich eines infizierten Insekts könne die nicht ansteckende Krankheit übertragen, warnen die Wissenschaftler vom Friedrich-Loeffler-Institut , dem Forschungszentrum für Tiergesundheit.

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