Wärmepumpe wird zu wahrem Stromfresser: Löhner muss 12.000 Euro nachzahlen

Löhne. Vor ein paar Wochen haben wir über die Probleme berichtet, die Leser Karl-Heinz Isemann mit seiner Wärmepumpe hat. Viele Reaktionen gab es nach dem Erscheinen des Texts. Auch ein Experte für Wärmepumpen hat den Bericht gelesen und sich auf Vermittlung dieser Redaktion ein Bild vor Ort gemacht. Seine Diagnose fällt drastisch aus.

Seit neun Jahren heizen die Isemanns ihr Haus mit einer Wärmepumpe. Bis vor drei Jahren stellten Karl-Heinz und Sohn Dominik Isemann keine Auffälligkeiten fest. Von 2021 bis Juni 2024 bekamen sie keine Abrechnungen ihres Versorgers &bdquo;Lichtblick“. Das sorgte für Ärger, allerdings hatte sich &bdquo;Lichtblick“ an die gesetzlichen Fristen gehalten. Umso größer war der Schock im Juni. Rund 12.000 Euro sollten die Isemanns nachzahlen.

Karl-Heinz Isemann dachte zunächst, dass die Abrechnungen fehlerhaft sind. Die Probleme machte jedoch nicht der Stromzähler, sondern die Wärmepumpe. &bdquo;Bis ins Frühjahr 2021 habe ich mein Haus mit einer Luft-Wärmepumpe und zusätzlich bei Bedarf mit Ölheizung geheizt“, sagt Isemann.

Kein Überblick wegen fehlender Abrechnungen Isemann sagt, dass er mit ruhigen Gewissen gehandelt habe. &bdquo;Uns hat keiner gesagt, dass wir im Winter nicht ausschließlich mit der Wärmepumpe heizen können.“ Und so schossen die Stromkosten in die Höhe, ohne dass den Isemanns das anstehende Problem bewusst sein konnte. Die Verbrauchsabrechnungen lagen ja nicht vor.

Sollte es so gewesen sein, wurden die Isemanns schlecht beraten. Karl-Heinz und Dominik Isemann wohnen in einem energetisch weitgehend unsanierten Altbau aus den 1940er-Jahren. Doppelverglasung wurde vor Jahrzehnten eingebaut. Wände und Dach sind ungedämmt.

&bdquo;Das Haus der Isemanns ist für die ausschließliche Beheizung durch eine Wärmepumpe nicht geeignet“, sagt Detlef Reuter. Der Inhaber des Ingenieurbüros &bdquo;Reuter-Wärmepumpen- & Energietechnik“ mit Sitz in Herzebrock-Clarholz ist Experte für Wärmepumpen. Er wurde durch den Bericht in der Zeitung auf den Fall aufmerksam. Reuter schaut sich das Ganze vor Ort an.

Wärmepumpe darf nicht im Dauerbetrieb laufen &bdquo;Wenn ich das hier sehe, kommen mir fast die Tränen“, sagt Reuter beim Ortstermin im Heizungskeller. Die Pumpe dürfe bei 32 Grad Außentemperatur eigentlich gar nicht laufen. &bdquo;Warum läuft sie? Die müsste schon ewig aus sein“, sagt er. Die Pumpe befindet sich offensichtlich im Dauerbetrieb.

&bdquo;Innerhalb 14 Tagen haben wir 1000 kWh verbraucht“, sagt Domik Isemann. Reuter weiter: &bdquo;Warum läuft die Luft-Wärmepumpe bei 32 Grad Außentemperatur? Es gibt laut Display keine Anforderung. Die Pumpe befindet sich entweder im Dauerbetrieb oder schlimmer, im Notbetrieb.“

Nach der ersten Begutachtung im Keller, wo der Wasserspeicher steht und draußen, wo die Luft-Wärmepumpe im Dauerbetrieb rotiert, fällt die erste Einschätzung von Reuter eindeutig aus. &bdquo;Diese Pumpe sollte so schnell wie möglich vom Netz genommen werden“, sagt er. Das Gerät sei für die Versorgung des Hauses der Isemanns völlig ungeeignet.

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Falsche Wärmepumpe, falsche Installation Möglichst schnell sollte die alte Ölheizung wieder flott gemacht werden, wenn das geht. Die könne jetzt, außerhalb der Heizperiode, für warmes Duschwasser sorgen. &bdquo;Das ist wesentlich günstiger, als die Luft-Wärmepumpe unter diesen Bedingungen durchlaufen zu lassen“, sagt Reuter. Mit dieser Sofortmaßnahme ist das eigentliche Problem nicht gelöst. &bdquo;Sie brauchen eine neue Wärmepumpe“, sagt Reuter.

Sollten sich die Isemanns dazu entschließen, sei der erste Schritt eine Energiebedarfsberechnung für das Gebäude. Die habe es offensichtlich vor der Installation der alten Wärmepumpe nicht gegeben. Karl-Heinz Isemann bestätigt das. &bdquo;Das ging ganz schnell, die haben gesagt, die würde passen und das war es.“

Reuter sagt, dass manche Unternehmen in der Branche auf die Beratung verzichten würden. &bdquo;Die wollen einen schnellen Euro machen und richten – wenn es so schiefläuft wie hier – noch einen hohen Schaden an“, sagt er. Bei den Isemanns sei so ziemlich alles schiefgelaufen. Nicht nur die Pumpe sei die falsche Wahl. Auch die Leitungen seien nicht korrekt installiert worden. &bdquo;Was hier passiert ist, kann strafbar sein. Hier wird in jeder Minute Geld verbrannt.“

Prozess gegen Installateur könnte Jahre dauern Die Isemanns könnten dagegen sogar juristisch vorgehen. &bdquo;Das ist ein verdeckter Mangel. Da beträgt die Verjährungsfrist 30 Jahre.“ Falls sie sich dafür entscheiden sollten, könne es zu einem langen Verfahren kommen. &bdquo;Ein Prozess, den ich als Sachverständiger begleitet habe, zog sich über zehn Jahre“, sagt Reuter.

Reuter sagt, dass er Jahrzehnte Erfahrung mit der Herstellung, Planung und Installationsbegleitung von Wärmepumpensystemen aller Art habe. &bdquo;Wir haben im Jahr 1973 die erste Wärmepumpenanlage in Deutschland zur Beheizung eines Wohnhauses mit Schwimmhalle konzipiert, konstruiert und gebaut. Wärmepumpe war damals ein Fremdwort. Wir empfehlen, wie folgt vorzugehen: Gebäude besichtigen, Anlage besichtigen, Energiebedarfsberechnung erstellen, gewünschtes und technisch mögliches Heizsystem überlegen und mit den Eigentümern erörtern. Und dann erst ausführen.“

Oft würden er und sein Team um Hilfe gebeten, wenn bei der Installation einer Wärmepumpe etwas schiefgelaufen ist. &bdquo;Was die Isemanns erleben, ist leider kein Einzelfall. Nicht selten überschätzen sich Heizungsinstallateure.“ Vor Kurzem mußte einem Kunden geraten werden, bei einer neu installierten Wärmepumpenanlage die Leitungen im ganzen Haus erneut neu zu verlegen, weil das ursprünglich beauftragte Unternehmen große Berechnungsfehler gemacht habe.

So will der Sachverständige der Familie helfen Aktuell arbeitet Reuter an der Energiebedarfsplanung für das Haus und will den Isemamns dann eine Empfehlung für ein neues, funktionsfähiges Heizsytem geben. &bdquo;Das warten wir jetzt erstmal ab“, sagt Karl-Heinz Isemann. Reuter könnte ihm dann am Ende eine Wärmepumpe verkaufen, die in Kombination mit einer anderen Energiequelle gute Arbeit leistet.

&bdquo;Eine Wärmepumpe kann viel, ist aber kein Allheilmittel für Versäumnisse und kann vor allen Dingen nicht hexen. Ein sinnvoller Wärmepumpeneinsatz, immerhin gibt es mindestens zehn verschiedene Systeme, bedarf immer erst einer sorgfältigen Analyse und Berechnung“, sagt der Experte.

Von einem anderen Unternehmen hat Isemann sich unterdessen ein Angebot für eine Pellet-Heizung machen lassen. Diese könnte die alte Ölheizung ersetzen. Offen ist, ob Isemann dann diese Heizung mit einer neuen Wärmepumpe kombiniert oder ob er nach diesen Erfahrungen von Wärmepumpen nichts mehr wissen will.

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