Wieder Teil der Salafisten-Szene? Behörden nennen neue Details zu Sven Lau

Bielefeld/Düsseldorf. Wie eng sind die Kontakte des verurteilen Terrorunterstützers und vermeintlichen Salafisten-Aussteigers Sven Lau tatsächlich zu ehemaligen Weggefährten aus der islamistischen Szene? Recherchen dieser Redaktion zeigen, dass Lau, zeitweise einer der prominentesten Salafisten im Land, wieder mit der Szene vernetzt ist – obwohl er sich als Musteraussteiger gab. Nun gibt die NRW-Landesregierung selbst weitere Auskünfte.

Die innenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Christina Kampmann aus Bielefeld, hat die Recherchen dieser Redaktion für eine Kleine Anfrage aufgegriffen. Diese liegt dieser Redaktion nun exklusiv vor.

Doch von vorne: Sven Lau stammt aus dem Rheinland, ist Konvertit und war zeitweise einer der bekanntesten Salafisten in Deutschland. Er trat als Prediger der Szene auf und war in entsprechenden Vereinen aktiv. Weil er eine Terrororganisation unterstütze, wurde er 2015 verhaftet und 2017 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. 2019 wurde er auf Bewährung aus der Haft entlassen. Unter anderem wurde ihm damals auch angeordnet, alte Weggefährten bis zum Ende der Bewährungsfrist zu meiden. Noch während seiner Zeit im Gefängnis nahm er zudem an einem Aussteigerprogramm teil.

Lau besuchte Auftritt von radikalem Prediger In Interviews und mit einem eigenen Buch schlüpfte Lau schließlich in die Rolle eines regelrechten Musteraussteigers. Er gab sich immer wieder geläutert. Doch Recherchen dieser Redaktion zeigen, dass er ab etwa 2023 wieder öffentlich Kontakt zu Größen der Salafisten-Szene hatte, darunter der Prediger Abu Alia. Mit ihm hat Lau schon seit seinen Anfängen in der Szene Kontakt, saß beispielsweise mit ihm im Vorstand des Salafisten-Vereins &bdquo;Einladung zum Paradies“. Ebenso besuchte er Anfang 2023 einen Vortrag eines bekannten Szene-Predigers in Düsseldorf.

Darüber berichtet nun auch die Landesregierung in der Antwort auf Kampmanns Anfrage. So wurde Lau beim Verlassen der Veranstaltung bemerkt. Nach Informationen dieser Redaktion handelte es sich bei dem aufgetretenen Prediger um den Salafisten Abdelhamid, der aktuell in Untersuchungshaft sitzt.

Lau wollte offenbar anderen Salafisten Gericht zeigen Doch die Landesregierung nennt weitere Details. Am selben Tag der Veranstaltung sei Lau mit weiteren Personen &bdquo;staatsschutzrelevant festgestellt“ worden, nämlich vor dem Gebäude des Oberlandesgerichts Düsseldorf. Lau soll damals angegeben haben, seinen Begleitern den Ort gezeigt zu haben, an dem er 2017 verurteilt wurde. Laut Landesregierung gehörten zu der insgesamt fünfköpfigen Gruppe Personen, &bdquo;die in der Vergangenheit salafistische Vortragsveranstaltungen durchführten“. Offenbar, so legen es Aussagen der Landesregierung nahe, war etwa der Salafisten-Prediger Abdelhamid dabei.

Die Landesregierung weiter: &bdquo;Weiterhin ist bekannt, dass die besagte Person Kontakte zu maßgeblichen Akteuren aus der salafistischen Szene unterhält.“ Dieser Redaktion liegen mehrere Fotos vor, die offenbar in jüngerer Vergangenheit entstanden sind und Lau mit bekannten Szene-Angehörigen aus dem In- sowie dem Ausland zeigen – unter anderem während einer Pilgerfahrt in Saudi-Arabien im Oktober. Im Dezember tauchten wieder Aufnahmen auf, die ebenfalls in Saudi-Arabien entstanden sind und Lau mit Personen zeigen, die vereinzelt zumindest Kontakte in die salafistische Szene aufweisen.

Kampmann fordert mehr Einsatz in sozialen Medien Dass Lau offenbar wieder Kontakte in die salafistische Szene pflegt, zeigt für SPD-Innenpolitikerin Kampfmann derweil, wie wichtig es sei, &bdquo;dass islamistische Bestrebungen im Internet nicht nur im Blick sind, sondern dass auch aktiv dagegen vorgegangen wird. So findet Radikalisierung heute vorwiegend in sozialen Medien statt und muss deshalb auch dort bekämpft werden.“ Laut ihrer Aussage laufe das NRW-Innenministerium dieser Entwicklung hinterher.

&bdquo;Statt erfolgreiche Präventionsprogramme wie Wegweiser auf die sozialen Medien auszuweiten und salafistischen Influencern etwas entgegenzusetzen, wird diese Entwicklung ignoriert“, kritisiert Kampmann. &bdquo;Wir fordern Innenminister Reul deshalb auf, endlich auch im Netz tätig zu werden, wenn es darum geht, radikalen Islamisten etwas entgegenzusetzen.“

Diese Redaktion hatte in der Vergangenheit versucht, mit Sven Lau ins Gespräch zu kommen. Er ignorierte jedoch sämtliche Anfragen.

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