Zwei Alarme, ein Team: Feuerwehrfamilie aus Kirchlengern gibt Einblicke in ihren Alltag

Kirchlengern. &bdquo;Man lernt viel und kann später Leuten helfen“, antwortet die 11-jährige Sophie auf die Frage, was ihr an der Jugendfeuerwehr Spaß macht. Das Mädchen ist bereits vier Jahre Teil der Feuerwehr Kirchlengern. Mit sieben Jahren wurde sie Mitglied bei den &bdquo;Feuerfüchsen“ – der Kinderfeuerwehr in der Elsegemeinde. Vor einem Jahr kam dann der nächste Schritt: die Jugendfeuerwehr.

In beiden Gruppen begegneten Sophie schon vertraute Gesichter. Denn ihre Mutter, Stefanie Telthörster-Kröger, ist Leiterin der &bdquo;Feuerfüchse“ und ihr Vater, Stefan Kröger, leitet die Jugendfeuerwehr. &bdquo;Wir haben fast einen ganzen Kleiderschrank voll mit Feuerwehrsachen“, sagt Telthörster-Körger lachend.

Sie und ihr Mann sind auch aktive Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Kirchlengern. Stefan Kröger ist Brandoberinspektor, der höchste Dienstgrad der Freiwilligen Feuerwehr, bei der Löschgruppe Mitte.

Erste Löschgruppenführerin im Kreis Herford Seine Ehefrau Stefanie Telthörster-Kröger trägt den gleichen Dienstgrad – und wurde vor knapp zwei Wochen zur Löschgruppenführerin der Löschgruppe Kirchlengern ernannt. Damit ist sie die erste Frau im Kreis Herford in dieser Funktion.

&bdquo;Ich bin total dankbar und freue mich, dass ich überhaupt von meinen Kameraden gewählt wurde“, sagt sie nun im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Und auch ihr Ehemann ist stolz auf sie. &bdquo;Das ist wirklich was Besonderes“, sagt der 47-Jährige sichtlich anerkennend. Das Paar ist mittlerweile seit 22 Jahren zusammen, davon 14 Jahre verheiratet.

Ihre gemeinsame Tochter Sophie führt die Feuerwehr-Tradition in der Familie bereits in dritter Generation fort. Denn auch Stefanie Telthörster-Krögers Vater war bis zu seinem altersbedingten Austritt vor 18 Jahren aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr. Wie seine Tochter war auch er Löschgruppenführer der Löschgruppe Kirchlengern.

Ein hohes Maß an Verständnis Eine Feuerwehrfamilie durch und durch – was bedeutet das? &bdquo;Es bedeutet vor allem Verständnis für die Situation des anderen“, sagt Telthörster-Kröger, die hauptberuflich als Diplompädagogin im sozialen Bereich tätig ist. &bdquo;Der andere weiß zum Beispiel, wenn man auch mal nicht über einen Einsatz reden will.“

Ebenso sei es selbstverständlich, wenn einer von ihnen plötzlich zum Einsatz gerufen wird und dafür andere Dinge liegen bleiben müssen. Das passiere auch mal zu den unpassendsten Momenten. Wie vergangenes Jahr auf der Geburtstagsfeier ihrer jüngsten Tochter Amelie (4). &bdquo;Da musste ich auch los“, erinnert sich die Löschgruppenführerin. &bdquo;Für uns ist das alles normal, für Außenstehende nicht.“

Manchmal kommt es auch vor, dass beide gleichzeitig zum Einsatz gerufen werden, beispielsweise wenn es sich um größere Fälle handelt. Tochter Sophie ist das schon seit ihrer jüngsten Kindheit gewohnt. Eine Situation ist den Eltern dabei ganz besonders in Erinnerung geblieben: &bdquo;Einmal, als zum Einsatz gerufen wurde, stand sie mit ihrem Kuscheltier da und fragte nur ’beide oder einer?’“, erinnert sich Stefan Kröger lachend. Als klar war, dass beide losmussten, sei Sophie ganz selbstverständlich eine Etage tiefer zu ihren Großeltern gegangen – die vierköpfige Familie wohnt mit den Eltern von Stefan Kröger in einem Haus.

&bdquo;Familie geht immer vor“ An einen Einsatz, auf dem die beiden zusammen waren, erinnert sich das Paar noch ganz genau. &bdquo;Da haben wir fünf oder sechs Berner Sennenhunde aus einem brennenden Haus gerettet“, erzählt Stefanie Telthörster-Kröger. Das Haus, in dem sich eine Hundezucht befand, war wegen eines Blitzeinschlags in Brand geraten.

Ohne die Unterstützung ihrer Eltern könnten sich die Eheleute nicht in dem hohen Maße engagieren, wie sie selbst sagen. &bdquo;Wir haben einen großen familiären Background“, sagt Telthörster-Kröger, die 1992 in die Jugendfeuerwehr eingetreten ist.

Trotzdem gibt es auch Situationen, in denen die beiden nicht losfahren – auch wenn der Pieper ertönt. Zum Beispiel morgens, wenn die 43-Jährige ihre jüngste Tochter Amelie noch in den Kindergarten bringen muss. &bdquo;Ich kann sie ja nicht einfach alleine lassen“, erklärt sie. &bdquo;Familie geht immer vor.“

&bdquo;Es bringt auch Schattenseiten mit sich“ Sie selbst weiß, wie es ist, als Kind eines Feuerwehrmannes bzw. einer Feuerwehrfrau aufzuwachsen. Das bringe auch Schattenseiten mit sich.

Zwar erzählen die Eltern ihren Töchtern nicht von den teilweise schlimmen Szenen, die sich ihnen auf Einsätzen bieten. Aber auch die Kinder wissen: &bdquo;Wenn wir rausfahren, hat ein anderer Schaden“, sagt Stefan Kröger, der hauptberuflich als Schlosser arbeitet und seit seinem 17. Lebensjahr Teil der Freiwilligen Feuerwehr ist.

Darüber denkt auch Sophie manchmal nach, wie sie sagt. &bdquo;Aber man sollte nicht nur an die schlechten Seiten denken, sondern auch an die guten“, sagt sie. &bdquo;Zum Beispiel, dass man versucht, anderen zu helfen.“

Jüngste Tochter möchte auch zur Feuerwehr Die 11-Jährige kann sich durchaus vorstellen, nach der Jugendfeuerwehr selbst in den aktiven Dienst der Freiwilligen Feuerwehr zu wechseln. Auch ihre kleine Schwester Amelie möchte in die Fußstapfen ihrer Eltern und ihrer großen Schwester treten. Zwei Jahre muss sie sich noch gedulden, bis sie bei den &bdquo;Feuerfüchsen“ mitmachen kann. Und dann muss sich die Familie vielleicht noch einen zweiten Kleiderschrank für die Feuerwehrbekleidung zulegen.

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