Klinikum Bethel sucht Familien für einzigartige Studie zur Kindergesundheit

Bielefeld. In Deutschland leiden immer mehr Kinder an chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Asthma oder Übergewicht. Um herauszufinden, warum die Zahl der Betroffenen so rasant steigt, führen Wissenschaftler der Kinderklinik des evangelischen Klinikums Bethel mit dem Klinikum Bielefeld und der Universität Bielefeld in den kommenden fünf Jahren eine Studie zur Kindergesundheit durch. Begleitet werden Mütter ab dem letzten Schwangerschaftsdrittel und ihre Kinder bis zum Schuleintritt. Für die Studie werden 1.000 Familien aus OWL gesucht.

Was wird erforscht? Im Mittelpunkt der Studie steht nach Angaben von Studienleiterin Patricia Maasjosthusmann das Mikrobiom, die Gesamtheit aller Bakterien, Viren, Pilze und anderer Mikroorganismen, die den Menschen besiedeln. &bdquo;Das Mikrobiom eines Menschen ist so individuell wie sein Fingerabdruck. Jeder Teil des Körpers ist mit Mikroorganismen besiedelt, die meisten finden sich jedoch im Darm und auf der Haut“, erklärt Maasjosthusmann. Bekannt sei bereits, dass das Mikrobiom Einfluss auf die körperliche und seelische Gesundheit habe. &bdquo;Doch die Forschung dazu steht noch am Anfang.“

Beeinflusst werde das Mikrobiom unter anderem durch die Geburt, die Ernährung und Umwelteinflüsse, erklärt der ärztliche Direktor des Kinderzentrums Bethel, Eckard Hamelmann. Die Entwicklung des Mikrobioms sei eine Frage der ersten Lebensjahre. &bdquo;Wir möchten herausfinden, wie es sich ab der Geburt durch den Kontakt zur Mutter entwickelt und welche Faktoren zu einer mikrobiellen Diversität beitragen. Denn hier gilt: Je mehr unterschiedliche Mikroben einen Menschen bevölkern, desto gesünder ist ein Mensch.“ Darüber hinaus werde die Studie auch Störungen und die Resilienz des Mikrobioms in den Fokus rücken.

Welche Ziele hat die Studie? Die Studie trägt den Titel &bdquo;Kleine Eulen OWL“, angelehnt an das englische Wort Owl für Eule. Ziel ist nach Angaben Maasjosthusmanns herauszufinden, welchen Einfluss das Mikrobiom auf die Entstehung von Krankheiten hat, um daraus Schlüsse zu ziehen, wie diese Krankheiten besser diagnostiziert und therapiert werden und wie Kinder davor geschützt werden können. &bdquo;Wir möchten für Eltern Empfehlungen entwickeln, wie sie mit ihrem Verhalten, der Ernährung und der medizinischen Versorgung zur Gesundheit ihrer Kinder beitragen können.“ Möglich mache das die Analyse des Mikrobioms ab der Geburt, weil so Veränderungen zeitlich in die Krankheitsentstehung eingebunden und analysiert werden könnten.

Wie läuft die Studie ab? In der Studie sollen 1.000 Kinder ab der Geburt bis zum Schuleintritt und ihre Familien untersucht werden. &bdquo;Neben jährlichen Besuchen in der Kinderklinik Bethel und der Untersuchung von Abstrichen und Stuhl- und Urinproben befragen wir Eltern und bitten sie um ein Tagebuch über Krankheitssymptome und Arzneimittelgaben ihres Kindes“, sagt Maasjosthusmann. Der Aufwand sei jedoch begrenzt. &bdquo;Lediglich im ersten Lebensjahr des Kindes bitten wir mehrfach um Befragungen und Probensammlungen.“

Teil der Langzeituntersuchung ist die Substudie &bdquo;Endemic“, die bereits mit zwei Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium unterstützt wird. &bdquo;Im Mittelpunkt stehen dabei Naturspielgruppen. Wir werden Kinder untersuchen, die einmal wöchentlich im Wald spielen, und Kinder, die nicht Teil der Gruppe sind“, erklärt Hamelmann. Die Studie wolle herauszufinden, ob eine große biologische Vielfalt in der Umgebung von Kindern einen positiven Einfluss auf ihr Mikrobiom und damit auf ihre Gesundheit habe. &bdquo;Es gibt Hinweise darauf, dass der Rückgang der Artenvielfalt mit dem Anstieg chronischer Krankheiten zusammenhängen könnte.“ Generationenvergleiche zeigten, dass ältere Generationen ein vielfältigeres Mikrobiom haben als ihre Nachfahren.

Für die Analyse der gesamten Studienergebnisse arbeitet das Team im Kinderzentrum Bethel nach Angaben Hamelmanns mit internationalen Wissenschaftlern und Instituten zusammen, die bereits zum Mikrobiom forschen. &bdquo;Die Studie mit 1.000 Kindern wird eine der größten Untersuchungen zu diesem Thema, da es Vergleichbares bislang nur in Finnland gibt.“

Wie können sich Familien beteiligen? Werdende Mütter, die sich für die Geburt im evangelischen Klinikum Bethel anmelden, werden im Zuge der Geburtsanmeldung auf die Studie aufmerksam gemacht. Um weitere Familien für die Studie zu begeistern, kooperiert das evangelische Klinikum Bethel mit dem Klinikum Bielefeld. &bdquo;In der Hebammensprechstunde informieren wir über die Studie, und das Interesse ist schon in den ersten Tagen groß“, erklärt der Chefarzt des Zentrums für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Klinikum Bielefeld, Werner Bader. &bdquo;Beteiligen können sich aber auch Frauen, die ihre Kinder in anderen Krankenhäusern oder Geburtshäusern zur Welt bringen.“

Informationen zur Teilnahme gibt auf der Homepage des Evangelischen Klinikums Bethel, per Mail info@kleine-eulen-owl.de oder von montags bis donnerstags zwischen 9 und 14 Uhr auch telefonisch unter 0521 77277288.

Durch die Teilnahme an der Studie können Familien laut Bader einen Beitrag zur medizinischen Forschung leisten. &bdquo;Außerdem gibt es jährlich eine zusätzliche ärztliche Versorgung in der Kinderklinik.“

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