Toter im Klinikmüll in Bad Oeynhausen: Polizei tappt weiterhin im Dunkeln

Bad Oeynhausen. Der Tote im Müll der Reha-Klinik &bdquo;Porta Westfalica“ ist womöglich einer der jüngsten ungelösten Mordfälle des Polizeipräsidiums Bielefeld. Nach bloß acht Monate währenden Ermittlungen hat die Mordkommission &bdquo;Mulde“ im vergangenen August die Fallakte geschlossen – ohne Ermittlungserfolg. Bis heute ist unklar, unter welchen Umständen der 22-jährige Bad Oeynhausener gestorben ist und warum sein Leichnam im Pressmüllcontainer der Klinik landete.

Nach letzten veröffentlichten Angaben der Ermittler um Markus Mertens, der Leiter der Mordkommission, hat die Polizei in diesen acht Monaten &bdquo;offene und verdeckte Maßnahmen“ durchgeführt, sei Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen und habe Spuren im Umfeld der Verstorbenen verfolgt. Dabei sei &bdquo;zeitweise eine Person in den Fokus der Ermittler“ geraten.

Offenbar jedoch zu Unrecht. &bdquo;Ein Tatverdacht erhärtete sich nicht“, hieß es dazu in der vierten und bislang letzten Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Bielefeld vom vergangenen August zu dem Fall. Der Tatverdächtige wurde offenbar intensiv befragt, hatte jedoch ein Alibi. Seitdem ruht der Fall. Die Ermittler haben offenbar keine weiteren Ansätze für Ermittlungen. Die Akte gilt als &bdquo;vorerst abgeschlossen“. Der Fall ist damit schon acht Monate nach der Tat zum Cold Case geworden.

Zwei Mordkommissionen ermittelten in Bad Oeynhausen Besonders offensiv sind die Ermittler mit ihren Mordermittlungen nicht umgegangen. Die Polizei veröffentlichte weder ein Foto des Toten, noch Angaben zu seinen Lebensumständen, bat die Öffentlichkeit aber dennoch um Hinweise. Begründet wurde diese Zurückhaltung mit Respekt vor den Persönlichkeitsrechten des Verstorbenen. Auf Nachfrage der &bdquo;NW“ erklärte die Pressestelle Anfang Februar außerdem: Die Ermittler hielten es &bdquo; nicht für erforderlich“ über die Staatsanwaltschaft einen richterlichen Beschluss zur Veröffentlichung eines Fotos zu beantragen.

Das hat sich bis heute offenbar nicht geändert – und jetzt wäre es womöglich auch zu spät. Bereits im Sommer 2024 beschäftigte sich die Öffentlichkeit mit einem anderen gewaltsamen Todesfall in Bad Oeynhausen: Philipos Tsanis . Doch anders als beim Toten aus dem Klinikmüll hatten die Ermittler im Fall Philipos relativ schnell einen dringenden Tatverdacht – und einen Ermittlungserfolg. Der mutmaßliche Täter und zwei seiner mutmaßlichen Mittäter müssen sich derzeit vorm Landgericht Bielefeld wegen Totschlags verantworten.

Im Sommer 2024 ermittelten zwei Mordkommissionen gleichzeitig in Bad Oeynhausen. In der Öffentlichkeit geriet der Fall des Toten aus dem Klinikmüll jedoch in Vergessenheit. Auch ein Jahr nach dem Fund des Leichnams konnten Polizei und Staatsanwaltschaft auf Nachfrage keine neuen Erkenntnisse mitteilen.

Wie kam der Tote in den Klinikmüll? Nach Recherchen der &bdquo;NW“ hatte der Tote eine Verbindung zur Reha-Klinik. Er war dort mit Hausmeister- und Gärtnerarbeiten beschäftigt. Über den Jahreswechsel arbeitete er aber nicht an der Klinik. Wie kam sein Leichnam dann in den Klinikmüll? Starb der junge Mann auf dem Klinikgelände?

In sozialen Netzwerken kursierte Anfang Januar 2024 tagelang ein Aufruf nach dem Vermissten – samt Foto, den offenbar eine Freundin des Toten veröffentlicht hatte. Dort war zu lesen, dass der junge Mann am 2. Januar &bdquo;plötzlich“ die Wohnung verlassen und &bdquo;kaum Geld und Kleidung“ bei sich gehabt habe. Der letzte bekannte Aufenthaltsort des jungen Mannes war demnach diese Wohnung in der Nähe der Musikschule. Angehörige meldeten ihn bei der Polizei als vermisst.

Das bestätigten Ermittler auch auf Anfrage. Demnach soll der junge Mann die Wohnung an der Dr.-Lehmann-Straße um 1.26 Uhr verlassen haben und Richtung Portastraße gegangen sein. Wohin er in der Kälte ohne Geld und spärlich bekleidet lief, ist bis heute aber ungeklärt. Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass der junge Mann noch in dieser Nacht starb. Es bleibt jedoch ein Rätsel, warum der junge Mann sterben musste, wo und unter welchen Umständen er zu Tode kam und was in den 13 Tagen zwischen dem Verschwinden und dem Fund des Leichnams geschah.

So wurde der Leichnahm im Klinikmüll gefunden Ein Mitarbeiter der Entsorgungsfirma Kottmeyer fand den Leichnam am Montagmorgen, 15. Januar 2024, im Klinikmüll. Das Entsorgungsunternehmen hatte den Pressmüllcontainer zuvor an der Klinik abgeholt und in einer Halle auf dem Betriebsgelände an der Brückenstraße ausgeladen. Dort wird der Müll aus mehreren Pressmüllcontainern gesammelt, ausgekippt und dann mit einem Radlader in einen größeren Transportcontainer umgeladen. In diesem Transportbehälter wird der Müll erneut gepresst und dann zur Deponie oder in die Müllverbrennung abgefahren.

Der Radlader-Fahrer entdecke den Körper, als er die Schaufel über dem Transportcontainer auskippte. Offenbar baumelten Arme und Beine des Toten einen winzigen Moment aus der Schaufel heraus, bevor der Leichnam in den Transportcontainer fiel. Dass der Tote entdeckt wurde, ist demnach purer Zufall. Die Arbeiten wurden sofort eingestellt, das Unternehmen rief die Polizei. Und die Kripo sperrte die Halle.

Ein Gerichtsmediziner untersuchte den Leichnam am Dienstag, 16. Januar. Laut Pressemitteilung der Polizei starb der junge Mann durch &bdquo;spitze Gewalteinwirkung“, die &bdquo;nicht mit den mechanischen Vorgängen im Verlauf der Müllverarbeitungskette erklärbar“ war. Die Formulierung lässt allerdings zahlreiche Deutungen zu und viele Fragen offen. Wenn die Müllpresse nicht die Todesursache ist, was dann? Kennt die Polizei die Tatwaffe und hat sie diese sichergestellt? Wer hat die Tatwaffe geführt? Oder starb der junge Mann durch einen tragischen Unfall? Und wie kam dann sein Leichnam in den Klinikmüll?

Klar scheint bislang bloß zu sein, dass der junge Mann nicht freiwillig in den Pressmüllcontainer gestiegen ist. Es spricht vieles dafür, dass sein Leichnam von Unbekannten dort entsorgt wurde.

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