Tierschutzhof aus Minden-Lübbecke ist in der TV-Serie „Harte Hunde“ dabei

Rahden/Diepenau. Tiere mit Krankheiten oder einer Behinderung haben es oft schwer in der Vermittlung. Für sie brauchen Menschen oft etwas mehr Geduld, Zeit und finanzielle Kapazitäten, um Tierarztkosten oder spezielles Futter bezahlen zu können. Doch die gelernte Altenpflegerin Annette Arkenberg (52) hat ein großes Herz für diese Tiere und nimmt sie auf, so weit es die Kapazitäten auf ihrem Hof zulassen. Nachdem sie jahrelang Tiere privat gepflegt hatte, gründete sie 2020 den Verein &bdquo;Halona Mensch und Tier“ (MuT) und gibt Haus- und Hoftieren ein dauerhaftes Zuhause. &bdquo;Halona MuT“ möchte Menschen und Tiere zusammenbringen, unter anderem durch die tiergestützte Therapie.

Annette Arkenberg hat den Hof in Diepenau kurz hinter der Rahdener Grenze 2019 gekauft und saniert. Das Gelände ist knapp drei Hektar groß; durch die Außenstelle bei der zweiten Vorsitzenden des Vereins, der gebürtigen Stemwederin Birte Hanczuch (45), kommt ein weiterer Hektar Fläche hinzu. Fast 130 Tiere leben insgesamt auf dem Gelände des Tierschutzhofs. Jeweils 5 Katzen, Hunde, Kaninchen und Meerschweinchen sowie 14 Pferde, 2 Esel, 2 Alpakas, 8 Ziegen, 6 Schafe, 4 Schweine und 2 Schildkröten sind dabei. 4 Gänse, 3 Laufenten, 17 Hühner, weitere Vögel und Fische kommen noch hinzu.

Einige von ihnen wurden von anderen Tierschutzvereinen und Tierheimen auf den Hof vermittelt, manchmal geben die Halter das Tier auch selbst zu seinem Wohl ab. Vor allem die Zusammenarbeit mit dem Tierheim Bückeburg klappe sehr gut, betonen Arkenberg und Hanczuch. Tiere, die wenig Chancen auf eine Vermittlung haben, bekommen eine Pflegestelle auf dem Hof. Auch aus dem Tierheim Lübbecke wurde bereits ein Tier übernommen: der Ziegenbock Dodge.

Alpaka aus Stemwede lebte einige Zeit auf dem Tierhof Jedes Tier hat seine individuelle Geschichte, viele haben Krankheiten oder Behinderungen. Katze &bdquo;Frozen“ ist taub, Katze Lenchen hat Ataxie und ist darum etwas unsicher auf den Beinen. Hund Manfred hat eine Umweltallergie, Mops Zorro, der vom Konrad-Lorenz-Tierschutzverein aus Ungarn vermittelt wurde, ist querschnittsgelähmt.

Mini-Schwein Mario wurde seinen Besitzern mit einem weiteren Schwein zu einem besonderen Anlass geschenkt. Leider fehlte diesen das Wissen über die artgerechte Haltung. Nachdem das zweite Schweinchen bereits nach kurzer Zeit gestorben war, lebte Mario vier Jahre ohne Artgenossen in Wohnungshaltung. Nachdem das Veterinäramt die Haltung beanstandet hatte, brachten die Halter Mario auf den Hof. &bdquo;Er war mangelernährt und hatte hinten keine Borsten. Seine Beine waren unterbemuskelt und er war völlig unsozialisiert gegenüber anderen Schweinen“, erinnert sich Annette Arkenberg.

Die beiden Alpakas wurden ursprünglich als Gefährten für ein drittes Tier per Annonce gesucht. Das Tier, das vor kurzem verstorben ist, lernte Birte Hanczuch zufällig bei einem Besuch eines Anbieters von Alpaka-Wanderungen in Stemwede kennen. Das Alpaka sei stets abseits von den anderen gewesen und habe zudem eine Rückenproblematik gehabt, weswegen es nicht für die Wanderungen eingesetzt werden konnte. &bdquo;Ich wüsste da einen Platz“, schlug Birte Hanczuch den Haltern vor.

Kinder lernen den richtigen Umgang mit den Tieren Für Annette Arkenberg beginnt der Tag meistens morgens um halb sechs. Noch vor dem ersten Kaffee versorgt sie Hunde, Katzen und weitere Kleintiere. Nach dem Frühstück geht die Runde draußen weiter mit füttern, Medikamente geben und Ställe säubern. Dann besucht sie eine auf dem Hof lebenden Palliativ-Patientin und kümmert sich. Die langjährige Familienfreundin ist an Krebs erkrankt und wollte ihre restliche Lebenszeit auf dem Hof verbringen. Bis 15 Uhr steht dann Büroarbeit an. Neben dem Tierschutz arbeitet Arkenberg auch selbstständig in der Pflege, bietet zum Beispiel Pflegeberatung an. Nachmittags findet die tiergestützte Therapie statt.

Dabei dürfen zum Beispiel Kinder, die die Diagnose ADHS oder Autismus haben, sich mit einem Tier ihrer Wahl beschäftigten und dabei Geduld und den richtigen Umgang mit diesem lernen. Tiere mit Handicap seien hierbei auch oft tolle Partner, findet Annette Arkenberg. &bdquo;Sie brauchen mehr Zuwendung und sind entsprechend sehr dankbar und zugänglich. Mit ihrer Hilfe können wir auch Menschen, die vielleicht auch selber eine Behinderung haben, vermitteln, dass ein Handicap nicht schlimm ist.“ Abends gibt es eine weitere Fütterungsrunde. Dazwischen kümmert sich die 52-Jährige auch um Haus- und Gartenarbeit sowie Bauprojekte auf dem Hof.

Einen Großteil des Alltags wuppt sie meist alleine, da ihr Mann berufsbedingt nur am Wochenende da ist. Es gebe aber auch acht Menschen, &bdquo;die versuchen, ihr zur Stange zu halten“, sagt Birte Hanczuch, die selber viel mit anpackt. Bei 130 Tieren kommt einiges an Kosten zusammen und eine Förderung gibt es nicht. Neben Spenden gibt es die Möglichkeit, den Tierhof mit Patenschaften zu unterstützen. Zudem werden Veranstaltungen auf dem Hof organisiert wie zum Beispiel ein Weihnachtsmarkt und ein Sommerfest. Darüber hinaus bietet der Hof auch für Urlauber Möglichkeiten: Es gibt Wohnmobilstellplätze und zwei selbst konstruierte, beheizbare Tipis zum Übernachten. Gäste können auch eine Gemeinschaftsküche sowie ein Gemeinschaftsbad nutzen.

Dreharbeiten für die Doku-Serie starteten Ende August Von der Vox-Serie &bdquo;Harte Hunde - Ralf Seeger greift ein“ ist Annette Arkenberg schon lange Fan. In der Tier-Doku besuchen Ralf Seeger und sein Team, die &bdquo;Harten Hunde“, verschiedene Tierschutzeinrichtungen und packen tatkräftig mit an bei Bauprojekten. 2024 klappte es mit der Bewerbung und nach einer Vorbesichtigung stimmten Ralf Seeger und sein Team zu, dem Tierhof Halona MuT zu helfen. Sie seien vorgewarnt worden, dass Ralf Seeger auch mal etwas launisch sein könne, doch tatsächlich hätten sie sich auf Anhieb sehr gut verstanden, berichten die beiden Tierschützerinnen mit einem Lachen.

Vom 28. August bis 2. September liefen die Dreharbeiten. Die &bdquo;Harten Hunde“ packten kräftig mit an, machten das Kaninchengehege ausbruchssicher, bauten einen Spielpark für die Ziegen, legten einen Pool für die Gänse an und bauten einen Zaun. Mops Zorro bekam einen neuen Rollstuhl. Zu tun gibt es natürlich noch viel mehr, doch die Zeit ist begrenzt.

&bdquo;Es war spannend, aber auch echt anstrengend“, sagt Annete Arkenberg rückblickend. Und der Abschied stimmte sie wehmütig: &bdquo;Wir haben Rotz und Wasser geheult, als die Zeit vorbei war.“ Die TV-Doku zeige auch nur einen kleinen Einblick und bilde nicht alles ab, was den Hof ausmache. Birte Hanczuch: &bdquo;Man wird im Fernsehen nicht alles sehen, was wir hier leisten“. Vom Auftritt im Fernsehen erhofft sich der Verein, dass der Tierhof noch bekannter wird und sich noch mehr Unterstützer finden.

Mit Ralf Seeger hat Annette Arkenberg weiterhin Kontakt. Nach den Dreharbeiten vermittelte er bereits vier Tiere an ihren Tierschutzhof, drei Hunde und ein Pferd. Einer davon ist Kangal-Rüde Benji, der aus der Türkei kommt und ein verkümmertes Vorderbein hat. Vermutlich hatte er als Welpe einen Autounfall und das Beinchen konnte nicht richtig heilen. Er benötigt regelmäßig Physiotherapie. Vor Kurzem folgte das ehemalige Dressurpferd Dual.

Wenn die Folge am Samstag, 1. Februar, ab 19.10 Uhr bei Vox im Fernsehen läuft, dann treffen sich die Tierfreunde vom Lebenshof zu einer kleinen Watch-Party.

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