Drei gerettete Hunde von verwahrlostem Gnadenhof jetzt im Bielefelder Tierheim

Bielefeld. So schlimm wie einige der Tiere, die das Kreis-Veterinäramt jetzt von einem vermeintlichen Gnadenhof in Porta geholt hat, sähen die drei zum Glück nicht aus, so der erste Eindruck von Jill Jansen. Als die Tierpflegerin den Zwinger betritt, in dem die drei mittelgroßen Mischlinge im Bielefelder Tierheim untergebracht sind, kommen zwei freudig auf sie zugelaufen, suchen ihre Nähe und lassen sich gern streicheln.

Der Dritte, ein schwarzer Rüde, hält sich eher skeptisch im Hintergrund und beobachtet bellend das Geschehen. &bdquo;Wir hatten eigentlich sogar mit zehn Hunden gerechnet“, sagt Jansen, die das Hundehaus im Bielefelder Tierheim leitet und die angehenden Tierpfleger ausbildet. Bei großen Beschlagnahmungen und Fällen von sogenanntem &bdquo;Animal Hoarding“ arbeiteten die Tierheime und Tierschutzvereine aus ganz Deutschland zusammen.

Die beiden Rüden und die Hündin aus Porta seien nach der Beschlagnahmung vor gut einer Woche über das Tierheim Bückeburg nach Bielefeld gekommen. So gehe es den Dreien erst einmal ganz gut, sagt Jansen. Aber viele Fragen, etwa nach dem Alter oder möglichen Erkrankungen der Tiere, seien noch offen. Eine Untersuchung durch den Tierarzt stehe noch aus.

Liebenswerte Hündin Ida sucht neues Zuhause Die drei könnten zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht einfach in ein neues Zuhause vermittelt werden. So wie die fünf der kleinen Yorkshire Terrier- und Chihuahua-Mischlinge, die das Bielefelder Tierheim aufgepäppelt hat. Sie waren im März völlig verwahrlost und abgemagert, mit über 40 anderen Hunden in einem verlassenen Gammelhaus gefunden in Bad Iburg worden.

&bdquo;Eigentlich hatten jetzt alle ein tolles neues Zuhause gefunden“, berichtet Jansen. Aber für die kleine Ida suche der Verein nun doch noch eine neue Bleibe, da sie sich mit den Hunden ihrer neuen Familie leider nicht verstehe. Weitere Infos zu der &bdquo;sehr neugierigen, liebenswerten Hündin, die leider in ihrem Leben vermutlich bisher nicht erfahren durfte, wie ein Leben in einer Familie funktioniert“ gibt es auf der Internetseite des Bielefelder Tierheims.

Die Fälle von &bdquo;Animal Hoarding“ nehmen zu – die grausige Entdeckung etlicher verwahrloster Tiere auf dem sogenannten Gnadenhof in Porta Westfalica sei keine Ausnahme, heißt es vom Deutschen Tierschutzbund. Den Negativrekord halte bislang das Jahr 2023 mit 115 bekannten Fällen deutschlandweit und 6.691 gehorteten Tieren. Die meisten Fälle davon ereigneten sich in NRW (36).

Krankhafter Drang, möglichst viele Tiere zu &bdquo;retten“ Hinter dem Drang, möglichst viele Tiere zu &bdquo;retten“, könnte auch eine psychische Erkrankung stecken, sagt Jansen. &bdquo;Oft sind es Menschen, die sich auch nicht gut um sich selbst kümmern.“ Den Sammlern selbst sei oft nicht bewusst, dass ihnen alles über den Kopf wachse, sie die Tiere vernachlässigen und auch selbst unter der Situation leiden. Sie bezeichneten ihre Häuser oder Höfe teilweise sogar als Gnadenhöfe.

In der Coronazeit sei der illegale Welpenhandel explodiert, die Tierheime seien &bdquo;rappelvoll mit verhaltensauffälligen Hunden“. Über das Internet kämen die Hoarder deshalb leicht an Tiere. &bdquo;Vor- oder Nachkontrollen gibt es häufig nicht, viele wollen ihre Tiere einfach nur schnell loswerden“, ergänzt Jansen.

Nach einer großangelegten Beschlagnahmung in Porta versorgt auch das Tierheim Minden acht Hunde – und schlägt Alarm. Die Tiere leiden unter Parasiten, Krankheiten und Angst – und bringen das ohnehin volle Heim an seine Grenzen. Im Bielefelder Tierheim sind aktuell vor allem Katzen das große Problem. Rund 185 Tiere hat es allein da aktuell zu versorgen. Erschreckend hoch sei die Zahl der Fundkatzen, die überwiegend weder kastriert, gekennzeichnet noch registriert seien – trotz Kastrationspflicht. &bdquo;Vor einer Zeit aus einem Animal-Hoarding-Fall aus Lippstadt mehrere Dutzend aufgenommen“, berichtet Jansen.

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